Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
Verhältnis zu dem Jungen haben möchte.« Er lächelte und zeigte in Richtung Esszimmer. »Ich habe noch ein paar Apfeltaschen vor diesem kleinen Vielfraß gerettet. Ich schlage vor, die führen wir uns jetzt zu Gemüte und trinken einen Kaffee dazu.«
»Gute Idee. Aber dann muss ich weitermachen.«
Sie setzten sich an den Tisch, Frank packte die Apfeltaschen aus und goss Kaffee in zwei Plastikbecher.
»Ich frage mich, wie er hier hereingekommen ist.«
»Er ist durch den Keller eingestiegen«, sagte Diane. »Hast du nicht seine Kleider gesehen?«
»Stimmt, ich glaube, du hast Recht. Ich muss die Fenster sichern. Du bist eine verdammt genaue Beobachterin.«
»Wenn du nach unten gehst, schau mal nach, ob du dort Knochen findest. Du solltest auch die Garage überprüfen. Wenn Jay dabei war, als sein Vater den Knochen auf einem Haufen fand, könnte er selbst einen mitgenommen haben, weil er das für cool hielt. Wir hätten dann vielleicht einen Anhaltspunkt, wo sie herstammen könnten.«
»Gute Idee. Ich bin froh, dass du zu so später Stunde noch so fit bist.«
»Das liegt wohl an dem Adrenalinschub, den mir Dean verschafft hat.«
»Wie lief das überhaupt ab?«
»Er überraschte mich, stieß mich um und bedrohte mich mit einem Messer.«
Diane sagte das so ruhig, dass Frank erst einmal einen Moment still war. Dann aber explodierte er.
»Was? Warum hast du nichts gesagt?«
»Ich glaube nicht, dass er wirklich entschlossen war, mir etwas anzutun.«
»Nicht wirklich entschlossen? Du musst verrückt sein. Der Junge steht wahrscheinlich unter Drogen, und er ist verzweifelt. Wie kannst du dann solche Risiken eingehen?«
»Welche Risiken denn? Wir waren allein im Haus. Er hatte ein Messer. Ich konnte ihn beruhigen. Natürlich war es gefährlich. Aber hatte ich denn eine Wahl?«
»Du hättest es mir sagen müssen.«
»Er hatte keine Waffe mehr. Ich dachte, wir bekommen von ihm einige Informationen. Das Messer liegt übrigens auf der Kommode im Gästezimmer, wenn du es dir anschauen und auf Fingerabdrücke oder so etwas untersuchen willst.« Diane aß ihr letztes Stück Apfeltasche, wischte sich die Hände an der Serviette ab und stand auf. »Wenn du abräumst, gieße ich die Pflanzen. Dann muss ich aber wieder nach oben.«
16
D ie Sonne war bereits seit einigen Stunden aufgegangen, als Diane ihre Arbeit beendete. Als Letztes hatte sie Blutproben gesammelt. Davor hatte sie die verschiedenen Blutspritzer fotografiert, gezeichnet und grafisch dargestellt. Sie hatte den jeweiligen Ausgangspunkt der Blutspritzer ausgemessen und lokalisiert, sodass sich nun anhand der Messschnüre die schauerlichen Ereignisse Schlag um Schlag rekonstruieren ließen, die zum Tod von George und Louise Boone geführt hatten.
»Das sieht aus wie ein riesiges Fadenspiel.« Frank stand in der Tür und hatte eine Schachtel unter dem Arm.
»Sehe ich genauso müde aus wie du?«, fragte sie ihn.
»Nicht die Bohne.«
»Lügner.«
Frank betrachtete die sich überkreuzenden Schnüre aus den unterschiedlichsten Winkeln. »Was kannst du mir über den Hergang erzählen?«
»Könntest du mir zuvor nicht die Autopsieberichte beschaffen – und die Proben im Kriminallabor analysieren lassen?«
»Ich bekomme die Berichte morgen. Das mit den Proben wird etwas länger dauern.«
»Ich werde meine gesamten Zahlen und Messungen in den Computer eingeben.« Sie deutete auf die blutbespritzte Wand. »Das entsprechende Computerprogramm wird uns ein dreidimensionales Bild dessen liefern, was uns hier die Schnüre zeigen. Komm morgen mit dem Bericht in mein Büro, und wir werden die Ergebnisse besprechen. Was ist in der Schachtel?«
»Du hattest Recht. Ich habe in der Garage ein paar weitere Knochen gefunden.«
»Lass mich mal sehen.«
Diane nahm ihm die Schachtel ab, stellte sie auf die Kommode und machte sie auf. In ihrem Innern befanden sich ein Hirschschädel und etwas, das sie für einen Waschbärenschädel hielt, Dinge, die Jay wahrscheinlich für cool genug gehalten hatte, um sie aufzubewahren. Die Boones glaubten wahrscheinlich, dass der Knochen, den sie Frank gezeigt hatten, zu diesem Hirsch gehörten.
»Ich nehme die Knochen ins Museum mit, wenn du nichts dagegen hast.«
»Natürlich nicht. Diane, mir ist klar, welch großen Gefallen du mir getan hast. Ich bin dir dafür wirklich sehr dankbar.«
Wenn du wüsstest, wie Recht du hast .
Diane schaute in ihrem Apartment vorbei und nahm eine lange Dusche – so heiß, dass sie es gerade
Weitere Kostenlose Bücher