Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
Vom Netzwerk:
glauben. Aber die Worte des Arztes setzten sich in ihm fest und begannen zu wachsen, bis sie ihn schließlich ganz ausfüllten.
    „Und wie...?" fragte er nach langem Schweigen, aufblickend. 
    Der Stuhl ihm gegenüber war leer, der Arzt längst gegangen. Zwei Tage später trennten sie seine Lungen, eine Woche darauf auch den Blutkreislauf von der Maschine. Die Komplikationen hielten sich in Grenzen, nach vier Tagen hatte sich sein Befinden stabilisiert. Jetzt erst sah er seiner Zukunft gelassener entgegen.
     
    Langsam treibt das Schiff der Menschen dem bläulichen Planeten entgegen, beschleunigt und verschwindet irgendwo über den gescheckten Kontinenten der Erde. Noch einmal taucht es auf, ein winziges Lichtfünkchen zwischen den langsam ziehenden Wolkenfeldern über dem blauen Tuch eines der Ozeane, dann wird es von den Farben und der Ferne verschluckt.
    Wie Schemen gleiten zwei Kugeln heran, verharren einen Augenblick lang auf der der Sonne zugekehrten Seite der Spiegelkolonne und tasten sich schließlich näher und näher an die gewaltigen Plastplatten heran.
    Sensoren fahren aus, fühlen sich hinein in die Informationsrudimente menschlicher Technik, Schaltkreise verstärken die in den Ganglien entstehenden Ströme und heben sie über die Ansprechschwelle. 
    Abermals tauchen Antennen aus der fugenlos glatten Wölbung der Kugeln und richten sich auf die Globoiden der Sektionen. Als der Magnetschock die Informationen der Steuerhirne löscht, gerät die gewaltige Kolonne für Bruchteile einer Sekunde ins Taumeln, aber schon trifft das neue Programm ein, prägt sich den künstlich gezüchteten Kristallen auf, wie ein Erschauern läuft es über die Spiegel dahin, als sie auf ihre neue, stabile Position einschwimmen. 
    Minuten später sind die Kugeln wieder verschwunden, eingetaucht in die Synthese aus Raum und Zeit. Senkrecht steigen sie auf von der Ebene der Ekliptik, dorthin, wo ihre Heimat matt im Licht der fremden Sonne glänzt.
     
     

Die unlogische Entscheidung
     
    WILLIAM RANDOLPH LACHT. Das allein ist schon bemerkenswert. Daß er aber in Gegenwart Kreggs lacht, und noch dazu aus vollem Halse, und daß er den Leiter des Büros Extrakom zu allem Überfluß mit Bemerkungen, die ihm Kalo nie zugetraut hätte, in die Enge treibt, das ist sogar höchst erstaunlich.
    „Ja, Kregg, bester Freund, was meinst du denn, sind die Menschen? Sich selbst reproduzierende Systeme mit mathematisch modellierbaren Funktionen? Ein Konglomerat aus Schwing- und Schaltkreisen, das nach determinierten Regeln mechanische Baugruppen steuert? 
    Vielleicht sind sie das wirklich. Aber noch kennen wir die Gesetze nicht, nach denen das menschliche Denken funktioniert. Noch ist es niemandem gelungen, es in mathematische Formeln zu fassen. Vielleicht wird es irgendwann irgend jemandem glücken. Und dann wird es keine Vergehen mehr geben, aber auch keine unglückliche Liebe mehr, Kregg. Dann wird der Menschheit etwas fehlen, Kregg. Dann werden einige tausend Analogrechner ausreichen, um uns allen das Suchen und Finden von Entscheidungen zu ersparen. Ein Paradies, nicht wahr, Kregg? Niemand müßte sich mehr den Kopf zerbrechen, müßte sich mehr mit Zweifeln quälen, vielleicht gar mit einem schlechten Gewissen. Die Zukunft wäre eindeutig voraussehbar, jeder Schritt planbar, jede Reaktion vorprogrammiert. Wir könnten es den Maschinen überlassen, für uns zu denken und zu entscheiden, denn sie gleichen dann ja wohl unserem Hirn in den Funktionen aufs Haar."
    „Blödsinn!" Kregg fährt auf, aber sein Zorn reicht nicht aus, ihn aus dem Sessel zu treiben. Nur eine neue Lachsalve fordert er heraus. 
    „Gefällt dir etwa der Gedanke nicht, daß du dann die Entschlüsse des Rates bereits vorab am Computer ermitteln könntest? Wäre es nicht besser als jetzt, da du warten mußt, bis sich die Exponenten in Hunderten von Veranstaltungen ein Bild von der allgemeinen Meinung geschaffen haben, bis sie deinen Bericht gelesen haben und tausend andere Berichte und Empfehlungen?"
    Kregg wischt über den Tisch. „Es wäre schon nicht schlecht, wenn man wüßte, welche Ansichten überwiegen und welche in der Minderheit sind", sagt er leise. „Man könnte seine Strategie auf exakte Fakten gründen. Man wüßte, wofür und wogegen man zu kämpfen hat." Er ist bedeutend ruhiger geworden.
    Diesen Kregg kennt Kalo noch nicht, diesen Kregg, der am Erfolg der von ihm erarbeiteten Verfahrensweise zu zweifeln scheint. 
    „Frag Kalo!" fordert Randolph.

Weitere Kostenlose Bücher