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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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und folgte ihm zum Feuer. Dort war Ysobel gerade dabei, ihren und Borlons Fisch auf Stöcke zu spießen.
    Laisa achtete nicht auf die drei, sondern starrte gespannt auf das Wasser. Als sie einen für Menschen kaum merkbaren Schatten entdeckte, streckte sie die Hand aus. Es war keinen Augenblick zu früh, denn Naika schoss bis zum Schwanzansatz aus dem Wasser und warf ihr einen Fisch zu, der Rongis Mahlzeit an Größe noch übertraf.
    Laisa fing das Tier auf und tötete es mit einem schnellen Zuschnappen der Krallen. Dann setzte sie sich unweit des Sees mit dem Rücken gegen einen Baum gelehnt hin und begann, den Fisch genüsslich zu verzehren.
    Ysobel blickte ihre Freundin fassungslos an. »Der ist doch noch roh!«
    »Frisch schmeckt er am besten«, antwortete Laisa mit vollem Mund.
    »Du solltest dir trotzdem bessere Tischmanieren angewöhnen. Schon bald reisen wir durch Menschenland, und die Leute würden vor dir zurückschrecken, wenn du in einer Herberge sitzt und Fleisch und Fisch roh verzehrst!« Ysobel klang ein wenig tadelnd, denn in dieser Hinsicht war Rongi wohlerzogener als Laisa, obwohl er einige Jahre jünger war. Bei seinen Leuten war es jedoch ebenso wie bei den Menschen Brauch, das Essen zu kochen. Roh verzehrten Rongis Verwandte ihre Beute nur, wenn sie unterwegs keine Möglichkeit hatten, ein Feuer zu entzünden.
    Laisa hörte sich Ysobels Vorhaltungen ungerührt an und schlang währenddessen den Fisch heißhungrig hinunter. Sein Fleisch schmeckte weitaus besser als die Fische in den Teichen und Bächen daheim. Bei dem Gedanken fragte sie sich, ob das Dorf der Katzenmenschen überhaupt ihre richtige Heimat gewesen war. Das Land, in dem sie sich jetzt befand, fühlte sich viel vertrauter an. Auch vermochte sie mit der hier herrschenden Magie umzugehen, und so etwas hatten weder Groms Leute noch die Menschen bei ihr zu Hause gekonnt.
    Während Laisas Gedanken auf Wanderschaft gingen, hatte Naika auch für sich einen Fisch gefangen. Obwohl sie im nassen Element zu Hause war und Feuer mied, wo es nur ging, reichte sie ihre Beute an Ysobel weiter, damit diese sie ausnahm und über das Feuer steckte.
    Laisa kommentierte es mit einem verständnislosen Kopfschütteln.
    »Damit verdirbt man doch nur den guten Fisch!«
    »Ganz im Gegenteil!«, rief Ysobel lachend. »Hast du schon einmal einen gut gebratenen Fisch gegessen? Noch dazu einen, den ich gewürzt habe? In der Festung gab es einen großen Vorrat an Gewürzen, und davon habe ich einiges mitgenommen.«
    Laisa maß sie mit einem zweifelnden Blick. »Warum soll ein Fisch gut sein, wenn man ihn verbrennt?«
    »Er verbrennt nicht, sondern zergeht einem auf der Zunge. Hier, probier mal!« Ysobel reichte Laisa ihren fertigen Fisch. Sie hätte es nicht tun sollen, denn kaum hatte Laisa den ersten Bissen gegessen, hörte sie nicht eher auf, bis von dem Fisch nur noch Gräten übrig waren.
    »He, das war mein Fisch. Du solltest doch nur probieren!«, schimpfte Ysobel.
    »Keine Sorge, ich fange dir einen neuen!« Naika stieß in die Tiefen des Sees vor und kehrte kurz darauf mit einem weiteren Prachtexemplar zurück.
    Während Ysobel das Tier ausnahm und auf einen Stab steckte, spitzte Laisa die Ohren. »Ich höre Leute kommen!«
    In dem Augenblick waren die Fische vergessen. Rasch erstickte Ysobel das Feuer mit ein paar Handvoll Erde, so dass der Rauch sie nicht verraten konnte. Borlon langte mit der Hand an den Griff des Schwertes, das er sich in der Festung als Waffe ausgesucht hatte, und Naika tauchte erst einmal ab.
    Laisa eilte einige Schritte auf die Geräusche zu, die nur sie und nun auch Rongi vernehmen konnten, und flitzte einen Baumstamm hoch.
    Der Katling folgte ihr aufgeregt hechelnd. »Was mögen das für Leute sein?«
    »Wir werden es gleich sehen!« Laisa wies auf zwei Reiter, die näher kamen und sich leise unterhielten.
    »Ich befürchte, wir haben uns im Wald verirrt, Euer Hoheit«, erklärte der Größere von ihnen ängstlich.
    Sein Begleiter antwortete mit kindlicher, aber fester Stimme. »Ich habe zwischen den Bäumen hindurch die Gipfel des Ödgebirges direkt vor uns liegen sehen. Sobald wir sie erreichen, biegen wir nach Osten ab und reiten zum Großen Strom.«
    »Ihr wollt die Ödlande durchqueren? Das ist aber sehr gefährlich, Euer Hoheit«, warnte der Erwachsene.
    »Auch nicht gefährlicher, als zurückzukehren und uns diesen Verrätern auszuliefern. Komm, mein guter Tiehu , lass uns einen Lagerplatz suchen. Die Nacht bricht bald

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