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Stern der Leidenschaft

Stern der Leidenschaft

Titel: Stern der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Aufträge kämpfen und landete oft bei kleinen Firmen, in denen ich ständig wieder von neuem zeigen musste, dass ich mein Metier beherrsche. Als Arbor dann den Firmensitz von San Francisco nach Seaview verlegte und mir einen festen Vertrag anbot, ließ ich mich nicht lange bitten. Auf diese Weise habe ich nun immer genug zu tun und arbeite mit Leuten, die ich kenne. Ich muss nicht mehr ständig Aufträgen hinterherlaufen und mit irgendwelchen schrägen Typen auf den unmöglichsten Baustellen schuften. Und es gefällt mir hier sehr gut. Ich stamme ursprünglich aus einem kleinen Ort. Deshalb mag ich wohl kleine Städte lieber als die großen Metropolen. Für eine nette, ruhige Gemeinde wie Seaview kann ich richtiggehend Heimatgefühle entwickeln.« Irgendetwas von dem, was sie gerade gesagt hatte, schien Dalden zu überraschen. Er fragte auch sofort nach: »Sie lebten nicht schon immer hier? Was fuhrt Sie dann an diesen Ort? Eine Heirat?« »Großer Gott, nein! Ich bin nicht verheiratet«, antwortete Brittany. Innerlich musste sie über die elegante Art und Weise lachen, mit der er diese Information aus ihr herausgekitzelt hatte, ohne sie direkt zu fragen, ob sie gebunden sei. Doch seine Fragen brachten sie auf einen Gedanken. »Das heißt wohl, Ihre Landsleute bleiben für gewöhnlich ihr Leben lang in der Gegend, in der sie geboren sind.«
    »So ist es. Erst nach ihrer Hochzeit verlässt eine Frau den Ort ihrer beschützten Kindheit.« Dann seufzte er. »Man weist mich darauf hin, dass unsere Kulturen sich sehr stark voneinander unterscheiden. Offensichtlich findet man hier nichts dabei, wenn Frauen allein leben.« Brittany staunte. »Nichts für ungut, aber Ihr Land scheint wirklich ein klein wenig rückständig zu sein.« Er grinste. »Sie würden es wahrscheinlich ›barbarisch‹ nennen.«
    Seinem Grinsen nach war das als Scherz gemeint. Brittany hoffte es zumindest. Nachfragen wollte sie lieber nicht. Aber das Bild verwegener Männer, die auf dem Rücken von Kamelen umherzogen und ihre unterwürfigen Frauen in Zelten einsperrten, ließ sich nicht recht aus ihrem Kopf verbannen. Sie versuchte, diese Vorstellung abzuschütteln, indem sie wieder zu ihrem ursprünglichen Thema zurückkehrte.
    »Bevor ich zum Bau kam, versuchte ich mich in anderen Jobs, aber so richtig gefallen haben sie mir nie.« »Was waren denn das für Tätigkeiten?« Brittany wollte es ihm gerade erklären, als ihr bewusst wurde, dass sie auch ihre Lehr- und Wanderjahre mit Tätigkeiten zugebracht hatte, die noch immer vorwiegend von Männern ausgeübt wurden. Sie musste also wohl etwas weiter ausholen, damit er sie verstand. »Ich habe drei ältere Brüder. Als einziges Mädchen blieb mir nichts anderes übrig, als die Interessen der Jungs zu teilen, wenn ich nicht ständig allein vor mich hin spielen wollte. Und es machte mir Spaß, mit den Jungs zu angeln, zu jagen oder mich mit ihnen in den verschiedensten Sportarten zu messen. ›Wildfang‹ wurde damals zu meinem zweiten Namen.« »Ist er das noch immer?«
    Brittany lachte, weil Dalden seine Frage offensichtlich ernst meinte. Da sie ihm aber nicht erst lang und breit erklären wollte, was man unter einem Wildfang verstand, antwortete sie einfach mit einem »Nein«. Dann fuhr sie fort: »Wir lebten auf einer Farm. Mein ältester Bruder, York, reparierte immer den Traktor. Er wollte nie etwas anderes als Mechaniker werden und betreibt inzwischen eine eigene Werkstatt samt Tankstelle in unserem Heimatort. Ich habe ihm oft bei seiner Arbeit geholfen und dabei einiges gelernt, was mir noch immer zugutekommt. Später habe ich sogar ein paar Jahre lang in einer Werkstatt gearbeitet. Ich hätte dort bleiben und womöglich eine gute Mechanikerin werden können. Aber so sehr gefiel mir der Job dann doch nicht. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr, ständig die schwarzen Ränder unter meinen Fingernägeln zu entfernen.«
    Eigentlich hatte Brittany auf diese Bemerkung hin ein Lächeln erwartet, doch Dalden sah sie nur ununterbrochen voller Aufmerksamkeit an. Genau genommen war er schon beinahe zu aufmerksam. Brittany fragte sich, ob er sich wirklich für das, was sie sagte, interessierte, oder ob er sie nur reden hören wollte. Möglicherweise betrachtete er diese ganze Unterhaltung lediglich als erweitertes Sprachtraining und versuchte, von ihr den korrekten Sprachgebrauch zu lernen. Vielleicht schützte er auch nur solches Interesse vor, weil er sie anziehend fand. Den Hoffnungsschimmer, der in

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