Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
Doch in dieser Position konnte sie unmöglich mit den Händen den Schalthebel betätigen. Also ergriff sie ihn mit dem Arm und drückte ihre Schulter nach vorn und nach unten. Sie spürte den leichten Ruck, als er in den Rückwärtsgang rutschte. Jetzt war der Augenblick der Wahrheit gekommen. Sie drehte sich um, setzte sich auf den Fahrersitz und stellte beide Füße auf das Gaspedal. Als der Lieferwagen rückwärts losschoss, zweifelte sie an ihrem Verstand. Aber noch hatte sie nichts angefahren.
Ein plötzlicher Zusammenstoß drückte sie in den Sitz. Ein stechender Schmerz schoss ihr durch beide Arme in die Schultern. »Verdammt«, schimpfte sie.
Sie manövrierte sich so gut es ging auf den Beifahrersitz, öffnete die Tür und sprang in eine Faust, die in ihrer Magengrube landete.
Als sie wieder zu sich kam, stellte sie fest, dass sie sich in die Hose gemacht hatte. Sie verfluchte diese Leute. Da ließ eine Stimme an ihrem Ohr sie zusammenzucken. »Sie haben nur eine Chance.« Es war ein heiseres Flüstern. »Sie tun, was ich Ihnen sage, oder Sie sterben.«
»Was?«, fragte Diane und würgte, als ob sie sich übergeben müsse.
Ihr Peiniger hob die Kapuze nur so weit hoch, dass ihr Mund frei wurde. Während sie noch versuchte, ihren Würgereflex unter Kontrolle zu bringen, flüsterte er: »Wenn es dunkel ist, gehen wir ins Museum, und Sie sagen mir, wo die Knochen sind. Mehr will ich nicht.«
»Knochen? Wir haben Hunderte von Knochen.«
»Sie wissen genau, welche ich meine. Spielen Sie nicht die Naive.«
Er versetzte ihr erneut einen Schlag auf den Kopf. »Ich bin schon erzürnt wegen des Wagens. Machen Sie es nicht noch schlimmer.«
»Ich habe die Knochen nicht.«
Und wieder schlug er sie. »Lügen Sie nicht. Außer dem Schädel haben Sie alle.«
Er zog die Kapuze wieder herunter und band das Seil um ihren Hals wieder zu. Er hob sie hoch und trug sie davon. Ihre Füße schleiften über den Boden. Das nächste Geräusch, das sie hörte, jagte ihr große Angst ein. Ein Kofferraum wurde geöffnet, und sie wurde mit dem Kopf zuerst hineingeschoben.
»Warten Sie«, rief sie, bevor er den Kofferraum zuschlug.
»Warum? Betteln bringt nichts.« Seine Worte waren nur ein raues Flüstern.
»Wenn ich nicht ersticken soll, brauche ich mehr Luft in dieser Kapuze.«
Das darauf folgende Rascheln hörte sich an, als suche er etwas in seinen Hosentaschen. Dann wurde an der Kapuze gezerrt, sie hörte ein reißendes Geräusch und bekam endlich mehr Luft. Der Kofferraum wurde zugeschlagen. Plötzlich war es sehr still um sie herum. Auch ohne sich zu bewegen, um nicht oben oder an den Seiten anzustoßen, wusste sie, dass sie sich in einem kleinen, dunklen, abgeschlossenen Raum befand. Es roch auch nicht gerade nach einem neuen Auto.
Türen schlugen zu. Der Motor wurde angelassen. Der Wagen bewegte sich. Sie waren wieder unterwegs. Sie lag auf der Seite und versuchte, ihre Hände nach unten und um ihre Füße herum zu bewegen, um sie vor sich zu haben. Dabei entstand eine unerträgliche Spannung in ihren Schultern, und sie wurde sich bewusst, dass die Quetschungen noch nicht verheilt waren. Aber sie versuchte, die Schmerzen zu ignorieren, und kämpfte weiter.
Es ging schneller, als sie dachte. Sie konnte die Fesseln an den Beinen erreichen. Es war eine dünne, feste Schnur, wahrscheinlich Nylon. Keine Chance, sie zu zerreißen, und ein Schneideinstrument hatte sie nicht. Sie fand die Knoten und machte sich an ihnen zu schaffen. Der Kerl konnte wirklich Knoten machen. Sie hielten eisern, wenn man an der Schnur zog, waren aber relativ leicht zu lösen. Wahrscheinlich wollten die Typen sie schnell losbinden können, wenn sie am Museum angelangt waren. Nachdem sie ihre Füße befreit hatte, bearbeitete sie mit den Zähnen die Handfesseln. Das ging noch einfacher, weil dieselbe Art von Knoten sie zusammenhielt, die sie jetzt schon kannte. Sie zog an der Schnur um ihren Hals und lockerte die Kapuze, um endlich ihren Kopf zu befreien.
Sie konnte nicht unbedingt mehr sehen, aber zumindest wieder frei atmen. Sie tastete den Kofferraum ab. Er war fast leer, nur ein Ersatzreifen und ein paar Lappen. Sie tastete weiter Kanten und Ecken ab, bis sie etwas Metallenes zwischen Kofferraumboden und Seitenwand erfühlte, das sich bewegte, wenn sie daran zog.
Sie zog, so gut sie konnte, aber es wollte sich nicht lösen. Die Zeit lief ihr davon. Das Auto holperte über eine unebene Straße. Sie hörte, dass die Reifen über Kies fuhren.
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