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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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mit einem Blick alles Wissenswerte über sie erfahren. Es sind Augen, die den Gesamteindruck urwüchsiger Kraft stören, sie sind braun und ohne jede Regung. 
    „Setzen wir uns", sagt Kregg, zieht sich einen Sessel heran und läßt sich stöhnend fallen.
    Einen Moment lang befürchtet Kalo, das Möbel müsse unter Kreggs Masse zusammenbrechen, aber nichts geschieht, nur der Tisch knarrt leise, als Kregg seine mächtigen Hände auf die Platte stützt. 
    Auch Randolph nimmt Platz. Er tut das geschmeidig, mit fast schlangenhafter Grazie, unvermittelt in den Hüften einknickend, seine Hände liegen unmittelbar neben denen Kalos.
    Es sind ungewöhnliche Hände, glatt und rosig, kaum behaart, seltsam unbeweglich, nicht eine einzige Ader ist auf den Handrücken zu erkennen. 
    Und plötzlich weiß Kalo, daß der Mann neben ihm ein Kyborg ist, einer jener für Extremsituationen künstlich aufbereiteten Menschen, die in den letzten Jahren immer häufiger in verantwortungsvollen Aufgabenbereichen tätig sind. Unwillkürlich rückt er, so weit es geht, von dem Mann ab und versucht in dessen kantigen Zügen zu lesen, aber dessen Blick geht über ihn hinweg, reglos und gleichgültig. 
    „Es sieht nicht sehr gut aus", sagt William Randolph schließlich. Seine Stimme klingt hell und scharf. Er formt die einzelnen Laute vollkommen aus.
    Sofort mischt sich Pela ein. „Für wen sieht es nicht gut aus?" Randolph blickt zur Seite. „Für diejenigen, die einer Integration Astrats zustimmen würden", sagt er ruhig.
    Kregg winkelt die Arme an, es sieht aus, als wolle er sich aus dem Sessel stemmen, aber dann läßt er sich doch wieder zurücksinken. „Wir werden nachdenken müssen", sagt er leise. „Wir drei oder wir vier." Er blickt auf Pela. „Jede Möglichkeit durchspielen. Geschehen muß etwas. Noch ist es nicht zu spät." 
    „Hoffen wir es", murmelt Kalo.
    Pela steht langsam auf und verläßt das Appartement. Es ist eine Geste unübersehbaren Protestes.
     
    Es erweist sich als unmöglich, ein Modell zu erarbeiten, das eine Entscheidung zugunsten der Integration Astrats garantieren würde. Nach Kreggs Überzeugung ist nicht nur die allgemeine Gefahr für das Sonnensystem maßgebend, sondern vor allem die Tatsache, daß die Bewohner Astrats ganz anders geartet sind als die Menschen. Wie solle, so argumentiert er, ein Mensch Gemeinsamkeiten mit Insekten empfinden oder gar emotional Solidarität mit ihnen entwickeln können. Die Gedankenverbindung, bei Insekten müsse es sich notwendigerweise um Tiere handeln, resultiere aus der Entwicklungsgeschichte des Menschen, sie sei in ihm verwurzelt, weil er in all den Tausenden von Jahren mit keiner anderen Möglichkeit konfrontiert worden ist. Auch durch rationale Erwägungen sei diese gefühlsmäßige Einstellung nicht von heute auf morgen abzubauen.
    Diese Ansicht bestätigt William Randolph. Die Ablehnung beschränkt sich nach seinen Ermittlungen nicht auf bestimmte Bevölkerungs- oder Berufsgruppen. Auch lasse sich keine Tendenz ermitteln, welcher Seite mehr Frauen oder mehr Männer zuneigten; die Meinungen seien insgesamt geteilt, allerdings mit einem klaren Übergewicht für Ablehnung.
    „Die Abgeordneten", er verwendet tatsächlich die veraltete Bezeichnung „Abgeordnete" für die Exponenten der nach vielen Milliarden zählenden Menschheit, „Werden es sich bestimmt nicht leicht machen. Sie werden alle Varianten durchdenken müssen, aber letztlich werden sie dann die Meinung der Menschheit interpretieren. Das bedarf einer Zeit der Ermittlungen und Erwägungen. Noch haben wir Gelegenheit, Material zusammenzutragen und alles zu tun, um in unserem Sinn meinungsbildend zu wirken."
    Er legt sich nicht fest, der Kyborg. Was versteht er unter „unserem Sinn" und was unter „meinungsbildend"? Kalo weiß es nicht, und ihn stößt die kühle Reserviertheit Randolphs ab.
    Er mag Kyborgs ohnehin nicht. Nach seinem Empfinden sind sie Menschen, die durch den Austausch biologischer Organe gegen mechanische oder kybernetische Baugruppen einen Vorteil zu erreichen suchen und die für sich in Anspruch nehmen, einzig und allein nach eigenen Maßstäben leben zu dürfen. Ja, kann man sie überhaupt als Menschen bezeichnen?
    „Wichtig ist", hört er Kregg sagen, „deutlich zu machen, daß die Imagines von Astrat Intelligenzen sind wie die Menschen, daß sie das gleiche Recht auf Leben haben wie wir. Auch wenn die Art ihrer gesellschaftlichen Organisation uns fremd ist." 
    Gerade diese

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