Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
sah, dass er immer noch seinen Western las. Sie konnte gerade noch dem Drang widerstehen, ihm das Buch aus der Hand zu reißen und durch den Korridor zu schleudern.
Die Schwester am Informationsschalter im Erdgeschoss teilte ihr mit, dass Frank noch im OP sei, und beschrieb ihr den Weg zum Wartezimmer. Dort traf sie auf Izzy Wallace und seinen Kollegen.
»Wie geht es ihm?«, fragte sie.
»Wir wissen es nicht. Er wird immer noch operiert. Es sah nicht sehr gut aus.«
»Was ist passiert?«
»Er hatte sich gerade etwas Geld aus dem Geldautomaten vor dem Krankenhaus geholt und war auf dem Weg zu seinem Auto, als dieser Schwarze an ihn herantrat, auf ihn schoss und seine Brieftasche raubte.«
Diane schaute Izzy fassungslos an. »Frank und ich haben anscheinend gerade wirklich eine Pechsträhne, finden Sie nicht?«
»Es gibt Zeugen, die das Ganze beobachtet haben.« Izzy klang, als ob er sich angegriffen fühlte. Er schien sie nicht zu mögen, aber das war ihr egal.
»Was genau haben die Zeugen erzählt?«
Izzy zögerte einen Moment, als ob er sich nicht sicher sei, ob er ihr weitere Auskünfte geben dürfe.
»Ein schwarzer Typ mit einer Baseballkappe und Rastalocken näherte sich Frank bis auf drei Meter, zog eine Pistole und schoss ihn nieder, gerade als er das Geld in seine Brieftasche stecken wollte. Der Täter hob die Brieftasche vom Boden auf und rannte davon. Er verschwand in der Dunkelheit. Das Ganze ging sehr schnell. Zwei Personen wurden Zeugen des Überfalls – nun, eigentlich drei, aber eine Zeugin war ein kleines Mädchen, ein kleines schwarzes Mädchen.«
Die Art, wie Izzy ein kleines schwarzes Mädchen sagte, machte Diane misstrauisch. »Was genau hat sie denn gesagt?«
»Nun, natürlich wollte sie nicht, dass es ein Schwarzer war. Das ist verständlich. Sie ist ja noch ein Kind.«
»Also hat sie gesagt, der Täter sei nicht schwarz gewesen?«, drang Diane weiter in ihn. Sie musste ihm die ganze Sache offensichtlich aus der Nase ziehen.
»Ihre Beschreibung war ganz ähnlich – schwarze Haut und Rastalocken, aber sie sagte auch, dass er nicht wirklich schwarz gewesen sei.« Er schüttelte den Kopf. »Na ja, sie ist erst neun Jahre alt. Was kann man da anderes erwarten? Ich muss Sie noch etwas fragen – aber werden Sie nicht gleich böse, es ist meine Pflicht. Es geht um den Mann, der im Museum für Sie arbeitet. Wir sind ihm begegnet, als wir neulich dort waren. Die Beschreibung passt genau auf ihn. Wissen Sie, ob er etwas gegen Frank hat?«
»Wer?«, fragte Diane. »Kennen Sie seinen Namen?« Sie wusste, wen er meinte, wollte aber, dass er es selber aussprach.
»Ich meine den, der behauptet hat, man habe in sein Labor eingebrochen.«
Der, der behauptet hat, man habe in sein Labor eingebrochen. Zum Teufel mit dir, Izzy. Diane entschied sich, ihre Gedanken bei sich zu behalten, auch wenn ihr das schwer fiel. Wenn ich keine Informationen von dir brauchen würde, würde ich dir deutlich machen, was ich von dir und deinem Spatzenhirn halte.
»Korey, den Chefkonservator?«, fragte Diane mit gespieltem Erstaunen. »Er kennt Frank kaum, und er hat einen untadeligen Leumund. Er verübt keine Überfälle an Geldautomaten.«
»Ich musste Sie das fragen. Die Beschreibung passt nun einmal genau auf ihn.«
Ein Gutes hatte es, mit Izzy reden zu müssen; der Adrenalinstoß, den ihr das Gespräch mit ihm verschaffte, half Diane gegen ihr Zittern.
Plötzlich kam ein Arzt auf Izzy zu. Diane hielt den Atem an.
»Eine Kugel ist ganz knapp an seinem Herzen vorbeigegangen, und eine andere hat seine Lunge durchbohrt. Er hatte Glück, dass er so nahe am Krankenhaus war, als es passierte. Zeit ist in solchen Fällen alles. Die Operation ist gut verlaufen. In den nächsten vierundzwanzig Stunden werden wir mehr wissen.«
»Doktor, Sie haben nicht gesagt, wie es wirklich steht«, sagte Izzy.
»Ich habe Ihnen alles erzählt, was ich weiß. Ich bin vorsichtig optimistisch.«
Diane beschloss, sich dieses vorsichtig optimistisch zu merken und diesen Ausdruck gegenüber Star zu gebrauchen.
»Ich muss Star besuchen«, sagte sie zu Izzy, als der Arzt gegangen war. »Sie war so hysterisch, dass sie ihr eine Beruhigungsspritze geben mussten. Solange ich weg bin, bitte ich Sie, einmal über alle diese eigentümlichen Zusammenhänge nachzudenken. George Boone findet den Knochen eines Menschen – und bevor Sie jetzt etwas sagen, ich kann einen menschlichen Knochen von dem eines Hirsches unterscheiden. Seitdem
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