Stern der Göttin
selbst war jedoch angesäuert, denn durch seinen spektakulären Auftritt trat ihre eigene Leistung fast völlig in den Hintergrund. Dabei hatte sie weitaus mehr als er die Dankbarkeit dieser Leute verdient.
Khaton schien ihre Gedanken zu spüren, denn er wandte sich ihr mit einem beschwichtigenden Lächeln zu. »Ich habe Gründe, deine Taten nicht hinauszuposaunen. Du wirst früh genug davon erfahren.«
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Der Evari bestimmte die Räumlichkeiten in Salavars inzwischen fast fertiggestelltem Gebäude kurzerhand für sich und quartierte auch Laisa und deren Freunde dort ein. Zunächst hatte er wenig Zeit, mit ihnen zu reden, denn es galt, all die Probleme zu beseitigen, die der schwarze Hochmagier hinterlassen hatte. Viele der Menschen, die nach Gamindhon gepilgert waren, hatten bereits vor Wochen Haus und Hof verlassen und wussten nicht, was sie daheim erwarten würde. Die Angst, ihr Vieh wäre eingegangen und sie würden ihre Felder voller Unkraut wiederfinden, stand vielen ins Gesicht geschrieben. Wer ein Handwerk ausübte, sorgte sich um seine Werkzeuge und die Vorräte an Arbeitsmaterial.
Khaton gelang es mit geschickten Worten, die Edelleute, die neben ihrem gesamten Gut auch noch eine hohe Entschädigung von Gamindhon gefordert hatten, an ihre Verantwortung für das Wohl der Menschen in ihrem Machtbereich zu erinnern. Ein Graf aus Thilion, der dem Ruf des großen Kristalls auf einer Reise nach Edessin Dareh erlegen war, kam schließlich als Führer einer Gesandtschaft zu ihm.
»Erhabener Evari«, begann er, nachdem er sich umständlich vorgestellt hatte. »Meine Freunde aus Thilion und ich haben lange mit den Herren und Damen aus den anderen Ländern gesprochen und sind entschlossen, ein Drittel dessen, das jeder von uns an diesen Propheten verloren und nun wiederbekommen hat, für die ärmeren Pilger zu spenden, damit diese ihre Heimreise bezahlen können und dort nicht hungern oder betteln müssen.«
Khaton hob den Kopf und lächelte. »Ihr seid großzügig, GrafKlerdhil, und zudem ein weiser Mann. Ich werde diese Geste dem hohen grünen Tempel in Edessin Dareh melden, damit Ihr und all die Herren und Damen, die ihr eigenes Gold opfern, um anderen zu helfen, in die Gebete eingeschlossen werden.«
Der Evari reichte dem Adeligen die Hand und ließ ein wenig kräftigende Magie in ihn überfließen. Klerdhils Gestalt straffte sich, und der Kummer, den der Verlust seiner beiden Söhne im letzten Krieg in ihm hinterlassen hatte, schmerzte auf einmal nicht mehr so stark.
»Möge Tenelin Euch Glück und Segen bescheren.« Khatons tastende Sinne drangen in den Geist des Grafen ein, und er fand darin das Bild einer drallen, jungen Magd, die dem Mann ins Auge gesprungen war, ohne dass er sich ihr bisher genähert hätte.
»Ihr seid Witwer, Graf, und solltet Eure Sippe weiterführen. Ein Mädchen mit gesundem Bauernblut in den Adern ist für Euch jedoch besser geeignet als eine Dame, die vielleicht immer noch um ihren gefallenen ersten Gemahl, den Verlobten oder den Bruder trauert.« Mehr konnte Khaton nicht für den Mann tun. Als er jedoch in dessen Augen sah, erkannte er, dass er ihm genügend innere Kraft und auch den Willen eingeflößt hatte, sich das Bauernmädchen als zweite Frau ins Haus zu holen.
Bei dem Gedanken lachte der Evari über sich selbst. Es war seine Aufgabe, über den Frieden dieser Welt zu wachen und nicht, sich darum zu kümmern, dass ein Edelmann eine willige Frau ins Ehebett bekam. Allerdings freute er sich über diesen kleinen Erfolg, denn Klerdhil hatte zu jenen gehört, die als Erste auf seine Vorschläge eingegangen waren. Er klopfte dem Grafen anerkennend auf die Schulter und entließ ihn mit einem guten Gefühl.
Nach ein paar Tagen konnte Khaton die Organisation des Rücktransports getrost Elawhar überlassen und sich endlich um seine eigenen Probleme kümmern. Aus diesem Grund befahl er, die besten Delikatessen aufzutischen, die in den Vorratsräumen des Hauses zu finden waren, und lud Laisa und deren Begleiter zum Bankett ein.
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Zunächst unterschied sich dieses Mahl in keiner Weise von den vorhergegangenen, denn sie hatten schon mehrfach in dieser Runde zusammen gespeist. Dann aber spürte Laisa eine Anspannung, die von dem Evari ausging, und ihr sträubten sich die Schnurrbarthaare. Irgendetwas war im Gange! Das sah sie dem Magier an der Nasenspitze an – und es hatte mit ihr zu tun.
Khaton schenkte sich einen weiteren Becher mit dem Thilierwein aus
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