Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
mir sogar einen Gefallen tun. Nein, sie schlagen mich nicht. Sie schubsen mich einfach nur rum, das ist alles.« Sie sah ihre Anwältin an. »Können Sie mich denn nicht hier rausholen?«
»Das werde ich auch heute wieder versuchen. Aber du brauchst eine Bleibe, wo du hingehen könntest.«
Star sah aus, als würde sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen.
»Sie kann bei mir wohnen«, sagte Diane. Wahrscheinlich etwas zu vorschnell, aber der dankbare Ausdruck in Stars Gesicht war es wert.
»Das wird helfen. Aber bitte, Star, erwarte nicht, dass du schon heute oder morgen hier rauskommst. Sehr wahrscheinlich werden sie wieder eine Kaution ablehnen, vielleicht aber auch nicht. Ich versuche es jedenfalls weiter«, bemerkte Serena.
»Vor allem aber«, sagte Diane, »musst du auf dich aufpassen. Ich werde dich so oft wie möglich besuchen, aber ich weiß nicht, wie oft das sein wird. Ich mache Fortschritte in dem Fall, und Frank geht es immer besser. Du hast allen Grund durchzuhalten.«
Star nickte.
»Und sei höflich«, meinte Serena noch. »Davon stirbst du nicht. Wenn du die Harte spielst, werden sie glauben, dass du wirklich hart bist, und sie werden dich so behandeln.«
»Wenn ich hier raus bin, können wir sie dann verklagen?«
»Mal sehen«, antwortete Serena. »Lass uns erst mal das eine erledigen.«
Es fiel Diane schwer zuzusehen, wie Star in ihre Zelle zurückgebracht wurde. Sie war froh, diesen Ort verlassen zu können, als sie hinausging. Sie konnte sich vorstellen, wie man sich fühlen musste, nicht von hier wegzukönnen. Sie dankte Serena Ellison und fuhr zum Museum.
Als sie zum ersten Mal ins Museum kam und das zu ihrem Büro gehörende Badezimmer sah, fand sie es schön, aber auch ein wenig übertrieben. Später benutzte sie es genauso häufig wie das Bad in ihrer Wohnung und war froh, dass sie es hatte. Sie stellte sich unter die Dusche, zog sich um und legte ausreichend Make-up auf, um sich wieder unter Menschen wagen zu können.
Sie bat Andie, keinen Anruf durchzustellen, und machte sich an ihre liegen gebliebenen Büroarbeiten. Wenn sie die nicht erledigte, brauchten sich ihre Gegner keine Tricks mehr einfallen zu lassen, um sie loszuwerden. Sie würde sich am Ende selbst sabotieren. Zuerst rief sie jedoch im Krankenhaus an, um sich nach Franks Zustand zu erkundigen. »Kritisch« war alles, was man ihr sagen konnte.
Diane erledigte ihre Museumsgeschäfte und empfand es als angenehme Abwechslung nach den letzten Tagen. Großartig, den Hauptberuf als Abwechslung zu betrachten. Kopfschüttelnd zeichnete sie ein Bestellformular ab.
Es war beinahe vierzehn Uhr, als laute Stimmen aus Andies Büro drangen. Andie versuchte anscheinend, jemanden davon zu überzeugen, dass Diane nicht gestört werden durfte. Diane erhob sich, aber da flog auch schon die Tür auf. Eine Frau baute sich vor ihrem Schreibtisch auf. Diane schätzte sie auf Anfang dreißig. Ihr hellbraunes Haar hatte sie zu einem strengen Nackenknoten zusammengesteckt. Sie trug einen braunen Hosenanzug. Ihre gerunzelte Stirn unterstrich ihren wütenden Gesichtsausdruck.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Diane und setzte sich wieder.
»Sie können helfen, indem Sie sich um Ihre eigenen verdammten Angelegenheiten kümmern.«
Diane ließ den Blick demonstrativ über die Papierstapel auf ihrem Schreibtisch wandern, bevor sie wieder zu der Fremden aufsah. »Das tue ich.«
»Sie wissen genau, was ich meine.«
»Leider nicht. Ich weiß nicht einmal, wer Sie sind.«
»Detective Janice Warrick.«
»Nun gut, Detective Warrick, worüber wollen Sie sich beschweren?«
»Wieso mischen Sie sich in meine Fälle ein? Sie würden es doch auch nicht mögen, wenn ich hier meine eigene Ausstellung veranstalte.«
»Welche Fälle meinen Sie?«
Sie beugte sich vor. »Tun Sie nicht so, als wüssten Sie nicht, dass ich den Mord an den Boones meine.«
»Ich habe dem Hauptkommissar bereits erklärt, dass die Verteidigung mich um Hilfe gebeten hat. Den Tatort habe ich erst betreten, nachdem er freigegeben wurde. Und das sogar mit der ausdrücklichen Erlaubnis des Besitzers. Worum geht es Ihnen also genau?«
»Um die Berichte in den Medien, die mich als Stümperin hinstellen, die die falsche Person verhaftet hat – darum geht es mir.«
»Ich habe die Berichte in den Medien nicht verfolgt, aber Sie können der Verteidigung nicht das Recht absprechen, ihre eigene Theorie über das Verbrechen zu entwickeln.«
»Nein, aber Ihnen das Recht auf Rufmord
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