Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
hungrig war, merkte sie immer erst, wenn sie etwas aß.
»Erklären Sie mir doch mal, worum es hier eigentlich geht«, bat Linc nach einigen Bissen.
Diane erzählte ihm die ganze Geschichte, vom ersten Knochen, den Frank ihr gezeigt hatte, bis zu dem restlichen Skelett, das jetzt, ohne Schädel, in ihrem Lagerraum lag.
»Sie glauben also, was Frank und Ihnen zugestoßen ist, hängt mit dem Mord an seinen Freunden zusammen?«
»Ja.«
»Was bringt es denen, wenn sie Frank erschießen?«
»Frank und ich sind die Einzigen, die eine alternative Spur verfolgen. Die Polizei interessiert sich nicht dafür. Frank ist der Einzige, der Star schützt. Ohne ihn wird sie wahrscheinlich verurteilt. Es gibt noch ein paar Ungereimtheiten in meiner Theorie, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das, was uns passiert ist, in direktem Zusammenhang mit dem Mord an den Boones steht.«
»Sieht ganz so aus. Wenn das stimmt, dann stimmt auch Ihre Vermutung, dass Frank immer noch in Gefahr schwebt. Was wollten Sie tun, bevor wir eintrafen?«
»Frank hat Leute vom Sicherheitsdienst angefordert, die das Haus der Boones bewachen sollten, damit keine Verwandten Stars Besitz davontragen können. Ich wollte sie bitten, jemanden vor Franks Zimmer zu stellen. Er hat auch Freunde bei der hiesigen Polizei, und ich bin mir sicher, sie würden ihm gern helfen.«
»Warum gehen Sie nicht nach Hause und schlafen sich aus? Haben Sie seit dem Überfall überhaupt geschlafen?«
»Ich möchte die Analyse so schnell wie möglich abschließen.«
»Sie und Frank passen wirklich gut zusammen. Er hält sich auch für unentbehrlich. Ich hoffe nur, dass keinem von euch etwas zustößt.«
Diane lächelte ihn an. »Ich bin nicht unentbehrlich, aber außer mir kann keiner im Moment das Skelett analysieren.«
»Ja, ja. So etwas würde Frank auch sagen.«
»Wie kam er eigentlich dazu, Akkordeon spielen zu lernen?«, fragte Diane.
Linc lächelte verschmitzt. »Weil sich alle darüber lustig gemacht haben, glaube ich. Als Kind war Frank völlig immun gegenüber Druck von seinesgleichen. Er ließ sich von niemandem beeinflussen, und die Meinung der anderen war ihm egal.«
»Das muss in der Schule schwer gewesen sein. Sicherlich haben ihn die anderen Schüler ständig gehänselt.«
»Anfangs ja. Aber als wir groß genug waren, um Boxhandschuhe zu tragen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren, hat Dad uns Boxen beigebracht.«
»Boxen? Keine andere Kampfsportart?«
»Nein. Boxen ist das Beste.« Linc stellte sich in Boxpose und schlug in die Luft. »Wenn du die Füße vom Boden nimmst, verlierst du schnell das Gleichgewicht. Wir mochten es sehr, wenn die anderen Kinder sich mit ihren Tritten für besonders schlau hielten. Die waren leicht umzuhauen.«
»Vom Boxen hat er mir nie erzählt. Aber ich habe vor kurzem erst erlebt, dass er im Karaoke unschlagbar ist.«
»Sie sollten uns mal alle drei erleben.«
Diane lachte. »Und was ist mit Ava? Ist sie auch gut in Karaoke und Boxen?«
»Sie spielt Klavier. Ziemlich gut sogar. Und nimmt ihre Rolle als ältere Schwester besonders ernst. Wenn es Frank besser geht, wird sie ihm eine Standpauke halten.«
»Ihr seid eine wirklich nette Familie.«
»Wir mögen uns jedenfalls.« Linc trank einen großen Schluck Cola. »Darf ich das Skelett mal sehen?«, fragte er.
Diane hatte so viel gegessen, wie sie schaffen konnte. Das waren zwei Stücke einer extragroßen Pizza mit Salami, Pilzen und Paprika. Sie trank einen Schluck Wasser und sah Linc prüfend an.
»Frank bat mich, auf Sie aufzupassen«, sagte er, als wolle er ihren Blick beantworten. »Er scheint Sie ziemlich gut zu kennen.«
»Natürlich können Sie es sehen. Ich gebe noch meine letzten Messungen in den Computer ein, dann gehe ich nach Hause.«
Korey wollte sich gerade auf den Heimweg machen. Diane stellte die beiden Männer einander vor.
»Das mit Ihrem Bruder tut uns allen sehr Leid«, sagte Korey, als er Linc die Hand gab. »Bis morgen, Dr. Fallon. Ich habe ein paar interessante Dinge in dem kleinen Papierstapel gefunden.«
»Wir haben noch eine Pizza übrig«, sagte Linc. »Möchten Sie sie nicht mitnehmen?«
Korey sah überrascht aus. »Gern. Danke.«
Als er gegangen war, zog Diane den Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Tür zum Lagerraum.
»Hier ist unser geheimnisvoller Junge«, sagte sie.
»Und Sie haben keinen Schädel?«, fragte Linc.
»Leider nicht. Ich wünschte, ich hätte ihn. Dann könnten wir rekonstruieren, wie er
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