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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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erfassen.
    Plötzlich spürt er Aikikos Hand in der seinen, hört ihre Worte wie aus großer Ferne, Worte, die sich aneinanderreihen wie die Perlen einer Kette und die doch voneinander abgeschlossen sind. Worte, deren Zusammenhang und Sinn er noch nicht versteht. Zuerst fließen sie ohne Resonanz an ihm vorbei, aber bald hüllen sie ihn ein wie ein warmer Mantel aus Verstehen und Trost.
    Dann beginnt die Schale des Kummers zu zerbröckeln, erreichen die ersten Sätze sein Bewußtsein, schaffen zögernd Widerhall, und endlich hört er zu und begreift.
    Die drei anderen haben einen Entschluß gefaßt.
    „Wir werden uns langsam hinübertreiben lassen, Kalo. Vielleicht finden wir sie."
    Wieder mustert er die Frau neben sich. Die Spuren ihrer Tränen sind getrocknet, und ihre eben noch blassen Wangen sind rötlich überhaucht vor Eifer. Es fällt ihm schwer, Aikikos Optimismus einen Schlag zu versetzen, zumal er ahnt, daß sie ihn sich selber nur einredet, aber er fühlt sich verpflichtet dazu. „Es ist sinnlos", sagt er leise. 
    Sie schüttelt bedächtig den Kopf. Die Schwerelosigkeit breitet ihr dunkles Haar zu einem fächerartigen Schleier. „Wir werden erst aufgeben, wenn wir genau wissen, daß sie umgekommen ist." 
    „Sie hätte sich längst gemeldet."
    „Wenn sie bei Bewußtsein ist..., wenn ihr Sender nicht beschädigt wurde..wenn sie unverletzt geblieben ist. Es gibt viele Wenn, Kalo. Auch du würdest dir immer wieder vorwerfen, nicht alles getan zu haben."
    Jedes ihrer Worte ist wahr, aber ebenso sicher weiß er, daß Pela die Katastrophe nicht überlebt haben kann. Sie war mit der Sicherungsleine an die Station gekettet. Er hat gesehen, wiesie nach ihrem Sprung gegen die glühende Platte geschleudert wurde. Aber er weiß auch, daß sie noch geschrien hat, als er sie schon längst aus den Augen verlor. Vielleicht...
    „Jede Minute können auch die restlichen Spiegel in Glut aufgehen. Diese Aktion ist gefährlicher als alles, was wir bisher unternommen haben."
    Eine Hand legt sich auf seinen Unterarm. Es scheint eine ganz normale Hand zu sein, und doch schaudert er bei der Berührung zusammen. Feine rötliche Nähte ziehen sich rings um das Gelenk. Er muß nicht erst aufblicken, um zu wissen, daß Randolph hinter ihm steht. Die Hand bewegt sich, ballt sich zur Faust und öffnet sich wieder. 
    „Reparatur abgeschlossen!" erklärt der Kyborg. In seiner Stimme schwingt eine Spur von Zufriedenheit. Doch dann wird sie plötzlich kalt und scharf: „Du bist hier der Leiter, Kalo. Gut! Aber ich weise dich hiermit darauf hin, daß ich diese Aktion durchführen werde. Notfalls gegen deinen Befehl, ohne Rakete und allein. Im freien Flug. Bis zum Wrack des Spiegels und zurück schaffe ich es allemal. Ich weiß, daß es richtig ist, das Äußerste zu wagen." Zum erstenmal ereifert er sich, und er erhält dadurch auf eine verblüffende Weise menschliche Züge.
    Wortlos nickt Kalo dem anderen zu und reicht ihm die Hand. Er fühlt die Kühle der fremden Finger und die Kraft, die in ihnen steckt, aber er sieht auch das warme Lächeln im Gesicht William Randolphs. 
    Die dunkelrot glühende Spiegelsektion ist in den vergangenen Minuten gewachsen. Auf dem Bildschirm verändern sich ihre Form und ihre Größe von einer Sekunde zur anderen. Eben noch ein schmaler Streifen, beginnt gleich darauf ihre Kontur auseinanderzufließen, wird zum Band, schließlich zur unregelmäßigen Fläche und schrumpft gleich darauf wieder zusammen.
    Dann erkennen sie für einen Augenblick die zackig geborstene Struktur, ein Loch, fast genau im Zentrum der Sektion, dort, wo eine winzige Unebenheit, vielleicht eine Blase in der hochpolierten Fläche, ein Einschluß, den Ausbruch des Brandes provozierte, wo die Hitzewelle ihren Ausgang nahm, sich ins Innere der Platte fraß, sie vernichtete. 
    Das Wrack der Sektion torkelt durch das All. Es dauert geraume Zeit, ehe sie die Achse der Taumelbewegung genau genug ermittelt haben, um sich auf den Totpunkt einzusteuern.
    Ein völlig verändertes Bild bietet sich ihnen, die Schirme zeigen eine mattleuchtende, gewölbte Platte, bewegungslos, nur die Sterne drehen sich in einem irrsinnigen Tanz und mit ihnen die Sonne, die Erde, der Mond. Die Situation ist so ungewöhnlich, daß sie sich unwillkürlich an die Sessel klammem, obwohl sie die Anschnallgurte angelegt haben. Nur William Randolph scheint das Unwirkliche des Geschehens nicht zu bemerken.
    Kalo blickt sich um. Nelen hat die Augen geschlossen.

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