Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
benachrichtigt.«
»Gut.« Diane stellte das Köfferchen auf einen Hocker, öffnete es und begann die Dinge herauszusuchen, die sie brauchte.
»Sollte das nicht die Polizei erledigen?«, fragte einer von Koreys Assistenten.
»Die macht das nicht«, antwortete ihm ein anderer Assistent, bevor Diane etwas sagen konnte. »Vor einem Jahr hat man in das Haus meines Vaters eingebrochen. Sie nahmen den Fernseher, Mamas Schmuck und den Computer meines Bruders mit. Die Polizei erzählte ihnen dann, sie würden das Gestohlene wahrscheinlich niemals zurückbekommen. Sie haben nicht einmal nach Fingerabdrücken gesucht oder die Nachbarschaft befragt.«
»Ich dachte, sie suchen immer nach Fingerabdrücken«, wunderte sich der erste Assistent.
»Nein. Dad war ausgesprochen sauer. Als diese Auseinandersetzung zwischen dem Bürgermeister und dem Stadtrat anfing, beschwerte er sich in Leserbriefen an unsere Lokalzeitung über die schlampige Arbeit unserer Polizei. Also, wenn sie nicht einmal nach einem Einbruch nach Fingerabdrücken suchen, dann ganz gewiss noch viel weniger, wenn überhaupt nichts gestohlen wurde.«
Während sie miteinander sprachen, schaute Diane sich den Abdruck auf dem Tisch genau an und überlegte, welche Untersuchungsmethode die besten Resultate liefern würde. Sie schloss das Köfferchen und bat Korey, ihr eine Kamera zu bringen.
»Lassen Sie es jetzt doch bleiben?« Die Sicherheitsfrau klang äußerst enttäuscht.
»Nein, ich glaube, es ist das Beste, den Abdruck zu fotografieren und dann das Bild zu bearbeiten und zu optimieren. Suchen Sie im Abfall nach weggeworfenen Latexhandschuhen. Wer immer das gemacht hat, hat Handschuhe getragen.«
»Wieso hat er dann doch diesen Abdruck hinterlassen?«, fragte ein Assistent verwundert.
Während Korey Diane eine Kamera und ein Stativ brachte, antwortete diese lachend: »Allen, die an eine Verbrecherlaufbahn denken, verrate ich jetzt ein Geheimnis: Chirurgenhandschuhe passen wie eine zweite Haut. Ihr Träger wird somit möglicherweise doch Fingerabdrücke hinterlassen.«
Diane montierte die Kamera auf das Stativ, das Korey aufgestellt hatte, stellte sie so ein, dass eine maximale Tiefenschärfe gewährleistet war, und machte einige Aufnahmen. »Korey, könnten Sie diese Lampe bitte unter die Tischkante halten? Wenn ich mich nicht täusche, müsste es da einen Daumenabdruck geben.«
Sie und Korey schauten unter die Tischplatte, konnten aber nichts entdecken.
»Nichts zu sehen«, sagte Diane. »Sie haben doch eine UV-Lampe, nicht wahr?«
»Ja. Wir spüren damit Mikroorganismen auf«, antwortete Korey.
»Da ist auch eine im Fingerabdruckköfferchen«, meldete sich die Sicherheitsfrau. »In diesem Lederbeutel.« Sie nahm den Beutel aus dem Köfferchen und holte die UV-Lampe heraus. »Batteriebetrieben.« Diane blickte sie erstaunt an. »Ich habe mir in einer freien Minute alle Teile dieses Sets genau angeschaut.«
Diane lachte, als sie die orangefarbene Schutzbrille aufsetzte. »Okay, alle ohne Schutzbrille treten jetzt zurück.« Sie machte die Lampe an und schaute unter den Tisch. Da war es: ein breiter Daumenabdruck – schwach, aber sie konnte ihn noch deutlicher werden lassen.
»Wir haben aber nichts von diesem Superklebstoff in unserem Köfferchen«, sagte Chanell.
»Zyanoakrylat. Ich glaube, wir müssen unsere Sicherheitsabteilung wirklich besser ausstatten.« Diane grinste sie an. »Ich nehme Pulver. Das geht auch.«
»Waren Sie in Ihrem früheren Leben Kriminaltechnikerin?«, fragte einer von Koreys Assistenten.
»Forensische Anthropologin«, antwortete Korey an ihrer Stelle.
»Cool.«
»Wo ich arbeitete, war es unabdingbar, von allem etwas zu verstehen«, sagte Diane.
Sie holte etwas Magnetpulver und einen Pinsel aus dem Set. Sie hielt ein Blatt Papier unter die Tischkante, um das herabfallende Pulver aufzufangen, trug Pulver auf dem Abdruck auf und entfernte das überflüssige Pulver mit einem Magneten. Der Abdruck war zwar nur schwach zu erkennen, war aber durchaus brauchbar. Diane zog ihn dann mit einem speziellen Klebeband ab, das sie an eine Begleitkarte anheftete.
Als sie gerade fertig war, öffnete sich die Tür des Konservierungslabors und Andie trat in Begleitung von zwei Polizisten und einem anderen Mann in den Raum. Dieser trug einen grauen Anzug, der genau zu seiner Haarfarbe passte, und zog ein saures Gesicht.
Der Bürgermeister, dachte Diane. Sie fragte sich, warum ein unbedeutender Einbruch im Museum die Anwesenheit des
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