Stern der Leidenschaft
zurückzukehren, und das tat er nach dem Abendessen im Besucherzentrum zunächst auch. Wir waren zwar zu Recht alle wütend auf ihn, doch was konnte er uns schon anhaben? Dass er über die Wechselruten Bescheid wusste, löste in meinen Schaltkreisen zwar sofort Alarm aus, aber als er keinerlei Anstalten machte, sich die Vorteile dieser Erfindung anzueignen, strich ich ihn nach einiger Zeit von meiner schwarzen Liste.«
Tedra verdrehte die Augen. Auf Marthas »schwarzer Liste« landete alles und jeder, der eine Gefahr für Tedras Wohlbefinden darstellte. Marthas Programm ließ nicht zu, dass sie selbst zur Vernichtung der Bedrohung schritt, obwohl sie gern damit drohte. Doch schon allein durch ihre haarscharfen Analysen von Freund und Feind übte sie eine ungeheure Macht aus. Tedra hingegen kannte kein Zögern, wenn es darum ging, ihre Familie vor einer Bedrohung zu schützen. »Es gibt doch wohl keinen vernünftigen Grund, warum Dalden sich nun in die Angelegenheit einmischen sollte. Sein schlechtes Gewissen dürfte dafür wohl kaum ausreichen, oder? Außerdem wird sich die Liga sicherlich um den Vorfall kümmern.«
»Bis dahin ist es leider zu spät, Jorran von seinem Vorhaben abzuhalten«, widersprach Martha. »Die Liga kann dann höchstens noch verhindern, dass er noch weitere Planeten unter seine Herrschaft zwingt. Aber für alle, die er in der Zwischenzeit schon dazu gebracht hat, ihn als ihren König zu verehren, kommt dann jede Hilfe zu spät.«
Das war nun wirklich ganz und gar nicht das, was Tedra hören wollte. Ärgerlich ließ sie ihre Hand auf die Verbindungseinheit sausen, damit sie nicht länger Marthas beunruhigenden Ausführungen lauschen musste.
»Das wird wohl kaum mehr als ein paar Minuten lang funktionieren«, bemerkte Shanelle. »Mag sein. Aber nach zwei Wochen auf dem Schiff, wo ich Martha ständig ausgesetzt bin, weil sie das ganze verdammte Ding kontrolliert, will ich mir zumindest den Luxus von ein paar Minuten Stille gönnen«, gab Tedra zurück.
»Sie hört dich aber immer noch.« »Natürlich. Aber antworten kann sie nicht.« »Wollen wir wetten?«, dröhnte es vom Himmel herunter.
Shanelle blinzelte verwirrt, sah den Schreck in Tedras Gesicht und begann dann zu lachen. »Droda, steh uns bei! Die Hälfte der Bevölkerung dieses Planeten wird nun glauben, ihr Gott habe gerade zu uns gesprochen.« Sie ließ sich ins Gras fallen und hielt sich vor Lachen den Bauch.
Tedra fand die Situation weit weniger komisch. Sie hämmerte auf den Knopf der Verbindungseinheit ein und knurrte: »Du Missgeburt von einem Metall gewordenen Albtraum! Fällt dir nichts Besseres ein, als eine weltweite Panik heraufzubeschwören? Sind dir die Schaltkreise durchgeschmort? Oder ist das ein totaler Systemabsturz?«
»Reg dich nicht auf, mein Zuckerpüppchen«, schnurrte Martha nun wieder aus dem kleinen Kasten. »General Ferrill sorgt inzwischen vor, wenn sich Besucher auf dem Planeten befinden. Er lässt Warnungen verbreiten, damit sein Volk auf allerlei absonderliche und ungewöhnliche Ereignisse gefasst ist, solange die Fremdlinge unter ihnen weilen. Und da sie uns diesmal freiwillig in ihr globales Schutzschild eindringen ließen, sind inzwischen wohl alle Sunderaner informiert.«
Tedra starrte mit finsterem Blick hinauf zu den beiden Raumschiffen, die über ihnen am Himmel schwebten. »Das sagst du doch jetzt nur, um von deinem Streich abzulenken.«
»Du irrst«, widersprach Martha. Ihrem Ton war anzuhören, wie sehr sie sich amüsierte. »Auch wenn ich zugeben muss, dass es eines gewissen Reizes nicht entbehrt, gelegentlich einmal für Gott gehalten zu werden – hier auf dieser Seite des Planeten, wo man mich hören konnte, wird das sicher nicht geschehen. Schließlich ist dein Rover nicht zu übersehen. Und übrigens, ich hätte da noch ein paar Informationen, mit deren Hilfe du vielleicht zu einer wohl überlegten Entscheidung gelangen könntest. Willst du sie hören oder sollen wir uns weiter kabbeln?« Tedra konnte es nicht ausstehen, wenn Martha solche Köder vor ihrer Nase tanzen ließ. Sie war kurz davor, ihrer elektronischen Freundin zu sagen, sie solle an den bewussten Informationen ersticken. Aber angesichts der heiklen Situation verkniff Tedra sich diese Bemerkung.
»Lass schon hören!«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Von dem Augenblick an, als Jorran sich als Bewerber um Shanelles Hand nach Sha-Ka’an bemühte, zog ich natürlich allerhand Erkundigungen über
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