Stern der Leidenschaft
Entschädigung für die Tage, an denen ich nicht regulär arbeiten kann, mehr als ausreichend.« Brittany lehnte sich im Sessel zurück, während die Dame in Daldens Apparat wieder einmal die notwendigen Erklärungen lieferte. Doch Daldens Lächeln kam schneller als erwartet. »Man sagt mir, es gäbe hier tatsächlich echtes Essen. Ich kann es kaum erwarten, eine Mahlzeit mit Ihnen zu teilen.« Brittany lachte laut heraus. Wahrscheinlich brauchte in Wirklichkeit diese Martha einen Übersetzer und nicht er.
Kapitel Elf
Leider verlief das Gespräch nicht ganz so, wie Brittany gehofft hatte. Anstatt ihr ein wenig mehr über sich zu erzählen, brachte Dalden – wie zufällig – die Sprache wieder auf Brittanys Lebensumstände. Eine Bemerkung hatte seine Neugier geweckt. »Was ist das für eine Arbeit, in der Sie bis über beide Ohren stecken?«, fragte er. Die Art, wie er das sagte, verriet Brittany, dass er ihre Worte wieder einmal in ihrer buchstäblichen Bedeutung verstand und sich vorstellte, wie sie tatsächlich bis zur Nasenspitze in einem Sumpf versank.
»Ehm, das sagt man nur so. Es bedeutet, man arbeitet so viel, dass kaum Zeit für andere Dinge bleibt. Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, falle ich meist schon Minuten später erschöpft ins Bett. Verstehen Sie nun, was ich mit meiner Bemerkung meinte?« »In der Tat«, nickte er. »Aber nun würde ich gerne noch ein wenig mehr über diese Arbeit erfahren, die Sie so sehr beansprucht.«
Brittany wusste nicht recht, warum sie nun plötzlich verlegen wurde. Schließlich hatte sie sich bereits vor Jahren für ihren Beruf entschieden und war längst daran gewöhnt, ungläubig nachfragenden Mitmenschen die Gründe für ihre Berufswahl erklären zu müssen. Sie hatte es nun wirklich nicht nötig, sich einem dahergelaufenen Fremden gegenüber zu rechtfertigen oder gar zu schämen.
Brittany arbeitete in einem Berufsfeld, das eigentlich als Männerdomäne galt, und Männerschreck war noch das harmloseste Schimpfwort, das sie sich deshalb gelegentlich anhören musste. Auf die ablehnenden Reaktionen und hämischen Kommentare gab sie längst nichts mehr. Ganze Arbeitskolonnen hatten schon mit Streik gedroht, wenn sie ihnen zugeteilt wurde. Es gab sogar Architekten, die sich weigerten, mit ihrer Baufirma zusammenzuarbeiten, wenn sie erfuhren, dass eine Frau zur Belegschaft gehörte. Dass Brittany nicht längst den ihr eigenen Sinn für Humor verloren hatte, grenzte an ein Wunder. Und oft brauchte sie jedes Quäntchen dieses Humors, um überhaupt durchzuhalten. Aber wozu all die Mühe, wo es doch so viele andere, vielleicht einfachere Jobs gab? Bei all den handwerklicher; Fertigkeiten, die Brittany inzwischen perfekt beherrschte, konnte sie sich eigentlich eine andere Beschäftigung suchen. Aber sie leistete hervorragende Arbeit und die Bezahlung war entsprechend. Etwas zu finden, das sie ähnlich gut konnte und das ihr genauso viel Geld einbrachte, war gar nicht so leicht. Und schließlich gab es da noch den nicht gerade bescheidenen Wunschtraum, an dessen Erfüllung sie arbeitete. Als großen Vorteil ihres Berufes betrachtete Brittany außerdem, dass sie bei Bedarf ein paar Monate oder gar Jahre lang freinehmen konnte, ohne gleich den Anschluss an die Entwicklungen in ihrer Branche zu verlieren. Wenn sie eines Tages genügend Geld zusammen hatte, um mit dem Bau ihres eigenen Hauses zu beginnen, würde sie eine Zeit lang aus dem Berufsleben aussteigen. Im Baugeschäft gab es kaum tiefgreifende Veränderungen. Gelegentlich kamen verbesserte Versionen bewährter Werkzeuge auf den Markt, Gewerkschaftsvertreter wurden gewählt oder abgesetzt, ein paar Gesetze änderten sich, und es gab inzwischen sogar in ihrer Branche gewisse Sozialleistungen. Aber Häuser baute man heute im Grunde nicht anders als noch vor Generationen. Brittanys Schweigen beschäftigte Dalden. »Man sagt mir, Sie reden nicht gern über Ihre Arbeit. Woran liegt das?«, forschte er. Die Stimme in seinem kleinen Apparat konnte unmöglich nur aufgrund von Brittanys Zögern zu dieser Erkenntnis gelangt sein. Vielleicht drückte Dalden mit »man sagt mir« lediglich seine Meinung aus, anstatt etwas zu wiederholen, was Martha ihm einflüsterte. Wahrscheinlich hatten Brittanys glühende Wangen sie verraten, und die sah ja schließlich nur er. Es reichte schon, dass Martha offensichtlich jedes Wort mithören konnte.
»Da liegen Sie gar nicht so falsch«, gab Brittany jetzt zu. »Aber das ist auch kaum
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