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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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Insgesamt machte das ganze Land den Eindruck, als würde es sich auf einen Krieg vorbereiten. Gesprächen zufolge, die Laisa belauschte, sollte diese Aufrüstung sowohl Sarlik und seinen Freistädtern in Maraandlion gelten als auch den Anhängern Tenelins aus Thilion und Aralian, die auf ihrem Eroberungszug fast bis an die Südgrenze Maraands vorgestoßen waren.
    Laisa fand die Situation in diesem Teil der Welt noch verwirrender als auf der westlichen Stromseite, denn jedes Mal, wenn sie sich ein Bild gemacht zu haben glaubte, kehrte eine neue Situation eine bereits gefasste Meinung wieder ins Gegenteil um. Verärgert, weil ihr Kopf sich mit den verrücktesten Gedanken und Ideen füllte, die nichts mit ihrer eigenen Aufgabe zu tun hatten, schnappte Laisa eines Morgens wütend mit den Zähnen. »Es wird Zeit, dass ich mich nur noch um das kümmere, was Khaton uns aufgetragen hatte!«
    »Das rate ich dir schon die ganze Zeit«, erklärte Borlon sanft.
    Laisa lachte gezwungen auf und deutete dann auf Heklah, die wie meistens mit einem gewissen Abstand hinter ihnen ritt.
    »Dieses Weibsstück erinnert mich immer wieder an Sarlik und dessen Pläne. Wir hätten es besser zurücklassen sollen.«
    »Das können wir immer noch tun. Wir brauchen nur ein wenig schneller zu reiten, dann kommt ihr alter Zossen nicht mehr mit.« Borlon mochte die schwarze Sklavin noch immer nicht, obwohl diese sich so nützlich machte, wie es nur ging. Heklah sammelte am Abend Holz für das Lagerfeuer und briet das Wildbret, das Laisa tagsüber erjagt hatte. Auch führte sie die Pferde zur Tränke und schöpfte Trinkwasser aus den Quellen, an denen sie rasteten. Trotzdem wurde keiner so richtig mit ihr warm. Selbst Rongi, der sonst rasch Freundschaften schloss, hielt Abstand zu ihr.
    Laisa drehte sich noch einmal zu Heklah um und schüttelte den Kopf. »Es geht nicht. Ich würde mir immer Vorwürfe machen, sie hilflos zurückgelassen zu haben.«
    »Dann müssen wir darauf achtgeben, dass sie uns nicht verraten kann.« Borlon klang knurrig, denn im Gegensatz zu Laisa fühlte er keine Gewissensbisse, die unliebsame Begleiterin abzuschütteln. Seinetwegen hätten sie die Sklavin auch an den Nächstbesten verkaufen können, der ihnen über den Weg lief. Doch Laisa war seine Anführerin, und wenn sie Heklah weiter mitschleppen wollte, dann musste es eben sein.
    Zu Beginn hatte Laisa in der Nacht reiten wollen, um so wenig wie möglich gesehen zu werden. Sie war davon jedoch abgekommen, weil sowohl die Pferde als auch ihre Begleiter in der Dunkelheit nicht genug sehen konnten. Da die Maraander in größeren Siedlungen lebten, die Laisa und ihre Begleiter im weiten Bogen umgehen konnten, begegneten sie unterwegs keinem Menschen.
    Nach drei weiteren Tagen erreichten sie die Grenze zu Daschon und ritten dabei seit Stunden durch eine Landschaft, in der die Pflanzen und Bäume, bei denen die blaue Farbe vorherrschte, sich mit Gewächsen in matt schimmerndem Violett mischten.
    Ysobel beugte sich aus dem Sattel, pflückte eine Blume und roch mit einem seligen Ausdruck daran. »Endlich erreichen wir ein Land, in dem ich mich heimisch fühlen kann!«, rief sie Laisa lachend zu.
    Während Borlon und Rongi, aber auch Heklah ihr nur staunend zuschauten, empfand Laisa die Grenze zwischen den beiden Reichen wie einen scharfen Schnitt. Dies lag an den Artefakten, die auf beiden Seiten in die Grenzpfähle eingelassen worden waren und jedem Wesen mit einem gewissen magischen Gespür meldeten, wo es sich befand.
    Kurz vor der Grenze wandte Ysobel sich an Laisa. »Eigentlich müssten wir uns einen Grenzposten suchen, wenn wir auf ehrlichem Weg nach Daschon einreisen wollen.«
    »Müssten wir dabei durch eine maraandische Stadt?«, fragte Laisa und winkte ab, als ihre Freundin nickte. »Vergiss es! Wir reiten hier über die Grenze.«
    »Damit enthältst du aber einem braven violetten Reich Steuern und Wegezoll vor«, wandte Ysobel ein.
    »In Maraand mussten wir auch nichts zahlen. Also vorwärts!« Laisa ließ sich nicht aufhalten und ritt weiter, während Ysobel zögerte und ihr erst folgte, als alle anderen die Grenze passiert hatten.
    Sie blieb jedoch den ganzen Tag unansprechbar. Dafür schossen ihr tausend Gedanken durch den Kopf. Zum ersten Mal, seit die Flussmaulleute sie gefangen hatten, stand sie wieder auf dem Boden eines violetten Landes und spürte die Ausstrahlung der eigenen Farbe wie eine sanfte Liebkosung auf ihrer Haut. Mit jeder Faser ihres Herzens sehnte

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