Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
ein schlechtes Gewissen.
»Wie geht es voran?«, fragte Frank und schaute über das Gelände voller Markierungsschnüre und Fähnchen.
»Es war ein guter Anfang. Nach dem Essen beginnen wir mit dem Graben.«
»Ich habe einige meiner Hilfssheriffs beauftragt, an der Grabungsstätte zu bleiben«, sagte der Sheriff. »Vielleicht könnten einige von euren Jungs beim Wachdienst helfen. Ein paar von ihnen haben mir erzählt, sie blieben immer bei ihren archäologischen Ausgrabungen, um Raubgräber fernzuhalten.«
Der Sheriff begann plötzlich zu lachen. »Übrigens hat mich gestern euer Kripochef angerufen. Er ist nicht sehr begeistert über unser Projekt hier. Er denkt, wir mischten uns in seine Angelegenheiten ein. Ich habe ihn zurechtgestutzt und gesagt, dass es wohl kaum eine Einmischung in seinen städtischen Zuständigkeitsbereich sein könne, wenn wir hier auf meinem Gebiet einen Fußknochen finden und dann nach dem dazugehörigen Körper suchen.«
»Und?«, fragte Frank.
»Er rückte dann damit heraus, was er wirklich wollte. Ich solle den Zeitungen nur ja nicht erzählen, dass einige von uns glauben, das Ganze hier könnte etwas mit den Boone-Morden zu tun haben. Der Himmel möge verhüten, dass Fakten seine Theorien über diesen Fall behelligen!«
»Was ist eigentlich los mit denen?«, fragte Diane. »Warum haben sie kein Interesse an Spuren, Indizien und Anhaltspunkten? Selbst wenn sie schließlich nirgendwohin führen, weiß man das doch erst, wenn man sie überprüft hat.«
»Ihrer Meinung nach haben sie die beiden Mörder gefasst, und der Fall ist gelöst. Dies ist der erste große Test für die Ideen, die der Bürgermeister und sein neuer Polizeichef von einer so genannten ›besseren Polizeiarbeit‹ haben. Es ist eine Chance für den Bürgermeister, seinem Stadtrat und dem Rest von Georgia zu zeigen, dass er ein Mann ist, der die Dinge souverän und großstädtisch erledigt. Ich bin sicher, er entwirft bereits seine Plakate für die Gouverneurswahl.«
»Also«, sagte Whit, »Sie haben jetzt ein Schlüsselbein und einen Fußknochen. Es handelt sich also um einen, vielleicht sogar um zwei Menschen.« Plötzlich begann er etwas beklommen zu lachen. »Zwei Leute, die hier begraben sind, würden uns nicht gerade gut aussehen lassen, nicht wahr?«
Frank und der Sheriff schauten ihn von der Seite an. »Ja«, sagte der Sheriff, »das stimmt. Einen könnte man noch als einmaliges Missgeschick abtun. Zwei wären eine absolute Fahrlässigkeit.«
»Lady«, wandte sich Whit an Diane, »ich hoffe wirklich, dass Sie hier nur eine Person finden.«
»Im Moment beträgt die Minimalzahl eins«, sagte Diane, die über sein plötzliches Unbehagen fast lächeln musste.
»Oh«, sagte Frank und händigte ihr einen großen Umschlag aus, den er bisher unter dem Arm getragen hatte. »Hier, für dich. Ich rief in deinem Büro an, und Andie bat mich, vorbeizukommen und dir dies zu überbringen.«
Andie hatte auf den Umschlag geschrieben: Fax von Ranjan Patel.
»Das ging aber schnell. Es sind die Ergebnisse der stabilen Isotopenanalyse.«
25
A ls die Gruppe von Jungwissenschaftlern das Wort stabile Isotopenanalyse hörte, verstummte sofort jedes Gespräch. Alle nahmen ihr Sandwich und ihre Wasserflasche und gesellten sich zu Diane und Frank.
»Sie haben eine SIA machen lassen? An welchem Material?«, fragte einer der Doktoranden.
»An dem Knochen, mit dem das alles hier angefangen hat.« Diane schaute sich das Fax an, das ihr Freund Ran ihr übermittelt hatte. Es war keine besonders gute Kopie, aber sie nahm an, dass er ihr das Original mit der Post zuschicken würde. Auf der ersten Seite stand eine Zahlentabelle. Die anderen Seiten enthielten deren Auswertung, die Ranjan in seiner für ihn typischen pedantischen Art verfasst hatte:
Sie haben Glück. Der Bursche war Vegetarier – beachten Sie die entsprechenden Werte in der Tabelle. Jedoch glaube ich nicht, dass er Veganer war. Außerdem aß er meiner Ansicht nach auch nicht allzu viel Gemüse. Interessant. Die Deltawerte und die Werte des Spurenelements Strontium legen nahe, dass er Fisch und Schalentiere gegessen hat. Das finde ich eine aufregende Erkenntnis. Eine weitere interessante Möglichkeit, über die Sie nachdenken sollten: Sie haben mir erzählt, dass diese Person noch jung war, vielleicht ein älterer Teenager. Das würde bedeuten, dass er diese Essgewohnheiten bereits seit seiner Kinderzeit hatte. Wie verbreitet ist Vegetariertum unter Kindern? Sie
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