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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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brannte jetzt das Feuer in den Oberarmmuskeln. Als er die Höhe der Baumwipfel erreicht hatte, tauchten die bunten Kreise vor seinen Augen wieder auf. Diesmal jedoch kümmerte er sich nicht darum. Er flog, mechanisch die Arme auf und ab bewegend. Und er stieg langsam über die Baumkronen empor. Das verlieh ihm neue Kräfte.
    Irgendwann packte ihn eine Bö und drückte ihn zwischen die Baumwipfel, sekundenlang schnürte ihm die Angst den Atem ab, als seine Füße Geäst streiften, aber dieselbe Bö riß ihn wieder empor.
    Hundert Meter vor ihm flog Nelens roter Drachen. Erst jetzt kam Kalo zum Bewußtsein, daß er nicht noch einmal hätte starten müssen. Nelen würde ohnehin disqualifiziert werden. Was zählte, war die ohne Flugunterbrechung zurückgelegte Strecke.
    Überhaupt schien es ihm unverständlich, daß ausgerechnet der Nordländer einen solch üblen Trick versuchte. Das paßte nicht zu ihm. War Nelen wirklich gelandet, oder hatte er sich täuschen lassen? Hatten ihm die Nerven vielleicht einen Streich gespielt? Möglicherweise war Nelen nur langsam über die Lichtung hinweggeflogen, um sich für den alles entscheidenden Spurt zu erholen. Und vielleicht war er später wieder auf größere Höhe gegangen.
    Nein und nochmals nein! Es war nichts als ein gemeiner Trick. Kalo hatte es genau gesehen. Der rote Drachen hatte die Tragflächen quergestellt, er mußte zwischengelandet sein.
    Nelen flog ziemlich langsam. So langsam, daß Kalo trotz Erschöpfung und Schmerzen aufholen konnte. Und ungewöhnlich niedrig hielt sich der Nordländer, noch niedriger, als er ohnehin meist zu fliegen pflegte. Verspielt zeichnete er die Unebenheiten im geschlossenen Blätterdach nach, tauchte hier und da unter einer hochragenden Krone hindurch, wich anderen aus, stieg und fiel.
    Oder war das keine Spielerei? War es vielmehr Ausdruck der Erschöpfung? Dann allerdings befand sich Nelen in höchster Gefahr. Kalo kannte diese Augenblicke, in denen der überforderte Körper die verlangte Leistung nur noch mechanisch zu bringen imstande ist, in denen das Bewußtsein längst ausgeschaltet ist und die natürlichen Sicherungen überbrückt sind. Bei ihm selbst zeigten die rötlichen Kreise den Beginn dieses Zustandes an. Was aber würde geschehen, wenn Nelen diesen Zeitpunkt einfach nicht bemerkte? Oder ihn nicht bemerken wollte?
    Langsam glitt Kalo an den roten Drachen heran. Er sah die Reflexe auf den Rotoren, sah die fast unmerklichen Bewegungen der Flossen - und stutzte.
    Nelen trug jetzt einen änderen Anzug. Unter den leuchtendroten Tragflächen ragten gelbbekleidete Beine hervor, und auch die Flossen waren gelb. Noch beim Start hatte Nelen jedoch die weiße Kleidung der Drachensportler getragen, und seine Flossen hatten farblich mit dem Fluggerät übereingestimmt. Was sollte dieser neuerliche Trick? 
    Es wurde Zeit, sich bemerkbar zu machen. Lange würde er die Verfolgung nicht mehr durchhalten können, und allem Anschein nach war es auch für Nelen höchste Zeit, den Flug zu beenden. Kalo versuchte den anderen durch Rufe auf sich aufmerksam zu machen, aber mehr als ein heiseres Krächzen brachte er nicht zuwege, und das verschluckte der Fahrtwind.
    Dann nahm er sich vor, den Nordländer zu unterfliegen, aber er sah das Risiko sofort. Nelen streifte fast die Baumwipfel, er hob und senkte die Maschine, als bereite ihm dieses ständige Auf und Ab Freude. Überhaupt wirkte sein Flugverhalten, von nahem betrachtet, durchaus sicher, Erschöpfung war das wohl doch nicht. Nelen flog so exakt, wich den Baumkronen und Ästen so geschickt aus, daß man diese Art zu fliegen auch auf jugendlichen Übermut zurückführen konnte. Das aber paßte genausowenig zu Nelen wie der abermalige Start. 
    Noch flog Kalo einige Meter höher als der Verfolgte. Und als dann vor ihnen eine breite Schneise auftauchte, bedachte er sich keinen Augenblick lang und nahm seine Chance wahr. Er drückte das Gerät mit aller Kraft, spürte, wie er Fahrt bekam, sah den roten Drachen plötzlich ganz nahe vor sich, ein, höchstens zwei Meter tiefer als er selbst, erblickte einen leuchtendgelben Overall und einen dunklen Haarschopf. Wenige Meter vor dem jenseitigen Rand der Schneise zog er seinen Drachen wieder hoch und übersprang die ersten Bäume mit mehr Glück als Können. Ein Schrei hinter ihm ließ seine Arme erstarren. Es war der zornige Schrei einer Frau.
    Erst in letzter Sekunde sah er die drohende Gefahr, die Zweige und Äste unmittelbar vor sich. Er warf

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