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Stern der Leidenschaft

Stern der Leidenschaft

Titel: Stern der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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überzeugen. Dalden hatte offenbar etwas ganz anderes im Sinn. Er war ein Teil dieses Märchens und glaubte selbst fest daran. Ihm war gar nicht wichtig, dass sie akzeptierte, wo sie war, wenn sie nur akzeptierte, bei wem sie war.
    Martha hatte ihn zur Geduld gemahnt. Das bedeutete wohl, dass er sich bisher zurückgehalten hatte und ihr jetzt erst sein wahres Gesicht zeigte. War dies der Zweck der geheimnisvollen Reise? Zog er sich nun mit ihr an einen abgelegenen Ort zurück, wo sie den echten Dalden kennen lernen würde? Den Barbaren, den sie bisher nur dann und wann einmal erahnt hatte? Brittany spürte, wie Angst in ihr aufstieg. Was, wenn sie nun Daldens barbarische Seite nicht mochte? Was, wenn er sich als so barbarisch erweisen sollte, dass sie es einfach nicht aushielt, mit ihm zu leben? Immer tiefer ritten sie in den dunklen Wald hinein. Brittany hatte längst jede Orientierung verloren.
    Wenn es hier überhaupt einen Pfad gab, dann sah sie ihn jedenfalls nicht. Meile um Meile führte ihr Weg sie weiter in die Finsternis. Die Dunkelheit machte Brittany schläfrig. Als sie endlich eine Lichtung erreichten, blendete das helle Licht des Mondes, der inzwischen aufgegangen war, sie beinahe. Erst jetzt, nachdem sie die tiefen Schatten des dichten Blätterdaches hinter sich gelassen hatten, sah Brittany die große gelbe Scheibe am Himmel stehen. »Hier bleiben wir«, erklärte Dalden, stieg ab und hob Brittany vom Rücken des Hataars. In der Nähe hörte man einen Fluss rauschen.
    »Sind wir am Ziel unserer Reise oder reiten wir morgen weiter?«, fragte sie. »Wir bleiben hier.« »Und zu welchem Zweck?« »Um zu lernen.«
    »Lass mich raten. Ich bin die Schülerin und du der Lehrer.«
    Dalden begann das Lasttier abzuladen. Er sah sie an und hob dabei eine Augenbraue. »Das klingt nach Unzufriedenheit und Ablehnung. Sagtest du nicht bereits des Öfteren, du wärest schon glücklich, wenn du nur mit mir zusammen sein könntest? Sollte das am Ende nicht die ganze Wahrheit gewesen sein? Macht es also doch etwas aus, wo wir zusammen sind?«
    Brittany seufzte. »Ist ja gut. Ich weiß auch nicht, warum ich so gereizt bin. Oder vielmehr – eigentlich weiß ich es. Aber nun geht meine miese Laune bestimmt schnell wieder vorbei. Immerhin reden wir jetzt wieder miteinander. Das tun wir doch, oder? Kein bedrückendes Schweigen mehr zwischen uns?« »Es gibt einen Grund für alles, was ich tue«, antwortete Dalden. »In diesem Wald leben viele wilde Tiere. Jäger, die ihnen nachstellen, streifen hier herum. Reisende durchqueren diese Gegend, und manchmal lauern ihnen Räuber auf. Ich musste mich konzentrieren. Unsere Sicherheit hing davon ab. Außerdem wollte ich nicht, dass Martha unseren Aufenthaltsort feststellen kann. Wenn wir auf dem Weg hierher geredet hätten, wäre ihr das wahrscheinlich gelungen. Du brauchst sie nun nicht mehr. Du gehörst mir, und ich werde dich beschützen. Und außerdem hast du inzwischen gelernt, dass es gewisse Entscheidungen gibt, die ich allein treffe.«
    »Super! Das war eine ganz tolle Erklärung. Bis auf den letzten Satz«, antwortete Brittany trocken. Dalden fuhr fort, das Packtier abzuladen. Beinahe nebenher bemerkte er: »Du willst unbedingt etwas finden, das dich an mir stört. Woran liegt das?« »Martha hat mich gewarnt …«
    »Schon wieder Martha?«, unterbrach er sie. »Habe ich nicht gesagt, du sollst vergessen, was sie dir erzählt hat?«
    »Du weißt, dass ich das nicht kann.« »Und das, wo du das meiste, was du von ihr weißt, ohnehin nicht glaubst?«
    Zum Glück konnte er in der Dunkelheit nicht erkennen, wie rot Brittany wurde. Marthas Andeutungen hatten wirklich dafür gesorgt, dass sie voller Misstrauen war und nun das Schlimmste von Dalden erwartete. Sie war auf allerhand Gewohnheiten und Charaktereigenschaften gefasst, die sie völlig unannehmbar finden würde. Er sagte, sie seien hierher gekommen, um zu lernen. Und das galt wohl doch für sie beide. Dagegen war nun wirklich nichts einzuwenden. War es denn nicht ihr Wunsch, ihn noch besser kennen zu lernen und wirklich alles zu erfahren, was es über ihn zu wissen gab?
    »Es tut mir Leid«, murmelte sie. »Ich habe wirklich eine Menge vorgefasster Ansichten mit hierher geschleppt. Aber ich werde versuchen, sie über Bord zu werfen. Soll ich dir helfen? Ich war als Kind bei den Pfadfindern und weiß, wie man Zelte aufbaut, Feuer macht, Beeren sammelt und in der Wildnis zurechtkommt.«
    Dalden betrachtete sie staunend.

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