Stern der Leidenschaft
es mir nicht übel, aber Sie brauchen anscheinend dringend einen Babysitter, Sie großer Junge.« Es dauerte einen Augenblick, bis er sie angrinste. »Sie haben gerade Marthas Herz erobert.« »Wer ist Martha?«
»Die Stimme hier drin.« Er tippte an den Ohrstöpsel. »Sie schlägt vor, ich sollte Sie zusätzlich zu Ihren anderen Aufgaben auch als meinen ›Babysitter‹ engagieren. Was ist das, ein ›Babysitter‹?«
Brittany wurde heiß. »Das wissen Sie nicht? Ahm – hat sie Ihnen das nicht erklärt? Vergessen Sies. Das ist sicher nur als Scherz gemeint. Aber was ist mit Ihrem Geld passiert? Sind Sie nur im Moment nicht flüssig, oder hat man Sie beraubt?«
»Weder noch. Bis zu dem Augenblick, in dem deutlich wurde, dass ich Hilfe brauche, bestand keine Notwendigkeit für Geld.«
Es dauerte eine ganze Weile, bis der Groschen fiel. Dann schlug Brittany sich mit der flachen Hand an die Stirn. Natürlich, warum war sie denn nicht gleich darauf gekommen? »Sie benutzen normalerweise nur Kreditkarten! Und aus irgendeinem Grund ist für Sie dieses Zahlungsmittel nicht dasselbe wie Geld. Okay, Sie dummes Kind. Ihr Hotel wird Ihnen auf Ihre Plastikkarte sicher keinen Kredit einräumen. Aber Sie können ja morgen früh zur Bank gehen.« Die Art, wie Dalden sie ansah, sagte Brittany ganz eindeutig, dass ihm alles, was sie sagte, wieder einmal spanisch vorkam. Aber nach einer der üblichen kleinen Pausen, in der er Marthas Erklärungen aufmerksam lauschte, erwiderte er: »Man erinnert mich gerade daran, dass ich erst bei einem neuen Aufgang an den Ort, wo ich schlafe, zurückkehren kann.« »Aufgang?«
Er seufzte, ließ sich von seinem Apparat weiterhelfen und sagte dann: »Manche nennen es einen neuen Tag.« »Ach, morgen!«, sagte Brittany und legte dann die Stirn in Falten. »Aber warum denn?« Geduldig erklärte er: »Ich wurde vor kurzem aus einem völlig nichtigen Grund dorthin zurückbeordert, und nun besteht nicht mehr die Möglichkeit, mich an diesem Aufgang noch einmal an jenen Ort zu begeben.«
Bei diesen Worten klang der sonderbare Fremde etwas gereizt. Aber Brittany war viel zu sehr mit Staunen beschäftigt, um es recht zu merken. Langsam dämmerte ihr, wie lästig es für ihn sein musste, dass er für jedes zweite Wort eine Erklärung benötigte. Der Sprachkurs, den er belegt hatte, war sein Geld nicht wert, wenn darin einfache Dinge wie Kreditkarten, Hotels und Banken nicht vorkamen. »Ort, wo ich schlafe« anstatt Hotel. Wahrscheinlich hatte man dem Ärmsten jede Menge unwichtiges Zeug eingetrichtert, anstatt ihn mit ein paar einfachen, aber grundlegenden Vokabeln auszustatten. Brittany rollte innerlich die Augen. Die einzige Erklärung, die ihr für diesen eigenartig löchrigen Grundwortschatz einfiel, war, dass er vielleicht aus einem jener entlegenen Winkel der Erde stammte, wo man noch auf Kamelen durch die weite Landschaft ritt. Von Hotels hatte dort wahrscheinlich ein Großteil der Bevölkerung noch nie etwas gehört. Aber konnte das wirklich sein?
Dann kam Brittany noch ein anderer Gedanke. »Moment mal! Wollen Sie damit sagen, Sie haben für heute Nacht noch keinen Schlafplatz, für morgen aber schon?«
Er nickte. Kopfschüttelnd fuhr sie fort: »Ich werde erst gar nicht versuchen, herauszubekommen, was dahinter steckt oder wie das möglich ist. Für mich klingt das zwar nicht nach einer ganz alltäglichen Fehlbuchung, aber von mir aus können Sie gern hier auf der Couch übernachten. Meine Mitbewohnerin Jan könnte vielleicht gewisse Einwände haben. Immerhin haben Sie sie fast zu Tode erschreckt. Andererseits – vielleicht freut sie sich ja über Ihren Besuch, wenn sie Sie erst einmal eingehend betrachtet hat. Wir essen um sechs.
Das Badezimmer finden Sie hinter der mittleren Tür dort. Und wie wäre es, wenn Sie mir in der Zwischenzeit noch etwas über sich und Ihren Auftrag erzählen. Dann verstehe ich vielleicht ein wenig besser, worum es hier überhaupt geht, und kann Ihnen eher behilflich sein.
Und nehmen Sie um Gottes willen dieses Ding wieder an sich«, fuhr sie fort. Diesmal warf sie ihm das Medaillon zu, damit er es nicht wieder zu ihr zurückschieben konnte. »So gut ich das, was ich dafür bekommen würde, auch brauchen könnte – ich gehöre nicht zu der Sorte von Leuten, die die Unwissenheit ausländischer Gäste ausnutzen. Wir suchen morgen einen Käufer dafür. Dann sind Sie wieder flüssig und geben mir einfach ein paar Tausender von Ihrem Geld ab. Das ist als
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