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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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unverändert geblieben, die Flanken sind jedoch wieder glatt und schimmernd und die Kanten abgerundet.
    „Hier war die Hitzeentwicklung bereits so stark, daß die Oberfläche des Eises schmolz und sofort wieder erstarrte." Krokot wischt mit der behandschuhten Rechten über die Eisfläche. 
    „Eben wie ein Spiegel", stellt er fest.
    Dona Larin tritt neben ihn. „Das Projektil war bereits rotglühend, als es die Station überquerte. Schon beim ersten Auftreffen hätte es das Eis schmelzen müssen. Trotzdem sind die Spuren anfangs rauh und rissig."
    Krokot schüttelt den Kopf. „Du vergißt die hohe Geschwindigkeit. Die Einwirkzeit war zu kurz. Hier aber war dann die Temperatur bereits so gestiegen, daß selbst die extrem kurze Berührung ausreichte, das Eis zum Schmelzen zu bringen."
    „Wir sollten uns also keinen Hoffnungen hingeben. Wahrscheinlich ist von dem Raumkörper..."
    Dona wird durch einen Schrei Tonders unterbrochen. „Hierher! Hierher! Beeilt euch! Ich habe etwas entdeckt, das... Ich weiß nicht, was es ist. Kommt schnell!"
    Von den anderen unbeachtet, ist der Pilot etwa hundert Meter am Rande der Rinne entlanggegangen. Jetzt hockt er auf dem Boden und betrachtet einen Gegenstand, der ihn offensichtlich in helle Aufregung versetzt. Mit beiden Händen versucht er etwas vom Eis zu lösen, hat aber anscheinend keinen Erfolg mit seinen Bemühungen. 
    Fast gleichzeitig erreichen sie ihn.
    Vor ihm liegt eine formlose Masse, die niemand zu definieren weiß, ein rötlicher Brocken, nicht viel größer als eine Hand und nur wenige Zentimeter dick. Die Substanz ist anscheinend von einer feinen Eisschicht überzogen und erinnert unangenehm an tiefgefrorenes Fleisch. Kalo hat den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als Pela in ausspricht.
    „Gefrierfleisch", sagt sie, und man hört, daß sie das Wort am liebsten verschluckt hätte.
    „Das kann nicht sein!" Krokot beugt sich hinab und berührt den Brocken vorsichtig. „Steinhart", erklärt er schließlich, als habe er etwas anderes erwartet. Er faßt zu, zieht, aber der rötliche Klumpen läßt sich nicht vom Eis lösen.
    Kalo ist sicher, daß es sich um biologische Substanz handelt, mehr noch, das ist tierisches Gewebe. Die Strukturierung, faserige Zonen mit zwischengelagerten homogenen Schichten, eingebettete hellere Streifen, die an Sehnen erinnern, und offensichtlich gewaltsam getrennte seilartige Auswüchse lassen keinen anderen Schluß zu. Je länger er den Brocken betrachtet, um so mehr verdichtet sich eine entsetzliche Vorstellung in ihm. Übelkeit steigt in ihm auf. „Gehen wir doch weiter", fordert er. „Wir können das mitnehmen, wenn wir auf dem Rückweg wieder hier vorbeikommen."
    Zögernd setzen sie ihren Weg fort. Sie suchen das Eis ab, jederzeit gewärtig, auf Entsetzliches zu stoßen, auf einen noch schrecklicheren Fund, als sie ihn ohnehin schon gemacht haben. 
    Und wirklich entdecken sie noch mehr dieser blaßrötlichen Gebilde, teils kleiner, teils größer, alle jedoch formlos, vielleicht deformiert, aus einem größeren, komplexen System gewaltsam durch den Aufprall herausgerissen, bevor die alles vernichtende Kernreaktion einsetzte. 
    Metallische oder plastartige Trümmer finden sie nicht, auch nicht am Ende der Rinne, die plötzlich in einem mächtigen Krater endet, an dessen Grund kohlige Rudimente in schwärzlicher Brühe schwimmen. Braune Blasen steigen träge an die Oberfläche, die sich widerlich schwappend bewegt, und stoßen langsam aufsteigende Rauchfäden aus; die Oberfläche erstarrt bereits in kristallischen Nadeln. Es ist ein deprimierender, ein ekelerregender Anblick.Sie wissen, daß ein Versuch, diese verkohlten Reste fremder Technik, vielleicht sogar fremden Lebens zu bergen, scheitern würde, diese Rudimente können keine Aufschlüsse mehr geben. Zudem wird der Krater in längstens einer halben Stunde wieder bis zum Grunde gefroren sein. 
    Sie umschreiten das Eisloch, es mißt mehr als hundert Meter im Durchmesser. Kalo zählt die Schritte, es sind über dreihundert, dann stehen sie auf der anderen Seite der Eisrinne, die das fremde Geschoß grub, ehe seine Antriebe explodierten.
    Und wieder ist es Veyt Tonder, der sie auf etwas aufmerksam macht, das sie bisher übersehen haben. Etwa einhundert Meter hinter der Absturzstelle liegt eine dunkle Masse auf dem Eis, die von fester oder doch zumindest regelmäßiger Form zu sein scheint. Man könnte sie aus dieser Entfernung für eine große Kugel oder ähnliches halten. Es

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