Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
Vom Netzwerk:
Maschinen, unvorstellbar zerklüftet der Aufbau, ihre Aufgabe erschließt sich erst nach längerer Zeit der Beobachtung, ihre Funktion bleibt auch dann noch unklar.
    Der langgestreckte, kantige Körper ruht auf kreisförmigen Stützen, die von einem Gewirr an Netze erinnernde Bewegungsorgane durchzogen sind, Fortbewegungsmechanismen, die die Maschinen mittels rotierender Bewegung vorantreiben.
    Die technische Lösung dieser Extremitäten und deren Bewegungsweise sind verblüffend, auf Astrat gibt es nichts Vergleichbares; die belebte Natur kennt dort keine Rotation. Aber sie werden kaum Gelegenheit haben, sich mit diesem Phänomen näher zu befassen, ihre Aufgabe auf diesem Planeten ist beendet, ihre Mission gescheitert. 
    Der Körper der Maschinen wird überragt von einem ebenfalls eckigen Kopf, auf dessen Stirn sich Objektive und kurze, rohrartige Auswüchse zu unregelmäßigen Gruppen formieren, Rezeptoren offenbar, die die Umgebung abtasten, Daten aufnehmen und zur Verarbeitung in das Innere weiterleiten. Aber auch der Körper selbst trägt Fortsätze und Aufbauten, die anscheinend ähnlichen Zwecken dienen.
    Das erstaunlichste jedoch ist und bleibt ein Vorgang, den sie bereits mehrfach beobachten konnten, der stets mit der stereotypen Gleichförmigkeit eines Rituals abrollt und der sich ihnen auch jetzt wieder bietet: Die Flanken der Maschine öffnen sich, öffnen sich in einer Weise, die schockierend an das Aufklappen des Unterkiefers eines Patrouillators erinnert, und über diese schräg auf die Ebene gestützten Unterkiefer verlassen Gruppen der Bewohner des dritten Planeten die Maschinen. Unmittelbar am Boden haftend, bewegen sie sich fort, als sei ihnen die dritte Dimension verschlossen geblieben. Kaum außerhalb der Fahrzeuge, schwärmen sie aus und verteilen sich gleichmäßig im Gelände, jede Gruppenbildung fortan vermeidend. Und stets bleiben sie dabei dem Boden verhaftet, ja, es sieht aus, als würden sie am liebsten in ihn hineinkriechen.
    „Diese Transportmittel sind beachtenswert", stellt Domir fest. „Weder die Rotation der Extremitäten noch die Art, in der sich die Kiefer öffnen, haben biologische Vorbilder."
    „Diese Bewegungsformen könnten in der Natur des dritten Planeten dieses Systems vorkommen."
    „Könnten... Aber ich glaube nicht daran."
    „Sondern?"
    „Dies ist archaische Technik. Metallene Fahrzeuge, Scharnierbewegungen, Reibungsvorgänge." 
    „Mag sein. Und was folgt daraus?"
    „Sie leben auf einer Entwicklungsstufe, die wir längst hinter uns gebracht haben."
    „Das ist keine Folgerung, sondern die Feststellung einer Tatsache." 
    „Diesen Wesen wollen wir weichen, Wesen auf einer solchen Stufe, ohne den ernsthaften Versuch..."
    „Wieso weichen? Nicht sie sind in unseren Lebenskreis eingedrungen, sondern..."
    Hinter Hisips Gedanken verbirgt sich bittere Selbstanklage, und obwohl er sie zu unterdrücken sucht, vernimmt Domir sie überdeutlich. Dieser Vorwurf gegen die eigenen Wünsche wiegt um so schwerer, als sich bisher noch niemand für ein gewaltsames Eindringen in das fremde System ausgesprochen hat. Und auch in Zukunft ist mit einem derartigen Beschluß nicht zu rechnen. 
    „Niemals werden wir ihnen Anlaß geben, uns die Anwendung von Zwang vorzuwerfen. Das weißt du doch, Hisip!" 
    „Immerhin haben unsere Aktivitäten dazu geführt, daß eines ihrer Individuen für geraume Zeit isoliert wurde. Es wäre schlimm, hätte es diesen Beziehungsverlust nicht überstanden. Und, Domir, ich glaube nicht daran, daß es ihn überstehen konnte."
    „Es hatte sich bereits selbst isoliert. Der Patrouillator hat es lediglich gehindert, sich noch weiter von seiner Gruppe zu entfernen. Er hat nur dem Programm gehorcht."
    „Zu spät!" klagt Hisip. „Es konnte das nicht überleben. Die anderen mußten..."
    „Ich wiederhole", unterbricht Domir. „Der Patrouillator hat lediglich seinem Programm gehorcht. Schutz dieser Wesen vor den Meßfeldern der Station und vor der eigenen Unzulänglichkeit." 
    „Zahl der Molluskoiden nicht reduziert", bemerkt einer der Kontakter.
    „Das heißt, daß es die Isolation überlebt hat. Unglaublich! Sie müssen eine ungeheuer starke Psyche besitzen."
    „Oder sie sind imstande, sich über einen gewissen Zeitraum abzuschalten", sinniert Domir.
    „Abschalten? Kaum! Es handelt sich immerhin um denkende Wesen. Sie befinden sich auf dem Wege natürlicher Evolutionen. Die Unterbrechung aller Funktionen ist das Merkmal technischer Objekte." Domir

Weitere Kostenlose Bücher