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Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)

Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)

Titel: Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Connor
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als nur Umrisse erkennen zu können. Scheinwerfer suchten wie schweigende Jagdhunde nach ihr. Lichtkegel flitzten über das Wasser, und sie tauchte unter, als sie unter die Brücke leuchteten. Sie hielt die Luft an, solange sie konnte, und das war lange. Früher hielt sie diese Fähigkeit für genauso nutzlos wie die, einen Liter Bier in einem Zug trinken zu können, womit sie am College ihre Freunde beeindrucken konnte, aber jetzt rettete diese Fähigkeit ihr das Leben. Unter Wasser zählte sie bis hundertzwanzig. Zwei Minuten. Sie schaute hoch, bevor sie langsam nach oben kam … Nur gut, dass sie Höhlenforscherin war. Das gab ihr Kraft, und Kraft brauchte sie jetzt. Viel schwerer fiel es ihr, psychisch stark zu sein.
    Ihre Verfolger gingen immer wieder die Brücke auf und ab. Sie fanden den Geräteschuppen und brachen dessen Tür auf. Sie wartete. Das Wasser war kühl und verführerisch. Sie verstand, wie leicht man ertrinken konnte. Lass dich treiben und atme, lass das Wasser in deine Lungen fließen und dich an einen Ort bringen, wo es keine Schmerzen und keine Trauer gibt. Aber nicht mich.
    Nie hatte Diane sterben wollen, auch nicht in ihrer größten Trauer um Ariel, als sie Gott und die Welt verflucht und sich so lange übergeben hatte, bis ihr die Rippen schmerzten und ihre Augen vom Weinen zuschwollen. Aber nie hatte sie sterben wollen. Sie wollte auch jetzt nicht sterben, und sie würde auch nicht sterben. Sie würde töten, um nicht zu sterben. Und sie konnte warten.
    Sie hatte Geduld. Jemand, der wochenlang ein Massengrab voller ermordeter Menschen ausgraben, viele Meilen unerforschter Höhlen kartografieren und acht Stunden lang eine Felswand erklettern konnte, der hatte Geduld. Sie konnte warten.
    Der mit der heiseren Stimme wusste von dem fehlenden Schädel. Sie hatte sich schon gewundert, als er ihn erwähnte, aber erst jetzt hatte sie Zeit, darüber nachzudenken. Wieso wusste er davon? Es war kein Geheimnis, aber er musste schon mit ihrer Untersuchung zu tun haben, um es zu wissen. Wer war der heimliche Feind in ihrem Lager?
    Das kühle, schmerzlindernde Wasser wurde kälter, aber sie fürchtete keine Unterkühlung. Sie stellte sich einfach vor, in einer Höhle zu sein. Schließlich hatte sie schon viele Wasserläufe durchquert, die kälter waren als dieser Teich. Es gab kaum etwas Schöneres als einen unterirdischen See. Das Berufsethos der Höhlenforscher verlangte, sich darin auszuziehen und die Kleidung in einem wasserdichten Behälter aufzubewahren, um das reine Wasser unterirdischer Seen und Bäche so wenig wie möglich zu verschmutzen. Sie erinnerte sich, wie sich kühles Höhlenwasser auf der Haut anfühlte, wie sie sich für ein Wesen der Unterwelt hielt, als sie durch das Wasser einer tiefen, dunklen Kammer schwamm. Sie tat so, als sei der Brückenpfeiler ein Stalagmit, den sie berühren durfte, denn auch das war ein ungeschriebenes Gesetz der Höhlenforscher: nichts berühren, was Äonen von Jahren gebraucht hatte, um eine Form anzunehmen, die man durch eine einzige unvorsichtige Bewegung zerstören konnte. Aber diese Form konnte sie berühren. Diese Form hielt sie am Leben.
    Sie sollte im Museum eine Höhlenausstellung einrichten, Besucher in ein unterirdisches Abenteuer entführen, ihnen eine neue Sicht der Natur ermöglichen. Sie könnte im Keller eine Höhlenlandschaft bauen und fragte sich, ob Mike Seger, der Geologiestudent, vielleicht über Höhlen Bescheid wusste. Sie plante in Gedanken das gesamte Projekt, während sie wartete und lauschte und jedes aufkommende Gefühl von Furcht sofort wieder verbannte.
    Keine suchenden Scheinwerfer mehr, aber konnte sie dem trauen? Die Jagdhunde konnten sich in der Dunkelheit versteckt haben und auf eine Bewegung von ihr warten. Sie wollte die ganze Nacht warten, bis ihre Leute, bis die Gärtner eintrafen. Die Wartezeit wollte sie nutzen, um weitere Ausstellungen zu planen und sich zu überlegen, wer sie machen sollte.
    Korey hatte vermutet, dass Franks Angreifer Rassist sein könnte, aber sie glaubte es eigentlich nicht. Korey suchte nur das Gegenteil von dem, was er war. Die Leute sehen die Rastafrisur, das dunkle Gesicht und denken Schwarzamerikaner. Sie würden niemals Weißer denken. Aber brachte sie das weiter? Sie hatte das bereits vermutet.
    Sie wollte lieber wieder Ausstellungen planen. Sie konnte Konzepte entwickeln, aber ihr Gehirn musste großen Versuchungen widerstehen. Eigentlich wollte sie am liebsten schlafen. Vielleicht war

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