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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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als würde sie jeden Augenblick einen heimtückischen Angriff erwarten.
    Der Evari begriff, dass er etwas tun musste, um das Misstrauen seiner alten Feindin zu beschwichtigen.
    »Wenn ihr warten wollt, bis ich nachgesehen habe, ob in meiner Speisekammer noch Nahrung von drüben unter Erhaltungszauber liegt, könnten wir gemeinsam zu Abend essen. Der Ruf meines Wächtergeistes hat mich nämlich erreicht, als gerade das Bankett an König Arendhars Hof aufgetragen wurde.«
    »Gegen etwas zu essen hätte ich nichts, schließlich habe ich seit Jahrhunderten fasten müssen.« Meanils Antwort glich beinahe einem Friedensangebot.
    Neben ihr atmete Borlon erleichtert auf. Nie zuvor war er einer Eirun so nahe gewesen wie jetzt, und er spürte ihre Kraft, mit der sie selbst ohne das Artefakt Tharon gefährlich hätte werden können. Doch Laisa war es gelungen, sie zum Frieden zu bewegen. Grinsend zwinkerte er Ysobel und Rongi zu, die nicht so recht zu wissen schienen, was sie von dem Ganzen halten sollten. Doch auch sie waren froh, dass der Kampf vorbei war.
    Unterdessen blickte Tharon mit einem leisen Lachen Laisa an. »Du hast mich in T’woollion überraschen können und jetzt schon wieder. Ein drittes Mal solltest du mir lieber nicht begegnen.«
    Seine Warnung ging jedoch völlig an Laisa vorbei, denn diese betrachtete traurig die Riesenkralle an ihrem rechten Daumen, die es ihr unmöglich machte, die Hand normal zu benützen. »Geht das auch wieder weg?«, fragte sie die Eirun.
    »Ich werde mich nach dem Essen darum kümmern. Doch jetzt habe ich erst einmal Hunger!«
    »Ich auch!«, erklärte Rongi, der noch immer die Flammenlanze in der Hand hielt.
    Tharon nahm sie ihm ab und blickte strafend auf ihn herab. »So ein gefährliches Ding gehört nicht in Kinderhände.« Da der Katling enttäuscht das Gesicht verzog, stöhnte der Evari theatralisch auf. »Jetzt hab dich nicht so! Du bekommst dafür ein anderes Spielzeug.«
    »Und was bekomme ich?«, fragte Laisa mit einem herausfordernden Grinsen, das ihre makellosen Eckzähne freigab.
    Der Evari betrachtete sie einen Augenblick sinnend und lachte fröhlich auf. »Wenn du mich so fragst: Da habe ich etwas ganz Besonderes für dich!«
    ☀ ☀ ☀
    Das Essen war so ausgezeichnet, dass Laisa sich kaum vorstellen konnte, dass es vor über eintausend Jahren zubereitet worden sein sollte. Es gab Leckerbissen, bei denen selbst Meanil vor Begeisterung mit der Zunge schnalzte, und Ysobel kam vor Staunen kaum dazu, all das zu essen, was ihr in die Augen stach. Wie es aussah, teilte Tharon mit seinem weißen Pendant Khaton die Vorliebe für Thilierwein, denn er ließ sich etliche Becher davon schmecken, während Borlon sich an violett schimmernden Marangree-Wein hielt und beinahe in Tränen ausbrach, weil es wohl das letzte Mal sein würde, dass er diesen trinken konnte. Schließlich raffte er allen Mut zusammen und sah Tharon an.
    »Meister, könntet Ihr mir nicht ein kleines Fässchen davon mitgeben, sozusagen als Erinnerung?«
    Tharons Lachen erfüllte in einer seltsam sympathischen Art den Raum. »Warum nicht?«
    Er vollzog eine Handbewegung, und sofort stand ein großes Fass mit dem Abzeichen der königlichen Weingüter von Marangree im Raum. »Wenn du das tragen kannst, ist es dein!«
    Borlon sprang auf und wollte das Fass packen. Da spann Tharon einen weiteren Zauber, und das Fass schrumpfte zu einem handlichen Fässchen, das der Bärenmensch gemütlich unter einem Arm tragen konnte.
    »So kannst du es besser transportieren. In deiner Heimat musst du nur einmal ›Ich danke dir, Tharon!‹, aussprechen, dann ist es wieder so groß wie vorher. Ich würde an deiner Stelle aber ein paar Tage warten, bis du daraus trinkst, damit sich meine Magie ganz auflösen kann. Sonst könnten einem weißen Fellträger wie dir die Lippen schmerzen, wenn du zu gierig bist.«
    »Das werde ich tun, Meister!«, sagte Borlon dankbar und widmete sich einem Tier mit sechs langen dünnen Beinen und einem gepanzerten Leib, dessen Fleisch jedoch besser schmeckte als das meiste, das er je gegessen hatte.
    Laisa verkniff sich die Frage, ob es sich dabei um eine gekochte Spinne handelte, sondern spülte den nächsten Bissen mit einer Milch hinunter, bei der sie und Rongi vor Behagen zu schnurren begannen.
    »Wenn man uns so sieht, könnte man uns für die besten Freunde halten«, bemerkte Ysobel, die nicht mehr wusste, wo ihr der Kopf stand.
    Tharon zwinkerte ihr fröhlich zu. »Du meinst, wir sollten uns

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