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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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furchteinflößenden Zahnreihen eines wirklichen Hais nehmen sich auf seinem Bildschirm nicht gefährlicher aus als ein Kamm oder ein Stück Frühlingswiese aus der Froschperspektive. Am meisten aber verdrießt ihn, daß dieses Haigesicht bei jeder Wendung aussieht, als sei es höhnisch verzogen, ein richtiges grinsendes Clownsgesicht. Und nicht nur bei Haifischen versagt seine Vorstellungskraft, er hat es mit Tigern und Pumas versucht, mit Krokodilen und Schakalen, aber nie schienen ihm die Tiere bösartig genug.
    Auch jetzt entsprechen lediglich die Korallen und Aktinien seinen Ansprüchen. Wie ein Kornfeld im Wind wiegen sich ihre schlanken Fangarme, tasten sich durch das Wasser, Blüten gleich entfalten sich die Kronen der Spirographen, rotieren träge, Plankton filternd in bunter, unschuldiger Schönheit.
    Das ist es! Die Bilder sind einfach zu schön, zu friedlich, zu unschuldig: Ein lächelnder Hai, ein schnurrender Puma, ein sich träge rekelndes Krokodil, ein müder Schakal, sanft wogende Aktinien, Röhrenwürmer, die nur ihrer eigenen Schönheit zu leben scheinen. Das ist sein Grundfehler! Er sieht die Welt nicht, wie sie ist, er sieht sie so, wie er sie haben möchte, sanft und schläfrig, konfliktlos und harmonisch. 
    „Immer noch auf der Flucht vor den eigenen Gedanken?" Pela tritt neben ihn. Kopfschüttelnd betrachtet sie das Panorama. Die Korallen beginnen zu verblassen. Plötzlich, im letzten Augenblick, bevor er im dämmrigen Bild des Schirms verschwindet, trägt der Hai die Fratze, die Kalo ihm zugedacht hat. Aber Kalo weiß, daß es nicht seine Empfindungen waren, die das Bild korrigierten, sondern die sich sacht entladenden Kondensatoren, die versiegenden Ströme in den Schwingkreisen.
    Kalo schaltet den Adapter aus und legt ihn zur Seite. „In knapp einer Stunde wird Kregg hier sein", sagt er leise.
    Eine fast schmerzhafte Spannung breitet sich in ihm aus. In wenig mehr als einer Stunde wird er erfahren, wie die Herausforderung der Astraten aufgenommen worden ist. Das Schicksal des gesamten Sonnensystems, so scheint ihm, liegt jetzt in den Händen einiger tausend Menschen, die berechtigt sind, im Namen aller anderen zu entscheiden und zu sprechen, einiger tausend, deren jeder wieder einige hunderttausend vertritt, kraft des Vertrauens, das die anderen in ihn setzen.
    Wie aber werden sie sich entscheiden? Welche Fakten werden sie gegeneinander abwägen? Die Forderung der Astraten gegen die Existenz der Menschheit? Haben sie überhaupt eine Wahl? 
    Ist es nicht schon ein schlimmes Zeichen, daß Kregg sagte: „Bleibt, wo ihr seid. Ich komme zu euch, wenn es soweit ist. Wird mir guttun, mich ein wenig auszulaufen."
    Wer Kregg kennt, der weiß, daß er sein Büro nur in Ausnahmefällen verläßt, daß es schwerwiegender Gründe bedarf, wenn er es nötig hat, sich auszulaufen, wie er es formulierte. Bestimmt ist es ein schlechtes Zeichen.
    „Versuch dich abzulenken, Kalo! Laß uns unser Spiel spielen." Pela setzt sich neben ihn, die Beine übereinandergeschlagen. Schließlich, als er nicht antwortet, lehnt sie sich zurück und zieht das Scherenpult mit den Adaptern zu sich hinüber. Ihre Finger huschen über die Tastatur, der Bildschirm beginnt abermals zu leben, anders diesmal, bunte Flächen und Linien fließen über ihn hin, verweben sich ineinander, überlagern sich, zerplatzen oder verpuffen in lautlosen Explosionen. 
    Die Farben faszinieren Kalo, schlagen ihn in ihren Bann, er starrt auf das Durcheinander, das doch irgendeiner höheren Ordnung zu gehorchen scheint, und er spürt, daß es Pela gelingen wird, ihn aus seinen Gedanken herauszureißen.
    Trotzdem berührt es ihn unangenehm, daß sie imstande ist, jetzt zu spielen, jetzt, kurz bevor die Menschen letzte Gewißheit über die eigenen und vielleicht auch über die Schritte der anderen erhalten werden. Die Zielstrebigkeit, mit der sie sich ablenkt, bedrückt ihn. 
    Eigentlich mag er dieses Spiel, liebt die unumgängliche Konzentration, die überraschenden Wendungen des Gegners, den Zwang, sich auf Psyche und Finten des anderen einstellen zu müssen, um ihm zuvorzukommen. Aber er mag eben nur das Spiel. Nicht den Kampf. Er tritt nicht gern gegen Pela an, nicht gegen jemanden, der mit äußerstem Engagement spielt, auf Biegen und Brechen, mit einem Ernst, der stets Gefahr läuft, die Grenze zum Unmut zu überschreiten. 
    Trotzdem gibt er nach. Minutenlang hält er das Spiel durch, zwingt sich zu der notwendigen Aufmerksamkeit,

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