Stern der Göttin
der Eirun so genervt, dass sie das Artefakt am liebsten wirklich wieder auf Versteinern gestellt hätte. Nur der Gedanke, dass ihr zu viele Feinde gegenüberstanden, brachte sie dazu, das Gerät so einzusetzen, wie es notwendig war.
Eine schwarze Wolke schoss auf die Eirun zu und hüllte sie vollständig ein. Gleich darauf erfüllte ein Wimmern und Stöhnen den Raum, zuerst nur als starkes magisches Senden und dann auch in Form schmerzerfüllter Töne. Prompt spürte auch Laisa selbst die Qualen, die die schwarze Entsteinerungsmagie der Weißen zufügte und die die Eirun unwillkürlich auf sie übertrug. Ihr wurde so übel, als wollte sich ihr Inneres nach außen kehren, und höllische Schmerzen durchfluteten sie. Irgendwie schaffte sie es nach ein paar schlimmen Augenblicken, die Ausstrahlung der Eirun abzublocken, und sie vermochte wieder frei zu atmen. Die Weiße aber litt weiterhin stark unter der Wirkung der Entsteinerung, und als sie versuchte, sich zu erheben, brach sie sofort wieder zusammen.
»Du musst mich festhalten«, keuchte sie, während sie auf Laisa zu kroch.
Diese beugte sich über sie und nahm sie in ihre Arme. Nun vereinten sich ihre Kräfte, und Laisa spürte, wie die Eirun mit jedem Herzschlag mehr Gewalt über ihren Körper errang. Ihr Zittern erstarb, und nachdem sie einiges an Luft aus dem Magen gewürgt hatte, verschwand auch das fahle Graugrün von ihren Wangen.
»Es ist ganz gut, dass ich, bevor ich versteinert worden bin, ein paar Tage lang nichts gegessen habe. Ich will mir die Krämpfe nicht einmal vorstellen, die ich jetzt haben würde.« Sie grinste und streckte die Hand aus, um über Laisas befellte Wange zu streichen.
»Übrigens, ich bin Meanil, Bannerträgerin der vierten Armee des Weißen Landes und Oberkommandierende im Osten. Aber das war zu einer ganz anderen Zeit.«
»Du bist Meanil, die den Stern der Irisea besessen hat!« Laisa rief es so laut, dass die andere zusammenzuckte.
»Bist du verrückt? Du schreist doch das ganze Schwarzlandgesindel zusammen!«
Laisa spitzte kurz die Ohren und schüttelte dann den Kopf. »Die haben derzeit anderes zu tun, als sich um uns zu kümmern. Wenn ich ihren Anführer recht verstehe, sind sie kurz davor, den Stern der Irisea zu finden.«
»Dann komm mit, bevor es zu spät ist!« Meanil sprang auf und stolperte vor Schwäche über die eigenen Füße. Laisa hielt sie im letzten Moment fest und lachte leise auf.
»Beinahe wärst du auf die toten Schwarzländer gefallen. Ich weiß nicht, ob dir das so gutgetan hätte.«
Meanil verzog für einen Augenblick das Gesicht, beachtete dann die toten Adepten nicht länger, sondern sah Laisa fragend an. »Wie lange war ich eigentlich versteinert?«
»Da ich nicht weiß, wann du versteinert worden bist, kann ich es dir nicht sagen«, antwortete Laisa, deren Gedanken sich mit ganz anderen Dingen beschäftigten.
»Es war im Jahr der Blaumondoffensive!«
Doch auch mit dieser Auskunft Meanils konnte Laisa nichts anfangen, und so kehrte Schweigen zwischen ihnen ein.
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Zwanzigstes Kapitel
Meanil
O bwohl Meanil vor Ungeduld fast verging, blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu warten, denn Wassarghans Adepten hatten die Kammer von außen mit einem magischen Schloss versperrt. Laisa war froh darüber, denn zum einen war der Zustand der Eirun allen Beteuerungen der Frau zum Trotz zu schlecht, um sich auf einen Kampf mit Wassarghan und dessen Magiern einzulassen. Außerdem lagen ihre drei Begleiter noch immer in tiefer Bewusstlosigkeit und waren dazu auch noch verletzt.
Laisa wandte sich zu Meanil um und zeigte mit ihrer vergrößerten Daumenkralle auf sie. »Du hast gesagt, du könntest ihnen helfen. Also tu was!«
Die Eirun starrte Rongi und Ysobel an und schüttelte sich. In ihrem Weltverständnis waren sie Feinde, die eher mit den schwarzen Magiern gemeinsame Sache machen würden, als der weißen Katzenfrau und ihr zu helfen. Erst als Laisa sie noch einmal zornig aufforderte, sich um ihre Freunde zu kümmern, kniete sie mürrisch neben Rongi nieder und berührte seine verletzte Hand.
»Du musst mich unterstützen. Allein bin ich noch zu schwach.« Meanil gefiel es wenig, die geringen Kräfte, über die sie im Augenblick verfügte, an ein solches Wesen zu verschwenden. Doch als Laisa neben sie trat und ihre Hand auf Meanils Schulter legte, ging es besser als erwartet.
»Du musst dringend ausgebildet werden, denn ich spüre die in dir ruhenden Kräfte. Einige sind wirklich sehr
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