Stern der Göttin
die T’wooler nicht, da sie ihrer Ansicht nach zu großsprecherisch und zu überzeugt von sich waren.
Wie berechtigt Ysobels Meinung war, erlebte Laisa an dem Tag, an dem Ligaij hinter ihnen zurückblieb und sich nördlich des Dreifarbenflusses das kleine Fürstentum Vhoreghan erstreckte. Als der Schiffer seiner Gewohnheit nach dessen Ufer ansteuern wollte, schoss eine Flussgaleere mit etlichen Bewaffneten an Bord auf sie zu. Ein Mann in glänzender schwarzer Rüstung und einem Helm mit einem schwarzen Federbusch auf dem Kopf hob sein Schwert und wies gebieterisch auf das t’woolische Ufer.
»Im Namen Arendhars IV ., Schwert Giringars in den Dämmerlanden, Haupt der Tawaler und König von T’wool, wurde bestimmt, dass kein Schiff einen Hafen in Vhoreghan ansteuern darf, solange es dies auf t’woolischem Boden tun kann. Ihr werdet euch daher umgehend vom nördlichen Ufer entfernen und am südlichen Ufer weitertreideln.«
»Was soll der Unsinn?«, fragte der Schiffer verärgert.
»Das ist kein Unsinn, sondern der Befehl unseres allererhabendsten Königs und Herrn. Gehorche, oder wir kommen an Bord.«
Während der Schiffer sich gegen die Anmaßung des T’woolers zu behaupten versuchte, blickte Laisa nach Norden. Der Flusshafen des kleinen vhoreghanischen Städtchens war gähnend leer. Nur ein paar Fischerboote lagen am Ufer, und auf den Anlegestegen hatten sich etliche Leute versammelt, die zornig ihre Fäuste ballten. Diesen gefiel es anscheinend gar nicht, wie die T’wooler sich hier aufspielten. Laisa ärgerte sich ebenfalls über den Ton, den Arendhars Offizier anschlug. Aus diesem Grund stellte sie sich neben den Schiffer und blickte zu dem Mann hinüber.
»Du kannst ja versuchen, an Bord zu kommen, doch das Risiko liegt bei dir. Außerdem ziehen meine Pferde das Schiff, und die befinden sich auf dem nördlichen Treidelpfad. Ich werde nicht wegen eines Wichts wie dir die Seile kappen und meine Tiere drüben lassen.«
Da Laisa gegen die tiefstehende Sonne stand, konnte der T’wooler nicht sehen, dass sie keine normale Menschenfrau war, und trumpfte polternd auf.
»Du bist wohl irgendeines dieser wardanischen Adelspüppchen, was? Pass auf, dass wir dich nicht sofort gefangen nehmen und so lange in den Kerker stecken, bis deine blauen Freunde dich gegen Prinzessin Zhirilah austauschen.«
»Versuche es, und du kannst deinem Giringar eher heute als morgen die Hand schütteln.« Laisa griff zum Bogen und spannte ihn so rasch, dass der T’wooler mit dem Schauen nicht mehr mitkam.
»Verdammt, das ist eine der blauen Bogenschützinnen«, knirschte er noch, dann suchte er Deckung.
Bevor Laisa etwas erwidern konnte, griff der Schiffer ein. »Gegen die Macht T’wools können wir uns nicht behaupten!« Dann wandte er sich an seine Matrosen. »He, Männer, löst die Treidelleinen, damit wir den Fluss überqueren können. Zwei von euch treiben die Pferde ins Wasser und schwimmen mit ihnen ans südliche Ufer. Morgen früh treideln wir auf t’woolischer Seite weiter.«
»Aber du hast uns für heute noch nicht bezahlt!«, rief einer der Treidelknechte empört.
Der Schiffer holte seinen Geldbeutel hervor und zählte einige kleinere Münzen ab. Die wickelte er in ein Tuch und warf sie dem Knecht zu.
»Hier, das wird wohl reichen. Seht zu, dass ihr bis morgen früh auf der Südseite des Flusses seid, und wenn ihr ihn schwimmend überqueren müsst.« Dann schüttelte er den Kopf und sah Laisa an.
»Ich möchte wissen, was da passiert ist. Vhoreghan und T’wool sind zwar auch sonst alles andere als Freunde, aber so wild wie heute waren die Schwarzen eigentlich noch nie.«
Laisa hatte ihren ersten Zorn überwunden und dachte über das nach, was der t’woolische Offizier gesagt hatte. Wie es aussah, war die Prinzessin aus Zhirivh eher erschienen und bereits von Frongs Leuten entführt worden. Sie stieß ein verärgertes Fauchen aus, denn damit konnten die Spuren bereits kalt geworden sein.
»Wir müssen so rasch wie möglich nach T’woollion«, flüsterte sie Ysobel zu, die der Galeere, die sie jetzt zum Südufer begleitete, wütende Blicke zuwarf.
»Zuerst werden wir uns noch mit diesem aufgeblasenen Frosch auseinandersetzen müssen, der eben gequakt hat. Er wird sich den Tonfall, den du ihm gegenüber angeschlagen hast, nicht gefallen lassen wollen.«
»Und ich mir den seinen nicht!« Laisa lockerte ihre Waffen für den Fall, dass es zum Kampf kommen sollte, und stellte sich dann an den Bug.
Jetzt, da sie
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