Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
haben wir drei weitere Knochen an einer Stelle gefunden, die George und sein Sohn besucht haben, und zwar eine Woche, bevor sie das Schlüsselbein Frank übergaben. Kurz nachdem bekannt wurde, dass George im Besitz dieses Knochens ist, wird die ganze Familie ermordet. Eine Woche später, gerade als ich beginne, diesen Fall zu untersuchen, werde ich direkt vor meiner Wohnung überfallen. Am nächsten Tag wird Frank niedergeschossen. Und jetzt rechnen Sie mal eins und eins zusammen.«
Danach machte sich Diane auf zum Fahrstuhl, um zu Star zurückzukehren. Eine Schwester in grünem Chirurgenkittel, die gerade etwas in den Notizblock auf dem Schreibtisch eintrug, drehte sich um und legte eine Hand auf Dianes Arm. »Das eben war Dr. Sampson. Er ist gerade aus dem Grady-Hospital in Atlanta zu uns gekommen. Wir haben großes Glück, dass er mit seiner ganzen Familie hierher gezogen ist. Ihr Freund ist in guten Händen.«
Diane lächelte und dankte ihr. Sie war eine hübsche Mitdreißigerin mit verschmitzten Augen. Man merkte, dass sie es verstand, mit Menschen umzugehen, Diane fühlte sich sofort besser. Das Grady-Hospital war eines der besten Notfallkrankenhäuser im ganzen Land – was nicht zuletzt an den vielen Schusswaffenopfern lag, die man dort Tag für Tag einlieferte.
Als sie in Stars Zimmer kam, war diese schon fast ruhig gestellt, schien aber immer noch gegen das Beruhigungsmittel anzukämpfen. Zähes Mädchen, musste Diane denken. Sie strich ihr übers Haar.
»Star.« Sie schlug die Augen auf. »Frank hat die Operation gut überstanden. Der Doktor meint, er komme wieder in Ordnung.« Sie hatte der Aussage des Arztes eine etwas positivere Wendung gegeben.
»Sind Sie sicher?«, brachte sie nur mit Mühe heraus.
»Ich habe es vom Doktor selbst gehört. Eine der Schwestern hat mir erzählt, dass er einer der besten Unfallchirurgen des Landes sei. Frank ist also gut versorgt.«
Star seufzte, und ihr Atem wurde ruhiger. Sie schloss die Augen, machte sie aber sofort wieder auf. »Bleiben Sie noch eine Weile hier?«
»Klar.«
Diane rückte einen Stuhl neben Stars Bett und nickte darauf dann fast selber ein. Sie verließ das Zimmer erst, als sie sicher war, dass Star fest schlief.
Sie kehrte ins Wartezimmer im Erdgeschoss zurück. Izzy war im Gegensatz zu seinem Partner immer noch da. Er sprach gerade mit Jake Houser und zwei Männern in gedeckten Anzügen, die Diane nicht kannte.
»Dr. Fallon. Das ist ja furchtbar«, sagte Jake. »Sie haben mich mit dem Fall betraut, und ich versichere Ihnen, dass wir den Drecksack finden, der das getan hat. Das heißt allerdings, dass ich eine Zeit lang nicht im Museum Dienst tun kann …«
Diane nickte. Sie hatte nichts dagegen einzuwenden. Frank hegte großes Vertrauen zu Jake. Deshalb war es wahrscheinlich gut, dass er den Fall bearbeitete. Danach stellte Jake sie den beiden Männern vor. Es waren Franks Boss und sein Partner aus Atlanta. Beide schauten düster drein und erweckten den Anschein, auf einer Beerdigung zu sein. Diane hätte ihnen beiden gerne ans Schienbein getreten. Sie merkte, dass sie immer noch unheimlich gereizt war.
»Frank hat uns eine Menge über Sie erzählt«, sagte sein Partner. »Ich bin froh, dass wir uns einmal kennen lernen. Frank ist ein zäher Bursche. Ich bin mir sicher, dass er es schafft.«
»Ich glaube, er kommt wieder völlig in Ordnung«, sagte sie und versuchte, ihren eigenen Worten zu glauben. Genau das wollten sie hören. Keinen Small Talk, nur Frank wird durchkommen.
»Oh«, sagte Izzy. »Wir haben das hier im Gebüsch gefunden.« Er reichte ihr ihr Handy. »Keine Spur von Ihrer Tasche.«
»Danke, ich nehme an, sie liegt irgendwo im Rinnstein.«
Danach musste sie wieder einmal erzählen, was ihr gestern zugestoßen war. Die beiden Polizeibeamten aus Atlanta waren augenscheinlich über diese auffallende Koinzidenz der Ereignisse verblüfft. Vielleicht würden sie Izzy ein wenig aufrütteln.
Sie verabschiedete sich und ging ins Schwesternzimmer, um zu fragen, ob sie Frank sehen könne, wenn er wieder aufwachte.
»Sind Sie mit ihm verwandt?«
»Nein, befreundet.«
»Es tut mir Leid, nur Familienmitglieder haben Zutritt. Seine Frau ist gerade bei ihm.« Die Schwester war kurz angebunden und drehte Diane jetzt den Rücken zu.
»Er hat keine Frau«, sagte Diane.
Die Schwester stutzte und funkelte Diane mit ihren schwarzen Augen an.
»Das ist wahrscheinlich seine Exfrau«, fuhr Diane fort. »Sie sind seit fünf Jahren
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