Stern der Göttin
selbst ein paar Schritte zurück.
Der Boden unter dem magischen Netz schien noch härter zu sein als die lavaartige Masse, die von den Bauleuten seiner Heimat für die Errichtung der Festungen verwendet wurde. Der mit Diamantköpfen versehene Artefaktbohrer, den sie mitgebracht hatten, vermochte die Platte nicht einmal anzuritzen. Erst als es ihnen gelang, einige der Schutzzauber zu brechen, und er selbst einen Auflösungszauber sprach, durchbrach der Bohrer den künstlichen Stein. Einer der Adepten beugte sich vor, um in das Loch hineinzusehen, und brach im nächsten Augenblick tot zusammen. Einer seiner Kameraden zog ihn an den Füßen zurück und blickte dann zu Wassarghan auf. In seinen Augen stand schiere Angst.
»Macht weiter!«, befahl der Magier ungerührt.
Es dauerte ein wenig, bis die Adepten das Loch mit ihren Artefakten erweitert hatten. Zum Glück ging es nun, nachdem die härteste Schicht durchbrochen war, etwas leichter. Trotzdem kamen noch zwei weitere Männer ums Leben. Dann hatten sie endlich eine silbern schimmernde Schatulle freigelegt.
Wassarghan wies seine verbliebenen Untergebenen an, das Kästchen herauszuheben. Diese wagten kaum, die Schatulle zu berühren, und atmeten sichtlich auf, als nichts mehr passierte.
Kurz darauf stand das Kästchen vor Wassarghan auf dem Boden. Um seinen Untergebenen Mut zu machen und die störenden Gedanken an ihre toten Kameraden zu verscheuchen, nickte der Magier ihnen aufmunternd zu. »Wenn wir den Inhalt dieser Schatulle ins Schwarze Land bringen, wird jeder von euch zum Magier dritten Grades ernannt und im Schwerterorden um zwei Stufen aufsteigen.«
Sein Appell verfing, denn die eigene Karriere war seinen Begleitern wichtiger als die Freunde, die gerade ihr Leben verloren hatten. Doch sie wollten trotzdem nicht riskieren, dass ihnen kurz vor dem endgültigen Erfolg noch etwas geschah, und zogen sich ein Stück zurück.
Einer von ihnen wies auf das Kästchen. »Das Ding ist klein genug, um es mitnehmen zu können. Also brauchen wir es nicht hier öffnen, Erzmagier.«
»Narr! Wenn wir das tun, hinterlassen wir eine Spur, der selbst ein so unfähiger Wicht wie du folgen könnte. Dabei bist du gegen Tharon eine Tranfunzel im Vergleich zu den Lichtern in Giringars Palast.« Wassarghan versetzte dem Mann einen Schlag, dann trat er zu dem Kästchen, hüllte sich in einen Schutzzauber und setzte seine Kräfte gegen das Schloss ein. Dieses wimmerte und jaulte wie eine gequälte Kreatur und barst dann mit einem lauten Knall.
Wassarghan wankte, denn dieser Zauber hatte ihn viel Kraft gekostet. Doch bevor er hineingreifen und das Objekt seiner Begierde an sich nehmen konnte, stürmte Meanil in den Raum und rief mit hallender Stimme: »Halt!«
☀ ☀ ☀
Die Geräusche, die die Schatulle unter Wassarghans Zauber von sich gab, wiesen Laisa, Meanil und den drei anderen den Weg, und sie erreichten den Raum gerade in dem Augenblick, in dem der Deckel des Kästchens aufsprang.
Meanil schrie wütend auf und sprang Wassarghan wie ein Raubtier an, ohne auf dessen Schutzschirm zu achten. Doch sie prallte gegen die Wand aus Magie und fand sich stöhnend auf dem Boden wieder. Bevor Wassarghan jedoch einen Vorteil daraus ziehen konnte, setzte sie ihren Angriff auf magischer Basis fort.
Unterdessen fegte Laisa durch die Reihen der Adepten und schlug mit ihrer Dolchkralle zu, während Borlon die Männer einfach nur packte und Ysobel vor die Füße warf. Die Tivenga setzte ihr Versteinerungsartefakt ein, bis es in ihren Händen glühend heiß wurde und sie es mit einem leisen Aufschrei fallen lassen musste.
Einer der letzten aktiven Adepten hechtete danach. Da packte Borlon ihn am Bein und zog ihn zurück. Rongi schlug den Mann mit dem Stab der Flammenlanze nieder und richtete die Waffe anschließend auf Wassarghan.
Der Schwarzlandmagier lachte jedoch nur. »Wende das Ding ruhig an. Mir tut es nichts. Ihr aber werdet alle verbrennen!« Er lachte und streifte dabei die überlebenden Adepten mit einem kurzen Blick. Die wenigen, die nicht verletzt oder versteinert waren, kauerten im hintersten Winkel des Raumes und hielten zitternd die Hände über den Kopf. Sollten sie sich ruhig ergeben, dachte er verächtlich. Er selbst würde mit dem höchsten Lohn der Welt in seine Heimat zurückkehren und mächtiger werden, als er es sich jemals erträumt hatte. Doch in dem Augenblick, als Wassarghan den Stern der Irisea packen wollte, streckte Meanil die rechte Hand aus und rief ein
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