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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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Schusses.

43
     
     
     
     
     
     
     
    E inen Augenblick lang verstummte die Welt. Dann kam das Rauschen, das in ein Brummen überging und einen Unterdruck in Svens Gehörgängen erzeugte, der alle anderen Geräusche absorbierte und nur den Knall widerhallen ließ. Verwundert stellte er fest, dass er noch am Leben war. Langsam öffnete er die Augen.
    Was er sah, war nicht zu begreifen. Rauch stieg aus der Mündung der Pistole und aus dem Auswurfschacht des Schlittens auf. Mohamed taumelte zurück. Sein Mund war halb geöffnet. Ein dünner Speichelfaden tropfte von der Unterlippe und zog sich bis zum Kinn hinab. Das rechte Auge schielte ein wenig zur Decke hinauf, während das linke Hees blicklos anstarrte. Die Kugel war etwa zwei Zentimeter über dem Nasensattel durch die Stirn gedrungen. Wer behauptete, ein schneller Tod sei würdevoll und wünschenswert, hatte noch nie einen Menschen durch einen Kopfschuss sterben sehen. Mohameds Hose verfärbte sich um den Schritt herum dunkel. Dann sackte er zusammen und sank auf die Knie. Schließlich kippte er vornüber und schlug so heftig auf den Fliesen auf, dass der Boden vibrierte. Angewidert wandte Sven den Blick ab und stellte fest, dass die Pistole jetzt wieder auf ihn gerichtet war.
    »Sie sehen, Herr Kommissar«, sagte Hees, »ich bin durchaus in der Lage, meine Probleme selbst zu regeln.«
    »Pro… Probleme?«, stotterte Sven.
    »Ich sage doch, ich hasse Leute, die Fehler machen. Wenn er mir nicht diesen schießwütigen Anfänger angeschleppt hätte, hätte Hofer uns wahrscheinlich längst gesagt, was wir wissen wollen, und dieses Spießrutenlaufen mit Ihnen wäre gar nicht nötig. Aber wahrscheinlich ist er inzwischen krepiert, und jetzt sind nur noch Sie da. Also machen Sie lieber keinen Fehler und reden Sie endlich. SOFORT !«
    »Sie werden mich nicht erschießen«, beharrte Sven.
    »Ach nein?« Hees lachte auf und fuchtelte mit der Waffe vor Svens Nase herum.
    »Nein«, antwortete Sven. »Sie hätten es längst getan, wenn Sie es sich leisten könnten. Aber dieses Risiko würden Sie niemals eingehen, solange ich Ihnen nicht gesagt habe, was Sie hören wollen. Und wenn Sie mich umbringen, haben Sie spätestens in zwei Tagen eine zwanzigköpfige Sonderkommission am Arsch hängen, das garantiere ich Ihnen. Und die Jungs sind gut. Die verstehen ihr Geschäft, und wenn es um den Tod eines Kollegen geht, geben sie sich besonders viel Mühe. Irgendwann wird man unsere Leichen finden, und dann haben Sie einen Fehler gemacht. Selbst jemand mit Ihren Beziehungen dürfte es nicht schaffen, eine ganze Handvoll Leichen spurlos verschwinden zu lassen.«
    Hees schien kurz zu überlegen. »Und wenn schon«, meinte er dann gelassen. »Zwei von den Toten sind Ausländer, und beide sind durch einen Kopfschuss aus Ihrer Waffe getötet worden, Herr Kommissar. Man wird sie für Mitglieder der Türkenmafia halten und denken, das Ganze sei eine Hinrichtung oder ein Drogenkonflikt, in den Sie bei Ihren Ermittlungen hineingeraten sind, oder was auch immer. Vielleicht denken die Kollegen ja auch, Sie hätten da selbst mit dringesteckt, wer weiß? Ein unzufriedener Bulle mehr, der sich ein Stück vom großen Kuchen abschneiden wollte und zu gierig geworden ist. Mir ist es ziemlich egal, was die sich zusammenreimen, solange sie mich nicht damit in Verbindung bringen können. Und dafür werde ich sorgen. Und was Sie angeht, Herr Kommissar«, sagte er, und seine Stimme schien noch etwas rauer zu werden, »für Sie gibt es zwei Möglichkeiten zu sterben: eine qualvolle und eine schnelle. Sie haben die Wahl.«
    »Ich dachte, Sie bevorzugen subtilere Erpressungsmethoden.«
    »Bei Ihnen mache ich gerne eine Ausnahme.«
    Wieder hatten Hees’ Augen diesen seltsamen Glanz angenommen. Es schien beinahe, als beschränke sich seine Existenz auf ein einziges Ziel: Sven zu besiegen, seinen Willen zu brechen, selbst wenn das bedeutete, dass er ihn töten musste.
    »An meinem Standpunkt hat sich nichts geändert«, entgegnete Sven. »Ich habe alles gesagt, was ich zu sagen hatte.«
    »Tja, Herr Kommissar«, gurrte Hees, und der Glanz in seinen Augen wurde zu einem Funkeln. »Dann sollten Sie sich jetzt wohl fragen, wie viel Schmerzen Sie ertragen können.«
    Ein weiterer Schuss krachte. Dieses Mal wurde er von Svens Schrei übertönt.

44
     
     
     
     
     
     
     
    E ntkräftet stützte Koschny sich auf das Geländer, um seinen Fuß zu entlasten. Die Lagerhalle lag hinter ihm. Jetzt befand er sich

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