Stern der Leidenschaft
dem Schwerter und Körperkraft ausschlaggebend sind, bei einer kämpfenden Truppe einfach nicht mithalten können.«
Brittany stellte sich vor, wie sie versuchte, mit einem ein Meter fünfzig langen Schwert, das sie kaum vom Boden aufheben konnte, auf einen gigantischen Sha-Ka’ani-Krieger loszugehen. Sie grinste und begann dann sogar zu lachen. »Eins zu null für dich.«
Dalden sah schon wieder überrascht aus. Offensichtlich hatte er Widerspruch erwartet. »Du stimmst mir zu?« »Na klar. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich auch springe, wenn du sagst ›spring‹.« »Selbst dann nicht, wenn der Befehl nur zu deinem Besten ist?«, beharrte Dalden.
Brittany dachte einen Augenblick nach und lenkte dann ein: »Es gibt bestimmt ein paar Befehle, die annehmbar sind. Aber du bist weder mein Boss noch die Regierung noch das Gesetz. Du bist der Mann, mit dem ich zusammenleben möchte. Und zwar partnerschaftlich und einvernehmlich. Wozu willst du mich denn überhaupt herumkommandieren?« »Mit ›wollen‹ hat das gar nichts zu tun. Es ist ganz einfach eine Notwendigkeit«, erklärte er. »Es ist mein Recht, dich zu beschützen. Und dieses Recht kann mir niemand streitig machen – nicht einmal du. Normalerweise muss man so etwas nicht erklären. Unsere Frauen lernen von klein auf, was sie tun dürfen und was nicht. Und wem sie zu gehorchen haben – und warum. Ein Krieger muss sicher sein können, dass eine Frau in einer Gefahrensituation, aus der er sie retten will, seinen Befehlen ohne zu zögern Folge leistet. Nur so kann er sie wirkungsvoll schützen. Hätte er diese Gewissheit nicht, so müsste er der Frau viele Dinge von vornherein verbieten, und das würde weder ihm noch ihr besonders gut gefallen.« »Okay, ich verstehe, was du meinst. Wenn den Frauen hier von Geburt an beigebracht wird, sich den Befehlen eines Mannes unterzuordnen, könnt ihr euch darauf verlassen, dass sie selbst als Erwachsene genau das tun. Aber vergiss nicht, ich stamme aus einer ganz anderen Gesellschaft. Man kann einem alten Gaul nun einmal keine neuen Kunststücke beibringen. Daran solltest du denken. Ich bin keine Frau aus deinem Volk, und du kannst mich auch nicht so behandeln.« »Willst du mir wirklich erzählen, dass du nie den Anordnungen deines Vaters gefolgt bist?« Brittany legte die Stirn in Falten. »Nicht nur denen meines Vaters, sondern denen beider Elternteile. Es gab Regeln, auf die sie sich geeinigt hatten. Und als ich noch bei ihnen lebte, hielt ich mich auch meist daran, wohl wissend, dass ich ab dem Tag, an dem ich auf eigenen Beinen stehen würde, auch nach meinen eigenen Regeln leben würde. Siehst du den Unterschied? Die Regeln galten für die Zeit meiner Kindheit. Und damals war ich ein Kind. Doch schon ein Kind weiß bei uns, dass es als Erwachsener nur noch den Gesetzen folgen muss, die in den Gesetzbüchern stehen. Bei euch hingegen werden Frauen ihr ganzes Leben lang wie Kinder behandelt. Aber ich bin achtundzwanzig Jahre alt, Dalden. Ich bin erwachsen.« Urplötzlich lagen seine Hände auf ihren Brüsten. Seine warmen Handflächen versengten gleichsam den dünnen Stoff des Chauris. »Als Kind habe ich dich nie betrachtet.«
Brittany errötete, und diesmal sah Dalden es deutlich, denn das Innere des Zeltes war von Gaali-Steinen taghell erleuchtet. Er lächelte. Sie warf ihm einen finsteren Blick zu.
»Lenk nicht vom Thema ab«, schalt sie. »Ich habe nicht von Sex geredet, sondern ganz allgemein von der Art, wie Frauen hier behandelt werden. Die Gesetze, denen sie unterworfen sind, finde ich einfach absurd. Sie müssen bestimmte Kleider tragen und können noch nicht einmal ein paar Schritte aus der Haustür tun, ohne dass ihnen ein Mann dabei auf Schritt und Tritt folgt. Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie entwürdigend ich das finde?«
Nun war es an Dalden, die Stirn zu runzeln. »Die Gesetze kennst du, nicht aber die Gründe für ihre Entstehung.«
»Ich bin schon froh, dass Martha mir wenigstens so viel verraten hat. Sie wollte eigentlich überhaupt nichts sagen. Wahrscheinlich, weil sie diese Regeln genauso erniedrigend findet wie ich.« »Sie sollen Frauen nicht entwürdigen, sondern schützen.«
»Wenn deine Stadt ein zivilisierter Ort wäre, könnte ich auch durch die Straßen spazieren, ohne mich vor Belästigungen durch irgendwelche Krieger fürchten zu müssen. Oder willst du nun behaupten, Sha-Ka-Ra sei kein zivilisierter Ort?«
»Wie oft soll ich dir noch sagen, dass dieser
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