Stern der Göttin
Knilch unter allen unfähigen Hexenmeistern des Schwarzen Landes. Du glaubst, du könntest ein Wort aus mir herausholen, doch du hast dich wie schon so oft geirrt.«
Ein blauer Magieblitz blendete Laisas Sinne, gleichzeitig sank der Wirt wie ein Bündel Lumpen zu Boden. Es dauerte einige Augenblicke, bis Tharon begriff, dass sein Gefangener tot war, dann stieß er einen Fluch aus, der sogar Arendhar erbleichen ließ, und zerrte den Leichnam hoch.
»So haben wir nicht gewettet, Freundchen. Ich kann doch etwas mehr, als du denkst oder vielmehr der, der diesen Bann über dich geworfen hat.« Er murmelte dumpf klingende Worte, die wie Trommelschläge durch Laisas Schädel fuhren. Unbewusst sprach sie einige davon nach.
Für einen Augenblick starrte Tharon sie irritiert an, verstärkte aber dann seine Bemühungen, und nun sahen sowohl Laisa wie auch der Evari und Arendhar, wie sich der Geist des Toten von seinem Körper löste und flackernd im Raum stehen blieb.
Tharon entblößte seine Zähne zu einem hämischen Grinsen. »Na also, es geht doch. Und jetzt sprich! Wer hat die Entführung Prinzessin Zhirilahs befohlen?«
»Der große Frong!«, klang es dünn zurück.
»Wer ist dieser Frong?«
»Der große Frong!«
Da der Geist immer stärker verblasste und wie durch ein starkes Band Richtung Osten gezogen wurde, verkniff Tharon sich einen Fluch und hielt den Toten mit seinen Kräften fest.
»Woher stammt Frong?«
»Ich weiß es nicht!«
»Was hat Frong vor?«
»Ich weiß es nicht!«
»Verdammt, was wollen die Leute, die mit Frong zu tun haben?« Tharons Ungeduld wuchs, denn er wusste, dass er den Geist des Wirtes nicht mehr lange würde festhalten können.
»Sie wollen Ruhm, Reichtum, Rache und Macht!«, erklärte der Geist mit schwächer werdender Stimme.
»Nenne die Namen deiner Kumpane und Anführer!« Tharon verstärkte seine Bemühungen, um den Toten noch länger zu halten, doch ihm war, als müsse er sich gegen den Zug von tausend Pferden stemmen. Zu seinem Glück nannte der Wirt noch ein halbes Dutzend Namen, dann entglitt er den magischen Fingern des Evari und raste gedankenschnell nach Osten, Ilynas Seelendom entgegen.
Auf Tharons Willen hin bildeten sich Schriftzeichen auf einem Blatt Papier und hielten die genannten Namen fest. Der Evari selbst wirkte erschöpft, aber trotz des teilweisen Fehlschlags, den er hatte hinnehmen müssen, noch halbwegs zufrieden.
»Danke! Ohne Euch hätte ich den Kerl nicht so lange halten können«, sagte er zu Laisa, die nicht die geringste Ahnung hatte, wovon er sprach.
Danach wandte Tharon sich an Arendhar. »Ich werde diese Kerle selbst jagen, muss dabei aber schnell sein, damit die Ratten nicht in ihren Löchern verschwinden. Wollt Ihr mich dabei unterstützen?«
Die letzte Frage galt Laisa, die nun den hoffnungsvollen Blick des schwarzen Evari auf sich gerichtet sah. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Wenn Tharon Frongs Spießgesellen jagte, würde er sich in dieser Zeit nicht um seinen Turm kümmern können. Damit aber gab er ihr freie Bahn, den Auftrag seines weißen Gegenparts auszuführen. Obwohl es ihr ein wenig leidtat, ihn enttäuschen zu müssen, schüttelte sie den Kopf.
»Es geht nicht! Ich werde an meinem Ziel erwartet.«
»Schade, ich hätte Euch gerne an meiner Seite gehabt.« Tharon seufzte kurz und verabschiedete sich in aller Eile. Danach trat er mehrere Schritte von Laisa und Arendhar weg und verschwand spurlos.
☀ ☀ ☀
Da Laisa am nächsten Tag aufbrechen wollte, bat Arendhar sie um ein letztes Gespräch und bedankte sich für ihre Hilfe. Auch wenn Tharons Verhör wenig ergeben hatte, so war nun klar, dass nicht das Nachbarreich Vhoreghan hinter der Entführung gesteckt hatte, sondern ein blauer Geheimbund, der anscheinend seine Wurzeln in dem an die Thilier verlorenen Süden hatte, denn fünf der sechs Namen, die der Tote genannt hatte, entstammten Adelsfamilien aus den eroberten Reichen.
»Damit kann ich die Handelsblockade gegen Vhoreghan aufheben und mich wieder nach Tawaldon begeben. Die Gefahr eines Krieges mit den Wardan-Reichen dürfte vorerst gebannt sein.« Der König wirkte erleichtert, doch Laisa spürte, dass seine Gedanken sich jetzt wieder nach Westen richteten.
»Willst du dich gegen die Einbruchslande wenden?«, fragte sie.
Arendhar lachte bitter auf. »Wenn dies möglich wäre, hätte ich nie aufgehört zu kämpfen. Doch niemand kann die Todeszone durchdringen, die der grüne Evari als Schutzwall vor
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