Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
sich offensichtlich mit einem Mann.
»Jetzt sei nicht so, Mike. Du verstehst einfach nicht.« Melissa schien den Tränen nahe.
»Nein, tue ich nicht, und ich habe es langsam wirklich satt.«
Es war Mike Seger, der Geologiestudent.
Diane eilte die Treppe hinauf und kam gerade recht, um zu sehen, wie Mike mit der Hand Melissas Arm rüde umfasste.
»Was ist denn hier los?«
»Nichts«, sagte Melissa.
»Das hört sich aber nicht so an und sieht auch nicht so aus.« Diane schaute Mike scharf an. »Sie wird blaue Flecke bekommen, wenn Sie ihren Arm weiterhin so anpacken.«
»So hart greife ich doch gar nicht zu«, entgegnete Mike. Trotzdem ließ er sie sofort los.
»So schlimm war das gar nicht«, sagte Melissa schnell. Diane meinte, in Melissas dunklen Augen Angst erkennen zu können.
»Euren Streit hört man im ganzen Museum. Es wäre nett, wenn ihr derartige Auseinandersetzungen in Zukunft außerhalb des Museums austragen könntet.«
»Oh, das habe ich gar nicht gemerkt. War es wirklich so laut? Es tut mir Leid, Dr. Fallon. Wirklich. Es wird nicht noch einmal passieren.« Melissa eilte die Treppe hinauf und war bald nicht mehr zu sehen.
Mike jedoch blieb stehen und blickte Diane an. Da er um einiges größer war als sie, stieg sie einige Stufen die Treppe empor, bevor sie ihn ansprach.
»Ich möchte so etwas wie eben nicht noch einmal in meinem Museum sehen.«
»Wir hatten eine kleine Auseinandersetzung. Das war alles. Ich weiß, wir hätten uns nicht hier streiten sollen, und das wird auch nicht wieder geschehen. Aber mehr war da nicht.«
»Ich habe an Melissa in den letzten Tagen etliche blaue Flecke bemerkt.«
»Die stammten aber nicht von mir. Also das glauben Sie, nicht wahr?«
»Sollte ich herausfinden, dass sie von Ihnen stammen, dann fliegen Sie hier raus.«
»Schauen Sie, Dr. Fallon, ich brauche diesen Job. Bei uns Geologen kommt man ganz schwer an eine Assistentenstelle. Deshalb war dieser Job hier ein ausgesprochener Glücksfall für mich. Ich möchte nicht für etwas gefeuert werden, was ich nicht getan habe.«
»Dann verstehen wir uns also?«
»Ja.« Er begann, die Treppe emporzusteigen, drehte sich dann aber plötzlich wieder um. »Korey Jordan hat mir erzählt, er habe im Keller alte Karten, Mineralien- und Fossiliensammlungen aus der Mitte oder dem Ende des 19. Jahrhunderts gefunden.«
»Ja, das stimmt. Dies war ja ursprünglich ein Museum, bevor es dann eine Klinik wurde. Es gibt noch einige Exponate aus diesen Anfangszeiten.«
»Waren auch geologische Karten darunter?«
»Ich bin mir nicht sicher.«
»Was passiert mit ihnen? Ich meine, gibt es die Möglichkeit, dass ich sie mir einmal anschauen könnte?«
»Korey muss erst einmal den Zustand der einzelnen Materialien feststellen, vielleicht auch einige Restaurierungsarbeiten durchführen, wenn das überhaupt möglich ist. Danach kann man sie dann natürlich näher untersuchen.«
»Ich interessiere mich für alte geologische Karten. Sie würden ein interessantes Exponat abgeben, vor allem wenn man sie zusammen mit dieser alten Mineralien- und Fossiliensammlung ausstellen könnte.«
»Ich weiß nicht, ob wir überhaupt einen Herkunftsnachweis dieser Steine haben. Viele Dinge, die Korey im Keller und auf dem Dachboden findet, wurden einst wohl einfach dort abgestellt, ohne dass man sich die Mühe gemacht hätte, sie zu archivieren und zu ordnen.«
»Ich würde mir diese alte Mineraliensammlung gerne einmal anschauen. Ich könnte vielleicht ihren Herkunftsort bestimmen.«
»Ich weiß nicht, ob sich das lohnt. Unsere eigene Mineralienabteilung ist gut bestückt, wie Sie bestimmt bereits feststellen konnten.«
»Ja, ich weiß. Aber ich könnte vielleicht doch etwas Interessantes finden. Manchmal sind die Lagerstätten eines ganz bestimmten Minerals erschöpft, ohne dass man eine Probe aufbewahrt hätte. Und was die Fossilien angeht: Manchmal hat man schon neue Arten in alten Museumssammlungen entdeckt.«
»Das stimmt. Nun gut, Sie können sich die Sammlungen ja mal anschauen.«
»Danke.«
Er stieg die Treppe hinauf. Diane blieb noch einen Moment stehen und schaute ihm nachdenklich nach. Dann ging sie in ihr Büro. Dort hörte sie Andie nebenan mit jemandem sprechen.
»Ja, das stimmt, Sie jagen lieber jemanden, der unerlaubt das Grundstück eines Tierpräparators betritt, oder einen Hund, der auf Mrs. Crabtrees Blumenbeete gepinkelt hat, als etwas wirklich Illegales zu untersuchen«, bemerkte Andie gerade.
Diane öffnete
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