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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Situation zurückzuversetzen. Schließlich entsinnt er sich, daß diese Organe der Fortbewegung dienen, weiter kommt er mit seinen Gedanken jedoch nicht.
    Ein unterdrückter Laut Aikikos zwingt ihn zur Aufmerksamkeit. Ihr Gesicht hinter der Helmscheibe ist blaß geworden. Kalo sieht sie plötzlich schwanken. Mit zwei Schritten ist er an ihrer Seite und faßt ihre Schultern.
    Schwer lehnt sie sich an ihn. Sie umklammert seinen Arm wie ein Ertrinkender das rettende Floß. „Sieh nur die Gesichter", flüstert sie.
    Die Gesichter der Astraten sind in der Tat ungewöhnlich. Das Ungewöhnlichste der ganzen Erscheinung vielleicht. Der Kopf ist schmal und langgestreckt, mit hoher, glatter Stirn, unter der zwei riesige Augen glimmen. Es sind schwarze, flach gewölbte Augen, lidlos, mit feinem Netzmuster überzogen, Insektenaugen, Facettenaugen. Aber das Netz ist so fein gewebt, daß ihr Auflösungsvermögen dem des menschlichen Auges nahekommen muß, ja, es vielleicht sogar übertrifft. Direkt zwischen den Augen beginnt der Nasenrücken, anfangs wie ein Messer schmal, sich jedoch nach unten ausbreitend, darunter der Mund, lippenlos, Ober- und Unterkiefer zweigeteilt, scharfe Leisten, die sich offensichtlich unabhängig voneinander bewegen lassen, Ohren sind nicht erkennbar, nur häutige Membranen hinter den Augen, dort, wo bei einem Menschen die Schläfen liegen.
    Diese Gesichter kann niemand häßlich nennen, aber sie sind ungewöhnlich genug, um Aikikos Verwirrung zu erklären. Noch immer hält Aikiko krampfhaft seinen Arm umklammert. 
    Damals, während des ersten Kontaktes, wirkten die Astraten menschenähnlicher, vielleicht sogar menschlicher. Selbst ihre Verhaltensweisen, das Fest der Kopula, das fast wollüstige Ersteigen dieses riesigen Fleischberges, für den er heute keine andere Bezeichnung als Gebärmaschine mehr hat, die lebende Stadt, die künstlichen Sonnen, die Kontakter, sinnreiche Biomaten, die Daten speicherten, Entschlüsse kommentierten und berieten, waren irgendwie vertraut, im Grunde erklärbar, im Unterbewußtsein gespeichert, als Erfahrung abrufbereit, modelliert, deshalb war alles weniger schockierend. 
    Heute erst ahnt Kalo, daß das damals nicht sein Unterbewußtsein, nicht seine Erfahrungen und Modelle waren, daß seine Hirnströme mit denen eines Astraten in Resonanz geschwungen hatten. Einiges wird dadurch klarer.
    Jetzt erst beginnt er zu begreifen, was er bis heute für unerklärbar hielt: daß er sich sofort in der Stadt zurechtfand, daß er fast wie ein Astrat fühlte, als er den Fleischberg erklomm, daß er sich von der ersten Minute an mit den Fremden verständigen konnte. 
    Sie hatten ihm einfach das Bewußtsein eines Astraten geborgt, aufgepfropft auf sein Ich. Solange die Resonanz anhielt, fühlte er wie einer der Ihren oder doch fast so.
    Damals ging von den fremden Gesichtern eine tiefe Melancholie aus. Sie schien ihm das hervorstechendste Merkmal zu sein. Und die Gesichter derer, die ihm heute gegenüberstehen? 
    Er kann keine Regungen erkennen, selbst der Unterschied zwischen Primärwesen und Kontakter bleibt ihm heute verborgen, da ist nichts, was ihm als Merkmal dienen könnte.
    Oder doch? Die Haltung der beiden Astraten, die sich ein wenig im Hintergrund halten, scheint ihm bei näherem Hinsehen starrer als die der zwei anderen, die Netze über den Augen sind gröber, die Farbe der Augen ist dunkler, lebloser. Weshalb erkennt er das erst jetzt? Weshalb ist es ihm nicht sofort aufgefallen, als sie ihm gegenüber getreten sind?
    Und die Melancholie? Ist sie nicht auch vorhanden? Gehört sie nicht zu diesen Gesichtern wie der scharfe Nasenrücken, die geteilten Kiefer, die dunklen Augenteller? Aber wieso sollte er als Mensch in derart fremden Gesichtern Gefühlsregungen erkennen können? Das ist unmöglich!
    Und doch ist es möglich. Er spürt sogar, daß diese Melancholie nicht zu den Gesichtern gehört, daß sie entstanden ist während der Jahrhunderte der Ungewißheit über die Existenzmöglichkeiten der Zivilisation. Sie hat die Mienen derer geprägt, die um die Gefahr wissen. 
    Kalo stutzt. Fragen und Antworten. Sobald er sich eine Frage stellt, fließt ihm die Antwort zu, ist einfach da, dringt in ihn ein und setzt sich in seinem Hirn fest. Nicht verbal, da sind keine Worte, die Antwort existiert in seinem Bewußtsein, gefühlsmäßig, spürbar. Er mustert die Astraten aufmerksam. Ist nicht die Spur eines Lächelns in den fremden Gesichtern?
    Nein! Mimik im menschlichen

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