Stern der Leidenschaft
diesen Goldjungen ein. Er nennt sich zwar Großkönig von Century III, doch kaum jemand weiß, dass er ein König ohne Reich ist. Seine Reise zu unserem Planeten hatte nur ein Ziel: Er wollte durch Shanelle an ein Königreich, nämlich an Sha-Ka’an kommen. Nach meinen Recherchen arbeitet er bereits eine ganze Weile an einem solchen Projekt.« »Lass uns einen Blick auf seine Vergangenheit werfen, altes Mädchen«, sagte Tedra nun wieder versöhnt. »Wann und wie hat er sein Königreich verloren?« »Er hat nie eines besessen.« »Und wie kommt er dann zu seinem Titel?« »Die Antwort auf diese Frage verlangt ein wenig Hintergrundwissen über Century III.« »Die Kurzversion bitte, wenn es dir nicht allzu viel ausmacht.«
»Dein Wunsch ist mir Befehl. Bei Century III handelt es sich um ein eigenes Sonnensystem. Es ist nach seinem Hauptplaneten benannt. Insgesamt gehören dazu zwölf Himmelskörper, von denen allerdings lediglich sechs als bewohnbar gelten. Und nur auf dem Hauptplaneten befindet sich die Intelligenz der Bewohner und das gesellschaftliche Leben auf einem erwähnenswerten Entwicklungsstand. Die Macht liegt in den Händen einer einzigen Familie, deren Angehörige sich mit dem Titel eines Großkönigs schmücken. Im Augenblick bezeichnen sich sieben Familienmitglieder als solche. Früher wurde der Planet einfach unter den Großkönigen und -königinnen aufgeteilt. Aber bei diesen sieben scheint das nicht besonders gut zu funktionieren. Das mag daran liegen, dass es auf ihrem Planeten einfach nicht genügend Länder gibt. Als Century III nun von der Liga entdeckt wurde und man dort die Segnungen des Weltraumreisens kennen lernte, beschloss der regierende Familienclan, fortan anstatt der Länder seiner Heimatwelt einfach die Planeten des Sonnensystems unter allen Großkönigen aufzuteilen.«
»Aber rein rechnerisch haben sie bei sieben Familienmitgliedern noch immer einen bewohnbaren Planeten zu wenig, um alle zufrieden zu stellen.« »Genauso ist es. Dabei zeigt sich der Rest der Familie mehr als entgegenkommend. Alle sind bereit, ihre Planeten und Länder mit Jorran zu teilen, ihm zu geben, was immer er haben möchte. Aber er will unbedingt, dass eine ganze Welt ihn als ihren einzigen König verehrt. Von dieser Idee ist er völlig besessen, und offensichtlich hat er inzwischen begonnen, sie in die Tat umzusetzen. Sein ursprünglicher Plan war, in eine Herrscherfamilie einzuheiraten und in einem günstigen Moment die alleinige Macht über den betroffenen Planeten an sich zu reißen. Zu seinem übermäßigen Ärger verfugt er nicht über eine größere, schlagkräftige Armee. Deshalb kann er sich auch nicht einfach mit Gewalt nehmen, wonach er strebt. Er hielt eine günstige Heirat für die einzige Möglichkeit, Herrscher einer Welt zu werden – bis er von den Wechselruten erfuhr.«
»Das Abendessen, bei dem sich Dalden verplappert hat, ist aber inzwischen acht Monate her. Brauchte Jorran etwa so lange, um Sunder zu finden?« »Nein, ich nehme an, er benötigte diese Vorbereitungszeit, um alte Schulden einzutreiben. Sicher gibt es den ein oder anderen, dem er einmal einen Gefallen getan hat. Indem er nun die Unterstützung dieser Leute einforderte, gelang es Jorran, zu einem eigenen Schiff zu kommen. Als er nach Sha-Ka’an kam, besaß er noch keines. Er reiste damals mit dem Botschafter von Century III.«
»Ein Großkönig soll auf die Unterstützung von Personen, die ihm einen Gefallen schulden, angewiesen sein? Bedeutet das, es fehlt ihm nicht nur ein Reich, sondern auch Reichtum?«
»Nein, ganz und gar nicht. Aber wie wir alle wissen, ist man auf Century III technisch noch längst nicht in der Lage, Raumschiffe zu bauen oder auch nur zu lenken. Auch einen Mock-II-Computer, der die Aufgaben der Besatzung übernehmen könnte, gibt es dort nicht. Außerdem empfängt man auf Century III nicht annähernd so viele Botschafter anderer Planeten wie bei uns, denn dort gibt es nichts, was ähnlich wertvoll und begehrt wäre wie unsere Gaali-Steine. Einige Handelswege fuhren zwar über Century III, aber das Sonnensystem wird doch eher als eine Art Touristenattraktion betrachtet. Ein ernst zu nehmender Handelspartner ist es jedenfalls bislang nicht. Offen gesagt, es überrascht mich, dass es Jorran gelang, innerhalb so kurzer Zeit an ein eigenes Schiff samt Besatzung zu kommen.«
»Um welche Art Raumschiff handelt es sich denn?« »Es ist ein ganz gewöhnliches Handelsschiff. Großer Laderaum, ein paar
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