Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
ein schreckliches Nachthemd ohne Rückenteil anziehen.«
»Das stimmt, ich hätte einen Schlafanzug brauchen können, aber ich habe die ganze Nacht durchgeschlafen und wurde heute Morgen entlassen und konnte mich dann daheim umziehen.«
»Hier läuft alles prima. Der Herpetologe bringt heute seine kleinen, niedlichen Reptilienfreunde mit.«
»Ich hoffe, ich habe keinen Fehler gemacht, als ich ihm erlaubte, einige lebende Schlangen und Eidechsen in seine Ausstellungsabteilung zu integrieren.«
»Er hat gemeint, sie seien alle klein und nicht giftig.« Andie schien zu wiederholen, was ihr der Herpetologe gesagt hatte, ohne es allerdings so ganz zu glauben.
»Er hat mir eine Liste vorgelegt, und ich habe sie genehmigt«, sagte Diane. »Wir müssen nur überprüfen, ob er nicht doch welche mitgebracht hat, die wir nicht in unserem Museum haben wollen.«
»Mit allem, was heute ansteht, werde ich fertig. Bleiben Sie nur schön zu Hause und ruhen Sie sich aus.«
Diane gewann langsam den Eindruck, dass man sie nirgends benötigte. »Ich komme vielleicht später am Tag vorbei. Ich schaue mal, wie ich mich fühle.«
»Wenn nötig, kann ich Sie ja anrufen oder Ihnen eine E-Mail schicken. Bleiben Sie nur daheim. Sie werden mir morgen danken. Oh, Sie haben einen Brief von Ranjan Patel bekommen – derselbe, der bereits das Fax geschickt hat. Es ist eine weitere Kopie des gleichen Dokuments – nur besser lesbar.«
»Danke. Legen Sie es auf meinen Schreibtisch. Noch etwas?«
»Ach ja, Jonas hat mir telefonisch eine Botschaft für Sie durchgegeben. ›Läufer auf d6.‹ Er ließ es mich aufschreiben und ihm dann vorlesen. Ist das eine Art Code?«
»Nein. Wir spielen eine Partie Schach.«
»Oh. Das ist es also.«
»War das alles?«
»Ja, nur das Übliche. Nichts Weltbewegendes. Eine Menge Leute rufen an und erkundigen sich, wann die Museumseröffnung ist. Ein Reporter hat angerufen und gefragt, ob das Museum umziehen werde, nachdem es doch gerade erst renoviert worden sei.«
»Was haben Sie ihm geantwortet?«
»Nein.«
»Braves Mädchen. Also, ich melde mich.«
Diane legte auf, streckte sich auf der Couch aus und deckte sich mit einer Tagesdecke zu. Kurz vor dem Einschlafen fiel ihr ein, dass sie Frank nichts über Nahrungsmittelallergien erzählt hatte – ein weiteres Versäumnis, aber manchmal zahlen auch diese sich aus.
Sie wurde durch das Klopfen an ihrer Wohnungstür aus einem Traum gerissen, den sie liebend gerne weitergeträumt hätte. Sie rannte gerade mit Ariel in den Armen durch den Dschungel.
Frank. Sie stolperte zur Tür, entriegelte sie und machte auf.
29
I n der Tür stand Melissa. Der düstere Ausdruck auf ihrem Gesicht wurde durch die Schatten noch verstärkt, die die schwache Gangbeleuchtung warf.
»Sie haben mein Leben ruiniert. Wieso mischen Sie sich in mein Leben ein? Keiner hat Sie darum gebeten. Ich kenne Sie ja kaum.«
»Melissa? Was …?« Diane fiel der Besuch von Lacy und Emily ein. »Kommen Sie herein.«
Melissa marschierte so forsch in die Wohnung, dass sie Diane dabei beinahe umgeworfen hätte.
»Wie kommen Sie dazu, den Leuten zu erzählen, dass Alix mich verprügeln würde?«
»Das habe ich den Leuten nicht erzählt.«
»Natürlich haben Sie das. Laura ist eine Wichtigtuerin, aber keine Lügnerin.«
»Nein, das ist sie nicht, und ich bezweifle, dass sie Ihnen erzählt hat, ich hätte behauptet, Alix würde Sie verprügeln. Ich habe allerdings weitergegeben, was jemand mir selbst erzählt hat, nämlich dass Alix Sie ab und zu schlägt und Ihnen blaue Flecke verpasst. Und ich habe Laura auch erzählt, dass ich nicht weiß, ob das wahr ist.«
»Es ist nicht wahr. Alix und ich sind Freunde. Was fällt Ihnen überhaupt ein, sich in mein Leben einzumischen? Was geht Sie das Ganze an?«
»Ich stand kurz davor, Mike Seger zu feuern, weil ich dachte, er misshandle Sie, und das sogar noch im Museum. Das machte es zu meiner Angelegenheit.«
»Niemand misshandelt mich. Sie haben meinen Eltern wegen nichts und wieder nichts Angst eingejagt. Ich bin eben sehr aktiv und bekomme leicht blaue Flecken.«
»Prima. Dann brauchen Sie das ja nur noch Laura zu erzählen. Außerdem muss ich mich wirklich fragen, warum Sie das Ganze dermaßen in Wut versetzt, dass Sie extra bei mir vorbeikommen. Das spricht eigentlich gegen Ihre Behauptung, dass die Geschichte nicht wahr sei.« Diane fühlte sich plötzlich ganz schwach auf den Beinen. Sie wankte zurück zum Sofa und setzte sich.
»Was
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