Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
ihr Angst.
»Wie geht eigentlich die Grabung voran?«
»Ich habe Jonas heute Morgen angerufen. Alles lief bestens.«
»Gut zu wissen, dass Luther und seine Frau die Crew heute Nacht nicht abgemurkst haben.«
Diane zog eine Grimasse. »Ja, ich war froh, seine Stimme zu hören.«
Nach dem Essen fühlte sich Diane bedeutend besser. »Ich schaue doch mal kurz bei der Abfallgrube vorbei. Du kannst mitkommen, wenn du magst.«
»Kann ich dir das ausreden?«
»Nein.«
»Dann fahre ich dich hin.«
Als sie dann zum Grabungsfeld marschierten, war sich Diane nicht mehr so sicher, ob ihre Entscheidung wirklich richtig gewesen war. Ihr ganzer Körper tat weh. Besonders die Kreuzschmerzen waren kaum auszuhalten. Es war heißer, als sie erwartet hatte, und der Schweiß floss ihr den Rücken hinunter.
»Mussten Sie unbedingt kommen?«, fragte Jonas besorgt.
»Ja«, antwortete Diane. »Ich bleibe auch nicht lange. Ich möchte mich nur einmal kurz umschauen.«
Alle kamen sie jetzt herbei – die Mitglieder der Crew, Whit und der Sheriff – und fragten besorgt nach ihrem Befinden, und allen musste sie noch einmal kurz ihr nächtliches Abenteuer erzählen. Danach konnte sie sich endlich dem Fortgang der Arbeiten widmen.
Die Mannschaft war tatsächlich gut vorangekommen. In der ganzen Grube und den außen liegenden Bereichen hatten sie bereits die oberste Erdschicht abgetragen. Jetzt sah die Abfallgrube wie ein Mosaik aus Knochenreliefs aus. Die Skelettteile waren beinahe erdfarben, außer denjenigen, die dem Licht ausgesetzt waren, die waren grauweiß. Nur wenige waren völlig ausgebleicht.
Der menschliche Knochen, den sie gestern entdeckt hatte, war jetzt völlig freigelegt. Es war ein rechter Oberarmknochen. Wie beim Schlüsselbein zeigten parallele Markierungen auf seinem Schacht, dass er von Ratten angenagt worden war.
»Ich habe ihn kurz vermessen«, sagte seine Ausgräberin. »Er ist etwa 37 cm lang. Aber das ist eine ungefähre Messung, denn ich hatte nur ein Maßband. Ich nehme an, Sie werden ein Knochenmessbrett benutzen.«
Diane nickte. »Ich brauche genaue Maße, aber es sieht so aus, als ob die Person so etwa 1,80 Meter groß war. Sehen Sie diese Muskelansätze hier? Er war ein kräftiger Bursche.«
»Sie glauben also immer noch, dass es ein Mann war?«
»Ich müsste das Becken sehen, aber bis jetzt sieht es für mich nach einem Mann aus.«
»Geht es Ihnen gut? Sie sind so blass.«
»Ich sollte wohl nach Hause gehen, denke ich. Wahrscheinlich hätte ich nicht hierher kommen sollen, vor allem das Laufen hat mir nicht gerade gut getan.«
»Dr. Fallon, ich glaube, wir haben ein Bein und einen Fuß gefunden.«
Diane schaute in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Es war ein männliches Crewmitglied, das neben dem Sheriff an einer Grabungsstelle etwas außerhalb der Abfallgrube stand.
»Der Kerl ist anscheinend über die ganze Fläche verstreut«, sagte die Frau und stand auf, um zusammen mit Diane hinüberzugehen. Auch Frank und Whit eilten herbei, und alle betrachteten fast andächtig die ausgegrabenen Bein- und Fußknochen.
»Gute Arbeit«, sagte Diane.
»Danke«, sagte der Ausgräber.
»Sieht so aus, als hätten Sie noch ein Stück von ihm gefunden«, meinte der Sheriff.
Diane bückte sich und schaute sich die Knochen genauer an. Dann warf sie Whit einen fragenden Blick zu.
»Was ist los?«, fragte Frank und ließ die Augen zwischen Diane und Whit hin- und herwandern.
»Oh Gott«, sagte Whit. »Müssen wir das hier erwähnen?«
»Jetzt schon«, sagte der Sheriff und schaute ihn misstrauisch an.
»Es ist ein Bär«, sagte Diane. »Man hat ihm die Klauen entfernt. Gewildert, nehme ich an.«
»Das weiß ich nicht. Der Typ brachte ihn zu uns, und wir haben das Tier für ihn präpariert. Das ist etwa drei Jahre her, und ich habe Dad gesagt, dass wir beim nächsten Bär den Kunden fragen müssen, wo genau er ihn herhat.«
»Das sieht wirklich wie ein Mensch aus«, sagte der Sheriff.
»Bären laufen eben wie wir auf den Füßen«, sagte Diane.
»Ja, wie denn sonst?«, fragte der Sheriff.
»Hirsche laufen auf den Zehenspitzen, so wie die Pferde. Hunde und Katzen laufen meistens auf den Zehen, nicht auf ihren Fußsohlen.«
»Also, das habe ich nicht gewusst«, sagte der Sheriff. »Sie laufen auf ihren Zehen?«
»Hirsche haben längere und breitere Metapodien als wir, deswegen können sie das tun. Da der Bär auf den Fußsohlen läuft, sehen die Knochen – wenn die Klauen entfernt
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