Stern der Leidenschaft
Hause – selbstverständlich ohne Dalden. Brittanys Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Er gehörte dazu, war ein Teil der Testserie, die sie durchlaufen musste. Wollte man ihre Gefühlswelt genauso beherrschen wie ihre Gedanken? Sie konnte nur hoffen, dass dem nicht so war. Möglicherweise war die Projektleitung von der Entwicklung der Dinge überrascht worden. Vielleicht waren die Gefühle zwischen ihr und Dalden das einzig Echte in diesem ganzen unbegreiflichen Spiel.
Bestimmt durfte sie nicht bei ihm bleiben, wenn alles vorbei war. Sie stand nun vor einer schweren Entscheidung. Sollte sie sich ihre Gefühle für ihn aus dem Herzen reißen, bevor sie noch stärker wurden, als sie es schon waren, oder sollte sie einfach ihre kurze gemeinsame Zeit genießen, so gut es ging? Stand ihr Entschluss nicht schon längst fest? Hatte sie sich nicht vorgenommen, jede Minute mit Dalden auszukosten und die Erinnerung daran festzuhalten, wenn ihre junge Liebe ein allzu frühes Ende nahm? Diese Entscheidung hatte sie tatsächlich vor wenigen Tagen getroffen. Aber damals war ihr noch nicht bewusst gewesen, wie sehr dieses Experiment ihr Leben durcheinander bringen würde. »Wo ist Dalden?«
»Schon fertig mit dem Grübeln?«, fragte Martha. Brittany seufzte. »Ich bekomme doch nur Kopfschmerzen davon. Also, wo ist Dalden?« »Im Augenblick versucht er sich als Diplomat und erklärt Jorran, warum es sinnlos ist, Forderungen zu stellen oder auf seinen Titel zu pochen. Aber Jorrans überwältigende Arroganz ist für keine bekannte Spezies leicht zu ertragen.«
»Sie hören das Gespräch der beiden mit.« Brittany formulierte ihre Gedanken nicht als Frage, sondern als Feststellung.
»Glücklicherweise bin ich in der Lage, jederzeit jede beliebige Unterhaltung auf diesem Schiff zu verfolgen und mich gegebenenfalls einzuschalten«, brüstete Martha sich. »Anders als ihr Menschen sind Computer ohne weiteres in der Lage, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun.«
Brittany schnaubte. »Wie wäre es dann, wenn Sie mich jetzt zu Dalden führten? Ich möchte eigentlich nicht länger hier herumsitzen.«
»Die Krieger tun dir nichts, meine Süße.« Martha las schon wieder Brittanys Gedanken. »Keiner wird es wagen, sich an dich heranzumachen, denn sie wissen genau, wem du gehörst.«
»Ich gehöre gar niemandem. Wenn man Ihnen so zuhört, könnte man ja glauben, ich sei eine Sklavin.« Plötzlich kam Brittany ein Gedanke. »Gibt es denn bei Daldens Volk Sklaverei?«
»In ein paar abgelegeneren Ländern kommt sie durchaus noch vor. Aber bevor du darüber nun in Empörung ausbrichst, solltest du daran denken, dass es auch auf deiner Welt noch Sklavenhaltung gibt. Soweit ich weiß, wurde sie in dem Land, aus dem du stammst, auch erst vor ein paar hundert Jahren abgeschafft.« Brittany wollte sich für ihre Frage am liebsten ohrfeigen. Man nannte die Sha-Ka’ani nicht umsonst Barbaren. Dass sie Sklaven hielten, war vor diesem Hintergrund doch nur logisch. Es war ja auch viel überzeugender, wenn man einer ungläubigen Zweiflerin eine in sich schlüssige Geschichte vorsetzte. Brittany merkte, dass Martha sie wieder einmal mehr oder weniger elegant von ihrem ursprünglichen Vorhaben abgelenkt hatte. »Wie finde ich Dalden?«, wiederholte sie ihr eigentliches Anliegen. »Oder gibt es einen bestimmten Grund, warum man mich hier festhalten will?«
»Geh zur Tür hinaus. Gut. Und nun nach rechts zum Lift am Ende des Korridors. Er hört auf Stimmkommandos und auf mich.« Martha lachte. »Dalden ahnt nichts davon. Er glaubt, der Lift bringt ihn stets automatisch dort hin, wo er hin möchte. In Wirklichkeit bestimme ich die Fahrtrichtung, weil ich immer weiß, was Dalden vorhat und an welchen Ort er will.«
»Warum erklären Sie ihm nicht, wie der Lift funktioniert?«
»Der junge Herr verabscheut Raumschiffe nun einmal. Je weniger er mit den technischen Raffinessen der Androvia zu tun hat, desto besser.« »Darf ich mich ein wenig umsehen?« »Warum nicht? Es spricht nichts dagegen.« Brittany fiel sofort ein ganz bestimmter Grund ein, der dagegen sprach. Wenn das Schiff tatsächlich so groß war, wie man ihr weismachen wollte, bedeutete das einen immensen Aufwand. Führte man ihr hingegen nur einige wenige Räume vor, so sparte man sich viel Mühe, Zeit und Geld. Sicher würde sie mit Ausflüchten abgespeist, wenn sie wirklich ernsthaft um eine Besichtigungstour bat. »Allein?«
Martha lachte leise. »Ach Zuckerpüppchen, wie könntest du
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