Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
und Lügen. Wissen Sie, wie schwer es für mich war, mich in dieser Stadt zum Detective hochzuarbeiten? Wir haben die Mörderin hinter Schloss und Riegel, und da wird sie bleiben – auch wenn Sie sich noch so bemühen, sie da rauszuholen. Falls Sie es übrigens noch nicht gehört haben: Der Richter hat ihren Antrag auf Kaution wieder abgelehnt. Wenigstens glauben nicht alle Leute Ihren Quatsch.« Sie verkniff die Lippen zu einem grimmigen Lächeln. »Ich hörte, Sie haben sogar angeboten, sie zu sich nach Hause zu holen. Vermutlich haben Sie einen Hang zu Streunern.«
Dianes Gesichtsausdruck verhärtete sich. Ohne Warrick aus den Augen zu lassen, stand sie auf. Der Bürgermeister und seine böswilligen Anspielungen fielen ihr wieder ein. Diese Frau war genau wie er.
Menschen in Führungspositionen umgeben sich gern mit Gleichgesinnten, die möglichst noch dieselbe Moral besitzen. Bei guten Führungskräften kann das von Vorteil sein. Wenn diese Leute jedoch üble Absichten verfolgen, entsteht daraus eine Schlangengrube. Das hatte sie bei kleingeistigen Diktatoren und kleingeistigen Bürokraten erlebt und erlebte es jetzt in der Verwaltung ihrer Heimatstadt. Genau in diesem Moment fasste sie den Entschluss, dieses Übel zu bekämpfen – sie alle zu bekämpfen, sie zu demütigen, ihnen ihre eigene Unfähigkeit vor Augen zu halten.
»Andie«, rief Diane, ohne die Beamtin aus den Augen zu lassen. Andie kam sofort herein, und an ihrem Gesichtsausdruck sah man, dass sie gelauscht hatte. »Begleite diese Dame hinaus. Sie darf nie wieder einen Fuß auf das private Gelände dieses Museums setzen. Sollte sie es dennoch tun, rufst du den Wachdienst.«
»Miss Fallon …«, begann Warrick. Plötzlich sah ihr Gesicht nicht mehr wütend aus. »Ich versuche doch nur meine Arbeit zu machen.«
»Was immer Sie mir sagen wollen, ist unerheblich. Unser Gespräch ist beendet.«
»Ich finde selbst hinaus.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Büro.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Andie. »Ich habe gehört, was sie gesagt hat.«
»Ja, ich bin okay. Aber ich wünschte, ich könnte dafür sorgen, dass ein Dinosaurier sie erschlägt.«
Es klopfte an der Tür, und beide Frauen wandten sich um. Jonas sah aus, als käme er direkt vom Feld.
»Wir haben die Knochen hergebracht«, sagte er. »Ich habe sie Korey gegeben, und er hat sie im Lager in das Gewölbe eingeschlossen.«
»Habt ihr den Schädel auftreiben können?«
Jonas schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Aber wir haben eine Möglichkeit gefunden, auf den Grund der Grube zu gelangen.«
»Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll«, bemerkte Diane.
»Nein, ich habe zu danken. Meine alte Abteilung gehört mir nicht mehr. Wenn du in den Ruhestand gehst, scheinen sie zu glauben, dass dein ganzes Wissen mit in den Ruhestand geht. Ich habe mir jeden Tag anhören müssen, wie nötig sie den Büroraum brauchen. Das hier schickt mir der Himmel. Ich fühle mich, als würde ich noch mal von vorn beginnen.«
»Warum verbringen Sie diese Nacht nicht zu Hause?«, schlug Diane vor.
»Genau das habe ich vor. Ich werde ein schönes Bad nehmen und dann bei einer Flasche Bier noch ein wenig Bach hören.«
»Das klingt sehr verlockend.«
Nachdem Jonas gegangen war, lief Diane zum Konservierungslabor. Korey war immer noch damit beschäftigt, die im Keller gefundenen Papiere zu sortieren. Ein paar einzelne Blätter hatte er auf einem Tisch ausgebreitet.
»Sie arbeiten heute Abend allein?«
»Ja. Hoffentlich brauche ich später kein Alibi.«
Diane lächelte ihn an, als habe er einen Witz gemacht, aber sie sah, dass es ihm ernst war. »Gibt es schon etwas Interessantes in den Papieren aus dem Keller?«
»Ich habe noch keine Seite gründlich gelesen. Viele sind in dieser spinnennetzartigen, schwer lesbaren Handschrift geschrieben. Aber es sind auch einige Bestellformulare an ein Veterinärinstitut dabei, mit denen Kalbsföten bestellt wurden, und eine Bestellung von ein paar fossilen Dinosauriereiern bei einem Typen in Utah. Ich frage mich, wofür die waren. Vielleicht für eine Privatsammlung. Es ist auch eine tolle Karte der Vereinigten Staaten von 1849 dabei. Die habe ich zusammen mit einer Reihe interessanter Zeichnungen zur Bearbeitung in ein anderes Labor geschickt. Die Zeichnungen sahen aus wie die Originalpläne für die Dinosaurier-Wandgemälde in den großen Sälen«, sagte Korey grinsend.
»Das ist ja interessant. Machen Sie weiter und informieren Sie die
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