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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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weiß das. Aber er sucht einfach nach Lösungen, die weniger schockierend sind als die, die sich ihm aufdrängen. „Vielleicht handelt es sich um Individualwesen?" Er spricht seine Vermutung aus, obwohl er genau weiß, das Hisip protestieren wird.
    „Individualwesen!" Hisip lehnt den Gedanken nicht sofort ab, er läßt ihn auf sich wirken, zergliedert ihn. Er spürt Unbehagen und wohl auch ein wenig Abneigung. Ist Domirs Vermutung wirklich eine Diskussion wert? Kann es überhaupt Wesen geben, die nicht des ständigen Kontaktes zu ihresgleichen bedürfen, die imstande sind, außerhalb einer engen Gemeinschaft zu existieren, die darauf verzichten müssen, sich ständig miteinander abzustimmen, die vielleicht gar individuelle Entschlüsse fassen, Entschlüsse, die nicht von den Tausenden und aber Tausenden Hirnen der Gemeinschaft bedacht wurden, Wesen, die ohne rückgekoppelte Emotionen, und seien es nur die der Kontakter, zu leben gezwungen sind?
    „Individualwesen? Unmöglich!" sagt er schließlich abwehrend. „Intelligenzen als Einzelgänger? Das scheint mir selbst in bezug auf diese Molluskoiden zu weit hergeholt. Stell dir vor, was damit alles verbunden wäre. Eine Zivilisation, die keine Staatenbildung kennt, keine Arbeitsteilung, kein gemeinsames Erleben, keine Kultur übertragener Emotionen. Entsetzlich! Wesen, die keine gemeinsame Handlungsgrundlage kennen, chaotische Kommunikation auf allen Ebenen, sie wären gezwungen, ihre Entschlüsse ohne Resonanz zu fassen, das Für und Wider zu koordinierender Handlungsmodelle ohne innere Abstimmung in langwierigen Diskussionen zu erklären. Wie schwer müßte es für sie sein, sich aufeinander einzustimmen. 
    Solche Wesen wären außerstande, eine funktionierende Gesellschaft aufzubauen. Ich gehe sogar noch weiter und behaupte: Schon ihre bloße Existenz widerspräche den natürlichen Bedingungen, unter denen sich intelligente Wesen zu entwickeln vermögen. Sie wären undenkbar."
    „Denkbar schon!" widerspricht Domir. „Aber unbegreiflich." 
    „Gut", lenkt Hisip ein. „Versuchen wir uns zu erinnern. Was wissen wir bisher von ihnen? Daß sie anders sind, äußerlich. Ihr Aufbau unterscheidet sich von dem unseren, ihre Denkvorgänge laufen zwar in ähnlichen, aber doch nicht gleichen Bahnen ab wie die unseren. Ist das eine Begründung für die Annahme, daß..." 
    Dann entsinnt er sich der Einzelheiten, der Dinge, die ihm bisher nicht aufgefallen sind, weil er sie zu den normalen Verhaltensweisen der Fremden rechnete, ungewöhnlich zwar, aber kaum besorgniserregend. Jetzt beginnt er das alles in einem anderen Licht zu sehen. Die Resistenz gegen Isolation, der Drang, sich auszubreiten, Abstände zu schaffen, die abiologische Technik, die Phasen äußerer Tatenlosigkeit, die offensichtlich in Kommunikationsmängeln ihre Ursachen haben. 
    All dies formt sich zu einem Komplex, zu einem ungewöhnlichen Ganzen, dessen Einzelheiten, so skurril sie auch sein mögen, sich miteinander verzahnen, ein geschlossenes System bilden. 
    Fast bedauern sie, diese ungewöhnlichen Wesen nicht näher kennenzulernen.
    „Der Start steht unmittelbar bevor", erklären die Kontakter einmütig.
    „Trotzdem...", sagt Hisip plötzlich und stößt sich vom Boden ab. In steilem Bogen fliegt er in den Schlauchmund der Schleusenvakuole ein.
    Domir und die Kontakter zögern einen Moment lang, dann aber folgen sie ihm.
     
    Diesmal dauert die Umstellung nur Sekunden. Die fremden Bilder und Eindrücke verschwinden fast schlagartig. Und mit ihnen vergeht das Gefühl der Enttäuschung, das Bewußtsein vom Herannahen einer unabwendbaren Gefahr.
    Sie steigen aus, verteilen sich und gehen in Deckung. Die Aktion läuft nicht anders ab als während der Hunderte von Übungen, die die Mannschaften hinter sich gebracht haben. Und plötzlich wissen sie, daß es keinen Sinn mehr hat, weiterzufahren. Sie werden die Fremden nicht mehr erreichen. Dort drüben in der Kuppel rüstet man zum Aufbruch.
    Wie vor der Sendung liegt die Ebene glatt und still, die Krümmung des Horizontes ist wieder verflacht, die Umrisse der Kuppel heben sich deutlich gegen den dunklen Himmel ab. Es ist, als habe es die verblüffende optische Verzerrung nie gegeben.
    „Wenn man nur wüßte, wie sie das fertigbringen", sagt Tonder. „Beeinflussung des optischen Informationsvermögens und des Bewußtseins. Welcher Art sind die Kräfte, die sie einsetzen?" 
    Sicherlich sind die Verzerrungen zu Beginn einer Sendung Nebenwirkungen,

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