Stern der Leidenschaft
immer. Dieser Gedanke beruhigte Brittany einigermaßen. Sie sandte Jorran ein stummes Kompliment für seine schauspielerische Leistung. Dann wandte sie sich Dalden zu.
»Ich bin langsam richtig gespannt auf das große Finale. Wann beginnt denn nun unsere Reise nach Sha-Ka’an?«
Kapitel F ünfunddreißig
Sie waren bereits auf dem Weg nach Sha-Ka’an. Zumindest sollte Brittany in dem Glauben sein. Aus den Bordlautsprechern schallte die für alle hörbare Durchsage, man befände sich inzwischen auf der Rückreise ins heimatliche Sonnensystem.
Brittany stand allein in Daldens Zimmer und lauschte dem Lautsprecher. Sie starrte durch die lange Reihe von Fenstern nach draußen. Wo vorher eine Unterwasserlandschaft gewesen war, blickte sie nun in eine unendliche dunkle Weite, in der Sterne jeder Größenordnung funkelten. Einige dieser Himmelskörper bewegten sich inzwischen mit beträchtlicher Geschwindigkeit an den Fenstern vorbei.
Man konnte tatsächlich den Eindruck bekommen, ein Raumschiff rase durch den Weltraum. Wirklich ungeheuerlich, welche Illusionen moderne Hochleistungsrechner heutzutage möglich machten! Brittanys Gedanken wirbelten wild durcheinander. Am liebsten hätte sie all die quälenden Fragen und Überlegungen, die ständig auf sie einstürmten, einfach abgeschaltet. Es fiel ihr schwer zu glauben, dass sie ihren Heimatplaneten gerade verlassen hatte. Aber woher kamen dann die wehmütigen Gefühle, die drohten, ihr den Atem zu nehmen? Sie waren nicht mit denen zu vergleichen, die sie damals beim Abschied von ihrer Familie und der Farm empfunden hatte. Zwar besuchte sie ihre Eltern und das Fleckchen Erde in Kansas, auf dem sie aufgewachsen war, nicht allzu häufig, doch wenn sie Sehnsucht danach verspürte, musste sie nur ein paar Stunden fahren. Alles, was sie dazu brauchte, waren ein paar Tage Urlaub und ein voller Tank. Aber eine Reise ins All, ein Abschied für immer? Das war etwas ganz anderes.
Fast geräuschlos glitt die Tür hinter ihr auf. Brittany wandte sich nicht um. Plötzlich schien ihr sogar für eine so kleine Bewegung die Kraft zu fehlen. Sie fühlte sich unendlich müde, traurig und erschöpft. All die widerstreitenden Gefühle, Zweifel und Ängste, die sie ständig quälten, forderten ihren Tribut. So viel hing nun allein von ihm ab.
Er trat vor sie hin. Aus seinem Gesicht sprach Besorgnis. Wahrscheinlich sah er ihr an, dass sie mit den Tränen kämpfte. War Dalden denn nun eine echte Person oder auch nur ein Schauspieler? Konnte er tatsächlich das sein, was er behauptete? Ein barbarischer Krieger von einem anderen Planeten klang einfach zu fantastisch. Aber vielleicht glaubte er ja selbst daran. Wenn es tatsächlich möglich war, dass man ihr ihre Erinnerungen nahm, gab es vielleicht auch den umgekehrten Weg. Dalden wurden gewisse, genau ausgewählte Erinnerungen untergeschoben. Man gaukelte ihm eine Art künstlicher Identität vor, gab ihm eine Vergangenheit und eine Lebensgeschichte, die er für echt hielt und nun wiederum ihr glaubhaft machen sollte. So ungeheuerlich dieser Gedanke auch sein mochte -Brittany erschien er tröstlicher als die Möglichkeit, dass Dalden ganz bewusst ein Spiel mit ihr trieb und auch noch seinen Spaß daran hatte. »Es fällt dir wohl doch schwerer, als du glaubtest, dich in all das viele Neue zu fügen«, begann Dalden. »Ich weiß, dass man mir nur etwas vorgaukelt«, antwortete sie tonlos. »Aber du behauptest immer wieder, es sei die Wahrheit und die Realität. Einer von uns muss sich irren.«
Dalden legte die Hände auf ihre Schultern und zog sie so weit zu sich heran, dass sie sich gerade berührten. Sie musste nun den Kopf in den Nacken legen, um ihm in die wunderbaren bernsteinfarbenen Augen schauen zu können. Trauer lag in seinem Blick. »Ich würde es dir gern ein wenig leichter machen«, sagte er. »Aber dazu müsste ich dich aufgeben, und das werde ich niemals tun.«
»Du sprichst von Marthas Methode, den Menschen einfach die Erinnerung an ihre Erlebnisse zu nehmen?« »Ja.«
»Das möchte ich auch auf keinen Fall.« Sie legte den Kopf an seine Brust und schlang die Arme fest um ihn. »Aber gerade ist mir bewusst geworden, dass ich meine Familie nie wiedersehen werde, wenn ich mich auf dieses Abenteuer einlasse. Verstehst du, wie unendlich schmerzhaft dieser Gedanke für mich ist?« »Ja, das kann ich mir vorstellen. Aber ich glaube, du machst es dir zu schwer. Dein Sonnensystem mag Tausende von Lichtjahren von meinem entfernt
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