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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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als Gegenleistung sehen Sie vermutlich nicht so genau auf Bestimmungen und Verordnungen.«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Na, so läuft das doch üblicherweise, oder nicht? Eine Hand wäscht die andere.«
    »Vereinbarungen beruhen nun einmal auf Gegenseitigkeit«, räumte Kilian ein. »Nur so ist ein funktionierendes System möglich. Auch Forschung und Wissenschaft haben ihre Position in den letzten Jahren gefestigt und sind heutzutage nicht mehr wegzudenken. Mit ihrer Hilfe können neue Märkte entwickelt werden. Und ich rede nicht von simplen Standortfragen oder Marketingstrategien. Was ich meine, ist die Suche nach etwas, das es noch nicht gibt, das aber jeder haben will. Ein Produkt, nach dem die Nachfrage quasi unbegrenzt ist und durch das wir das wirtschaftliche Einkommen dieser Region auf einen Schlag vervielfachen könnten. Ganz zu schweigen von der Publicity, die sie dadurch erhält.«
    »Und Sie haben ein solches Produkt?«
    »Ja, vielleicht«, sagte Kilian und betrachtete Sven mit hochgezogenen Augenbrauen. »Oder sagen wir besser, wir stehen in engem Kontakt mit jemandem, der in der Lage wäre, ein solches Produkt zu schaffen. Allerdings erfordert das einen hohen Zeitaufwand. Und Zeit ist in unserem Falle äußerst kostbar. Die Konkurrenz auf diesem Markt schläft nicht.«
    »Und von welchem Markt genau sprechen Sie?«
    Kilian setzte ein falsches Lächeln auf. »Ich habe Ihnen bereits mehr erzählt, als Sie eigentlich wissen dürften, daher sollten wir es bei dieser Information belassen.«
    »Hm.« Sven senkte nachdenklich die Mundwinkel. »Und was hat das dann alles mit mir zu tun?«
    »Sagen wir, ich will Ihnen helfen, die Dinge besser zu verstehen.«
    Wenn das wirklich sein Anliegen war, tat er sein Möglichstes, es zu verschleiern. Doch vermutlich gehörte es zu den Eigenarten eines Politikers, in Rätseln zu sprechen.
    »Wie ich hörte«, fuhr Kilian fort, »haben Sie in letzter Zeit eine Menge Pech gehabt, Herr Kommissar. Zuerst die Trennung von Ihrer Frau und dann der tragische Unfall Ihres Kollegen. So etwas kann einen schon aus der Bahn werfen.«
    Sven hatte in den letzten Tagen eine Menge Umschreibungen für Dennis’ Tod zu hören bekommen. Ihn als Pech zu bezeichnen war mit Abstand die widerlichste.
    »Sie scheinen ja eine Menge über mich zu hören«, meinte er missmutig.
    »Ich weiß eben gern, mit wem ich es zu tun habe. Bei Ihnen bin ich mir da allerdings nicht so sicher. Sie sind schwer einzuschätzen, Herr Kommissar. Ein Mann wie Sie könnte es in der Politik weit bringen.«
    »Danke, ich habe schon einen Job.«
    »Und machen Sie ihn gern, diesen Job?«
    »Gelegentlich«, kam die zögernde Antwort.
    »Das klingt nicht sehr überzeugend.«
    »Alles hat seine Höhen und Tiefen.«
    »Ich könnte da vielleicht etwas für Sie tun.«
    Ihre Schritte verlangsamten sich, und schließlich blieben sie in der Nähe des Parkplatzes stehen, auf dem ein Reisebus zischend zum Stehen kam und weitere Touristen ins Freie entließ.
    »Wie ich in Erfahrung bringen konnte«, sagte Kilian, »wird in Ihrem Haus demnächst eine leitende Position frei. Ich könnte meine Beziehungen spielen lassen.«
    Sven sah seinem Gegenüber prüfend in die Augen. Was er dort fand, gefiel ihm nicht besonders. »Und was müsste ich dafür tun?«
    »Nichts. Das ist die Bedingung. Ich will, dass Sie gar nichts tun. Lassen Sie alles, wie es ist, und hören Sie auf, die Dinge unnötig zu komplizieren. Ich weiß, es ist Ihr Job, nach den Schuldigen zu suchen. Aber soviel ich weiß, haben Sie bereits einen. Also lassen Sie es dabei bewenden, und bald müssen Sie Ihr Büro nicht mehr mit jemandem teilen.«
    Nun war alles klar. Keine Zweifel mehr, keine rätselhaften Phrasen. Das Vorspiel war beendet.
    »Bestechung?« Svens Wangen glühten.
    »Nein, eine Vereinbarung«, entgegnete Kilian. »Eine Hand wäscht die andere, erinnern Sie sich?«
    Sven sah den Mann unverwandt an, dessen Absichten jetzt unmissverständlich waren. Doch er entdeckte noch etwas anderes in diesen Augen.
    »Verstehe ich Sie richtig?«, fasste er zusammen. »Sie wollen, dass ich meine Nachforschungen in einem bestimmten Mordfall einstelle, und dafür bieten Sie mir eine leitende Stelle an?«
    Kilian nickte.
    »Milenz ist unschuldig.«
    »Na und, wen interessiert das? Die Anwälte haben etwas, worüber sie streiten können, die Pressefritzen etwas, worüber sie schreiben können, und Sie haben eine Beförderung. Alle sind zufrieden, nicht wahr? Sie sehen, das

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