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Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)

Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)

Titel: Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Connor
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die Kultur der Verstorbenen. Forensischen Anthropologen kann das Studium des Schicksals der Überreste von Menschen Hinweise auf deren Todesursache liefern.
    Diese junge Wissenschaftlerin interessierte sich besonders dafür, wie man die Knochenreste von geschlachteten Tieren von den Knochen unterscheiden konnte, die ein Raubtier von seiner Beute übrig ließ. Archäologisch gesehen, ließen sich dadurch menschliche Tätigkeiten von einem rein natürlichen Vorgang unterscheiden. Diane hatte nichts dagegen, wenn die Archäologen ihre eigenen Forschungen auch hier in dieser Abfallgrube fortsetzten. Wenn sie etwas entdeckten, konnte das auch für sie wertvoll sein.
    »Wir beginnen damit, im Grabungsareal Suchwege zu trassieren. Im Zentrum des Gebiets wird die Abfallgrube liegen, wir werden aber auch deren gesamte Umgebung untersuchen, indem wir eine Linien- oder Streifenmethode anwenden. Sind Sie damit vertraut?« Die Mitglieder ihrer Ausgrabungsmannschaft, die ihr aufmerksam zuhörten, nickten.
    »Okay. Wenn Sie Anzeichen für einen Knochen sehen, markieren Sie ihn mit einem Fähnchen – rot, wenn Sie ihn für menschlich halten, grün, wenn er von einem Tier stammt. Gelb, wenn es ein anderer Gegenstand ist.« Sie fürchtete, ihnen zu viele Erklärungen von Dingen zuzumuten, die ihnen geläufig waren, aber ihr Gesichtsausdruck zeigte ihr, dass sie alle interessiert bei der Sache waren.
    »Wie bei einer Bodenaufnahme«, sagte eine Frau.
    »Genau. Man hat mir erzählt, dass man die einzelnen Tierkadaver jeweils mit einer dünnen Erdschicht abgedeckt hat – zumindest meistens. Wenn es geht, würde ich gerne mit Hilfe dieser Erdschichten ein genaues Schichtenprofil erstellen. Sie werden bemerkt haben, dass ich einige der Bäume gekennzeichnet habe, die inzwischen auf der ehemaligen Abfallgrube wachsen. Graben Sie dort besonders sorgfältig. Ich muss die genaue Lage ihrer Wurzeln kennen. Am Ende werden wir vielleicht einen Querschnitt der Bäume erstellen.« Diane machte eine Pause und schaute auf die Abfallgrube. »Die menschlichen Überreste hier könnten mit einem erst vor kurzem geschehenen Mord in Verbindung stehen. Je mehr Zeit nach diesem Verbrechen verstreicht, desto schwerer wird es aufzuklären sein. Deshalb ist es wichtig, dass Sie so schnell, aber auch so gründlich arbeiten wie möglich.«
    »Wir werden unsere Sache schon gut machen«, sagte Jonas.
    »Davon bin ich überzeugt, und ich schätze Ihre Mitarbeit sehr.«
    Es dauerte nicht lange, die Suchwege zu trassieren. Die »Abfallgrube«, wie sie Diane immer noch nannte, war ein trockengelegter Erosionsgraben, etwa zwei Meter lang und drei Meter breit. Whit hatte erzählt, dass der kleine Wasserlauf vor vielen Jahren einige Meter oberhalb des Grabens abgeleitet worden sei. Soweit er sich erinnere, sei dieses Gelände seitdem auch nie überschwemmt gewesen, sodass es kaum Auswaschungen gegeben haben dürfte. Diane hörte das gern. Die Vorstellung, eine sumpfige Grube voller Tierkadaver ausgraben zu müssen, hatte wenig Anziehendes.
    Nachdem sie die Markierung der Suchwege beendet hatten, maß das gesamte Gebiet etwa achtzehn auf achtzehn Meter, wobei die Abfallgrube genau in der Mitte lag. Das Gelände im nördlichen Abschnitt war ein von dichtem Unterholz bedeckter sanfter Abhang, der an einem weiteren Erosionsgraben endete, durch den jetzt der Großteil des Wassers floss, das einst in die Abfallgrube gelangt war.
    Sie stellten sich alle an einem Ende auf und gingen dann langsam die markierten Streifen entlang, wobei Diane das Tempo vorgab. Mit langen Stöcken schoben sie dabei Blätter und loses Geröll vorsichtig beiseite, um den nackten Boden besser untersuchen zu können. Diane wollte mit dieser ersten Suche vor dem Mittagessen fertig sein. In dieser ersten Phase erwartete sie natürlich nicht, entscheidende Hinweise zu finden. Aber vielleicht ließen sich einzelne Knochenteile des Opfers identifizieren, die von Tieren weggeschleppt oder ausgegraben worden waren.
    Es wurde immer heißer. Der Wetterbericht hatte 38 °C vorausgesagt, aber es schien bereits bedeutend heißer zu sein. Dianes T-Shirt war schweißnass, und ihre Haut brannte. Sie trank einen Schluck Wasser aus der Feldflasche, die sie sich umgehängt hatte. Direkt vor sich bemerkte sie das Ende eines langen Knochens. Er stammte nicht von einem Menschen. Sie steckte ein grünes Fähnchen neben ihm in den Boden.
    Einer aus der Suchmannschaft lachte kurz auf. »Ich habe eine Pfeilspitze gefunden.«

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