Stern der Leidenschaft
ausrichten, er trete nur gegen den Sieger aller Wettbewerbe an – den Mann, der sich in kraftraubenden Ausscheidungskämpfen gegen sämtliche Konkurrenten durchgesetzt hatte. Der strahlende Sieger hieß Falon und er hätte sich in dieser Position weigern können, gegen Jorran zu kämpfen, doch er ließ sich auf die Herausforderung ein. Allerdings ahnte niemand, dass Jorran beabsichtigte, ihn im Kampf zu töten.
Die Wettbewerbe waren als freundschaftliches Kräftemessen gedacht gewesen und nicht als Kampf auf Leben und Tod. Dass Jorran ihm nach dem Leben trachtete, merkte Falon erst, nachdem der Zweikampf bereits in vollem Gange war. Jorrans auf den ersten Blick gewöhnliches Schwert stellte sich als Razor-Schwert heraus. Diese Waffe war so leicht und wendig, dass kein Wesen aus Fleisch und Blut ihren tödlichen Hieben entgehen konnte. Auch Falon nicht. Hätte kein Meditechniker bereitgestanden, wäre Falon noch auf dem Kampfplatz an seinen tiefen Wunden gestorben. Den Kampf hatte er auch nur gewonnen, weil er im letzten Moment seine Waffe weggeworfen und Jorran mit einem wohl platzierten Fausthieb niedergestreckt hatte. Anschließend war Falon durch den hohen Blutverlust sofort ohnmächtig geworden. Shanelle nutzte die allgemeine Verwirrung in diesem Augenblick, um die Flucht zu ergreifen. Die Aussicht, einen Mann wie Falon zum Lebensgefährten zu bekommen, erfüllte sie mit Angst und Schrecken. Doch Falons Entschluss stand fest. Shanelle und keine andere Frau sollte seine Lebensgefährtin werden. Er überwand seine Furcht vor Reisen durch das All und jagte ihr nach. Challen hatte dem tapferen Kämpfer die Hand seiner Tochter bereits versprochen. Dass nun ein ganzes Universum zwischen ihm und seiner Angebeteten lag, stellte für Falon nur noch eine lästige kleine Hürde auf seinem Weg zum Glück dar. Trotz allen anders lautenden Versprechungen gelang es selbst den Sunderanern nicht, Falon dauerhaft von Shanelle fern zu halten.
»Die ganze Sache geht uns eigentlich gar nichts an, Shani«, sagte Tedra jetzt. »Nur weil wir wissen, was man mit den Ruten anrichten kann und weil wir Jorran als einen Schuft der übelsten Sorte kennen gelernt haben, ist dieser Diebstahl noch lange nicht unser Problem. Wir werden umgehend die Schutztruppen der Liga informieren, und dort wird man alles Weitere in die Wege leiten. Im Übrigen sind wir zu Hause bereits seit zwei Wochen überfällig, und ich möchte Challen nicht länger warten lassen.«
»Ich werde Jorran verfolgen und dafür sorgen, dass die Wechselruten keinen Schaden anrichten.« Beide Frauen wandten sich verdutzt zu Dalden um, der bisher geschwiegen hatte. Shanelle war einigermaßen überrascht, dass ihr Bruder sich persönlich um etwas kümmern wollte, was nicht direkt mit den Angelegenheiten von Sha-Ka’an in Verbindung stand. Tedras Staunen währte nur kurz, und die Antwort, die sie ihrem Sohn gab, war alles andere als diplomatisch. »Nein«, sagte sie.
Kapitel Vier
Dalden lächelte Tedra an. Sie war seine Mutter, doch als erwachsener Sha-Ka’an-Krieger hatte er das Recht, seine eigenen Entscheidungen zu treffen, und das wusste sie auch. Sie konnte zwar ihre Bedenken äußern, musste letztendlich aber ihm überlassen, was er tat.
»Ich habe keine andere Wahl«, erklärte er. »Du fragst dich sicher, wie der Großkönig von den Wechselruten erfahren hat. Nun, diese Information stammt direkt von mir.«
»Wie ist das möglich?«, wollte Tedra wissen. »Und wann ist das geschehen? Du warst doch mit Falon unterwegs, um Shani zurückzuholen. Und Sha-Ka’an wurde gleich nach den Wettkämpfen wieder für Besucher geschlossen.«
»Es sind auch alle umgehend auf ihre Heimatplaneten zurückgekehrt – außer Jorran. Als wir von Sunder nach Hause kamen, befand er sich noch im Besucherzentrum. Dorthin musste auch ich, um in Falons Namen mit den Catrateri zu verhandeln. Sie interessieren sich für die Goldvorkommen von Ba-Haran.« »Aber wie kamst du dazu, nach dem, was bei den Wettkämpfen geschah, überhaupt noch einmal mit Jorran zu sprechen? Ich hätte erwartet, dass du ihn übersiehst wie ein kleines Insekt. Nichts anderes ist er nämlich in meinen Augen.«
»Genau das hätte ich auch getan. Aber ein Mann, der eine so hohe Meinung von sich hat wie Jorran, hält es für völlig ausgeschlossen, dass jemand ihn nicht mag. Er geht nun einmal davon aus, dass jeder seine Anwesenheit als hohe Ehre empfindet. Unser Beauftragter für Außenkontakte gab ein festliches
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