Stern der Leidenschaft
verriet anscheinend, wie beeindruckt sie war, denn Martha, die über die Monitore im Raum alles beobachtete, meldete sich zu Wort. »Na großartig! Man bietet ihr einen Spaziergang auf dem Mond und erntet nichts als Skepsis und Zweifel. Aber kaum legt sie sich ein paar Sekunden lang in eine ganz gewöhnliche meditechnische Maschine, schon ist sie bereit, an ein Wunder zu glauben!« Brittany, die bisher mit hängendem Unterkiefer ihre Hand bestaunt hatte, klappte den Mund zu und knirschte mit den Zähnen.
»Das ist Hypnose, nicht wahr? Die Narben sind noch da, nur hat man mir heimlich eingetrichtert, ich könne sie nicht mehr sehen.«
»Ich bin beeindruckt«, antwortete Shanelle lachend. »Das ist eine ziemlich logische Erklärung, wenn man sich fest in den Kopf gesetzt hat, man würde an der Nase herumgeführt. Hoffen wir, dass keine weiteren meditechnischen Demonstrationen notwendig werden. Was hältst du davon, wenn wir nun in den Freizeitraum gehen? Wahrscheinlich ist Dalden inzwischen mit Jorran fertig und fragt sich, wo du hingeraten bist.«
An Jorran hatte Brittany gar nicht mehr gedacht. »Dieser Verrückte ist hoffentlich hinter Schloss und Riegel!«
»Noch besser, er sitzt in einer ganz besonderen Zelle. Sie hat weder Fenster noch Türen, und man kann sie nur durch einen Molekulartransfer verlassen. Die Ausstattung ist ziemlich luxuriös. In meinen Augen hat er so viel Bequemlichkeit gar nicht verdient. Aber wir quälen oder schikanieren unsere Gefangenen nicht. Wir gehen nur sicher, dass sie nicht entkommen können. Martha hat Jorrans Leute auf die Androvia geholt. Sie reisen lieber mit uns als auf dem Schiff, das sie zu deinem Planeten gebracht hat. Jorran werden sie während der ganzen Fahrt nicht zu Gesicht bekommen. Wir stecken sie in einen ansonsten unbenutzten Bereich des Schiffes. Auf diese Art stehen sie uns nicht im Weg herum. Aber wenn wir Jorran zu ihnen lassen würden, gäbe es bestimmt Probleme. Wie weit sind wir denn, Martha?«
»Zwei Ruten und zwei von Jorrans Männern fehlen noch«, antwortete sie. »Aber wir gehen davon aus, dass die beiden sich bei uns melden, sobald sie von der Besatzung von Jorrans Mietschiff erfahren, dass wir ihren Anführer gefangen genommen haben. Meinen letzten Wahrscheinlichkeitsberechnungen nach werden wir unsere Heimreise in etwa drei Stunden fortsetzen können.«
»Der Kommandant des anderen Schiffes ist sehr kooperativ«, erklärte Shanelle, während sie Brittany aus der Krankenstation führte. »Ein Blick auf die Androvia mit ihren schlagkräftigen Waffensystemen genügte, und schon gab er uns die Koordinaten durch, mit deren Hilfe wir die Aufenthaltsorte von Jorrans Männern mühelos bestimmen konnten. Der Kommandant sucht inzwischen höchstpersönlich fieberhaft nach den beiden Kerlen, die noch auf deinem Planeten herumlaufen.«
»Dann ist er wohl selbst kein Centurianer?« »Nein, er ist nur einfach der Kapitän eines Handelsschiffes, das Jorran samt Besatzung für einen gewissen Zeitraum gemietet hat, um sich zu seinem neuen Königreich befördern zu lassen.« Inzwischen waren sie im Freizeitraum angekommen.
Brittany staunte über die Größe des Saales. Hier verbrachten die wenigen noch notwendigen Besatzungsmitglieder und die Reisenden den größten Teil des Tages. Etwa fünfzig Männer – alle in etwa so groß wie Dalden – hielten sich darin auf.
»Nun mach kein so erschrecktes Gesicht. Hat dir denn niemand gesagt, dass noch mehr Sha-Ka’ani hier sind?« »Ich – ich weiß nicht.«
»Das hier sind die Krieger meines Vaters. Sie sollten meine Mutter während ihrer Reise nach Kystran beschützen. Wir waren gerade auf dem Heimweg von dort, als wir das Notsignal der Sunderaner auffingen. Mutter bestand darauf, dass die Krieger mit uns reisen, und fuhr das letzte Stück bis Sha-Ka’an allein.« Shanelle sprach lauter, damit Martha sie über den allgemeinen Geräuschpegel hinweg verstand. »Versichere mir bitte noch einmal, dass Mutter deinen Wahrscheinlichkeitsberechnungen nach für diese Eigenmächtigkeit nicht bestraft wurde.« »Mach dir keine Sorgen, meine Süße«, antwortete Martha. »Du weißt, dein Vater zeigt fast immer großes Verständnis für die spontanen Ideen deiner Mutter.« »Aber nicht, wenn er glaubt, seine Lebensgefährtin begibt sich in Gefahr«, erwiderte Shanelle keineswegs beruhigt.
»Bestraft«, presste Brittany hervor. »Versuch einfach, nicht daran zu denken«, sagte Shanelle, bevor sie mit hängendem Kopf
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