Stern auf Nullkurs (1979)
ein mitleidiges Lächeln seitens seiner Zuhörer.
Und Kalo weiß, daß diese Einstellung jede Kompromißbereitschaft von vornherein auf ein Minimum beschränkt.
„Du träumst, mein Lieber!"
Kalo blickt Pela an, zuerst fällt es ihm schwer, seine Gedanken zu ordnen, doch dann begreift er. Der Bildschirm leuchtet in hellem Gelb, keine einzige dunkle Linie, sie hat seine Unaufmerksamkeit genutzt und sich der gesamten Fläche bemächtigt. Sie hatte das Spiel wohl schon gewonnen, als ihm die Gedanken davonliefen, den einen Punkt ständig umkreisten.
„Daß du jetzt spielen kannst." Er schüttelt den Kopf.
Sie sieht ihn an, aufmerksam und forschend, eine Spur von Verwunderung ist in ihren Augen. „Was soll das, Kalo? Wir haben uns nichts vorzuwerfen. Wir haben getan, was wir tun konnten. Jeder auf seine Weise."
„Vielleicht sogar mehr, als gut war."
Die eben noch kaum sichtbare Spur von Verwunderung vertieft sich. Unmut kommt hinzu. „Wirfst du mir vor, daß ich mich mehr von sachlichen Erwägungen als von Wunschvorstellungen leiten lasse?"
Er wirft ihr nichts vor. Selbstverständlich mußte sie schildern, was sie im Orbit des Dunkeln fühlte. Nur ihre Empfindungen zählen. Und dasselbe gilt für Tonder. Niemand darf ihnen übelnehmen, daß sie anders fühlten als er.
„Ich empfand die Botschaft nicht als Bedrohung", sagt er trotzdem, und es klingt wie eine vorweggenommene Verteidigung.
„Das muß nicht unbedingt an der Botschaft liegen."
„Sie werden uns nicht angreifen. Ich glaube es nicht, Pela."
„Du willst es einfach nicht wahrhaben. Schon der Gedanke an eine Auseinandersetzung ist dir zuwider." Sie sagt es heftiger, als es ihre Art ist. „Ich wiederhole: Sie werden sich keinen Augenblick lang bedenken, wenn es um die Erhaltung ihrer Existenz geht. Es ist ein Gesetz, daß eine Gesellschaft alles zu ihrer Erhaltung Notwendige unternimmt, wenn sie in die Gefahr des Unterganges gerät."
„Es gibt noch eine andere Seite. Auch eine Gesetzmäßigkeit. Eine Zivilisation, die die Phase der Gärung überwunden hat, tritt in den lang andauernden Prozeß kontinuierlicher Entwicklung ein, die kriegerische Auseinandersetzungen eliminiert. Welches der beiden Gesetze, meinst du, gilt in unserem Fall?"
„Es gilt immer jenes, das auf Seiten des Stärkeren ist."
„Faustrecht also?"
Sie nickt. „Wenn du es so nennen willst, bitte!"
„Unsinn! Gesetzmäßigkeiten kann man nicht nach Belieben ein- und ausschalten. Sie wirken stets objektiv. Die Menschheit wird sich mit den Astraten einigen."
„Das hieße, daß wir sie zum Verzicht auf einen Platz in unserem System, zum Verzicht auf unsere Sonne bewegen müßten." „Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß ein Krieg einem Rückfall in die Barbarei gleichkäme. Für sie und für uns. Es muß eine Lösung geben, die für sie von Vorteil, für uns nicht von Nachteil ist. Diese Lösung müssen wir finden."
Er gerät erneut ins Sinnen. Das alles sagt sich so leicht. Aber auch er kennt diese Lösung nicht. Die Astraten brauchen eine Sonne, und sie haben bereits Ansprüche angemeldet. Aber das irdische System ist labil, vielleicht sind es alle Sonnensysteme, bereits das Einschwenken Astrats auf eine Sonnenferne Umlaufbahn könnte unabsehbare Folgen haben, und sie würden sich zur Katastrophe ausweiten, steuerten die Fremden den freien Raum zwischen Mars und Jupiter an.
„Ein unlösbares Problem, mein Lieber!" sagt Pela. „Erinnere dich an die Sendung."
Die ganze Zeit über spukt ihm diese Sendung im Kopf herum. Sie war bereits gespeichert, als sie von Astrat zurückkamen.
Auf Pluto III herrschte immer noch Aufregung. Vielleicht hatte sie sich sogar in den vergangenen Wochen noch verstärkt. Schuld daran war die Sendung, eine vor wenigen Tagen aufgenommene Impulsfolge, die nur vom schwarzen Stern stammen konnte. Die Entschlüsselungsversuche nahmen Tage in Anspruch, nur langsam und zögernd eröffnete sich ihnen der Sinn der Depesche.
Drei Tage nach ihrer Rückkehr rief Atto Dyson sie zu sich.
Als sie in seine Kabine traten, lag er lang ausgestreckt in einem Sessel und blickte zur Decke: Die Leuchtscheiben spiegelten sich in seinen Brillengläsern.
„Nehmt Platz!" Gemächlich deutete er auf die Sessel. Seine bequeme Lage veränderte er nicht im mindesten.
Nur Tonder setzte sich nicht. Unruhig trat er von einem Bein auf das andere. Schließlich wurde das Schweigen unheimlich. In seiner Stimme schwang ein kaum verhohlener
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