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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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und tastete mit dem Periskop Meter für Meter der Umgebung in der Nähe der fremden Station ab. Obwohl er nichts Verdächtiges erkennen konnte und obwohl sich nichts bewegte, beschlich ihn ein ungutes Gefühl. Es war schwer zu definieren, es war keine Angst, eher eine Art erwartungsvolle Spannung, geboren aus der Gewißheit, daß diese Ruhe trügen mußte. Er spürte, daß jeden Moment etwas geschehen konnte, ja, er war sicher, daß es geschehen würde.
    Er kannte diese Unruhe, sie pflegte stets aufzutreten, wenn er sich in einem Feld gegensätzlicher Potentiale aufhielt, früher hatte er sie oft gespürt, wenn die Meteotechniker ihre nächtlichen Gewitter aufbauten. Und deshalb wartete er auf eine Entladung, ohne zu wissen, wie und wann sie vonstatten gehen würde.
    Dennoch gab es einen realen Grund für seine Befürchtung, der schwerer wog als alle Gefühle und Ahnungen. So still und tot die Ebene lag, eine feine Staubfahne aber schwebte über ihr, und das ist ein äußerst ungewöhnliches Zeichen auf einem Planeten wie dem Merkur, auf dem es weder Leben noch eine hinreichend dichte Atmosphäre gibt. Und tatsächlich erfolgte der Überfall wie ein Blitzschlag. Die Staubfahne verdichtete sich an einem Punkt zu einer fahlgelben Säule, und aus dieser Säule heraus schoß das Ding auf die Fahrzeuge zu. Auf den ersten Blick wirkte es wie ein riesiges, mit braunrotem Pelz überzogenes Ei, dann wurden Extremitäten sichtbar, kurze, stammartige Beine, die anscheinend in tellerförmigen Hufen endeten. Schließlich war auch der Kopf zu erkennen, ein langgestreckter Schädel, der an einen Pferdekopf erinnerte. Nur die weit hervorstehenden Augen und die scharfe Nasenlinie störten den Vergleich. Dort, wo man das Maul vermuten konnte, kreuzten sich zwei gestielte Zangen und verdeckten weitere Einzelheiten.
    Angesichts zweier vermeintlicher Gegner verharrte das Ding, erstarrte, sekundenlang war nicht die geringste Bewegung erkennbar, dann wandte es mehrmals den Kopf hin und her, als versuche es sich über die Eindringlinge klarzuwerden, sie sich einzuprägen oder deren Kraft abzuschätzen.
    „Ein Tier auf Merkur, das ist absurd!" erklärte Randolph. Selbstverständlich ist es absurd, überlegte Kalo, es kann sich nicht um ein Tier handeln.
    „Tonder, erinnere dich an die Spinnen von Astrat und an die Kugel auf Pluto, waren das Tiere?"
    „Im weitesten Sinne vielleicht. Mir scheint allerdings der Begriff Zoomaten mehr angebracht."
    Niemand hatte bisher eine treffende Bezeichnung für die Wesen gefunden, die ihnen in den letzten Monaten entgegengetreten waren. Nicht daß ihr Aussehen jenseits menschlicher Vorstellungskraft gelegen hätte, aber es existierte eben nichts Vergleichbares, nichts, an dem man sie hätte messen können.
    Der Terminus „Zoomaten" war, unter diesem Aspekt betrachtet, immerhin bemerkenswert.
    Seltsamerweise war Tonder die Ruhe selbst. Er saß reglos im Pilotensessel und starrte durch das Okular des Feldwerfers. Wahrscheinlich vermittelte ihm das Wissen um die Brisanz dieser Waffe Sicherheit und Zuversicht.
    „Wir werden nicht schießen, Tonder!" sagte Kalo.
    Der Pilot blickte sich um. „Weshalb nicht?" fragte er, aber er wartete die Erklärung nicht ab. „Keine unüberlegte Handlung. Ich weiß."
    „Wir sind in unseren Fahrzeugen absolut sicher. Gegen sie vermag es nichts zu unternehmen."
    „Aber irgendwann müssen wir aussteigen."
    Sicherlich. Aber sie konnten sich Zeit lassen. Erst mußten sie in die Nähe der Station gelangen, und eben diesen Weg versperrte ihnen der Zoomat.
    „Versuch ihn zu beschäftigen, William. Unternimm etwas, irgend etwas. Setze den Transporter ein paar Meter zurück, danach stößt du wieder ein Stück vor oder wendest. Hauptsache, du wirbelst Staub auf. Vielleicht orientiert er sich auf euch. In der Zwischenzeit versuchen wir ihm zu entkommen."
    Im selben Augenblick, in dem Randolphs Transporter anruckte, schoß das Ding los. Wie ein Sturmwind brauste es über die Ebene. So müssen die sagenhaften Büffel der amerikanischen Region über die Prärien gerast sein, Bündel von Energie und Kraft.
    Als das Ungetüm an ihnen vorbei auf Randolphs Fahrzeug zupreschte, schob Tonder die Fahrtaster nach vorn, der Transporter tat einen Satz und fuhr schwankend auf die Station der Astraten zu. Der Zoomat wirbelte herum, so leicht und elegant, als betrage seine Masse nicht Tonnen, sondern nur einige Kilogramm. Das Fahrzeug Randolphs schien er vergessen zu haben.
    Statt dessen

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