Stern der Leidenschaft
Brust. Ihr erster Impuls war, Dalden ohne viel Federlesens in ihr Schlafzimmer zu zerren. Aber ihre strenge Erziehung und achtundzwanzig Jahre voll eherner Prinzipien sorgten dafür, dass sie nun wie angewurzelt im Wohnzimmer stehen blieb.
Er hatte sie ja noch nicht einmal geküsst. Und ihre erste Begegnung war kaum sechs Stunden her. Wie konnte sie unter diesen Umständen auch nur daran denken, dem verwirrenden Drängen, das sie unerklärlicherweise in sich spürte, so mir nichts, dir nichts nachzugeben? Und wie sollte sie ihm nun widerstehen, wo sie doch so lange auf den richtigen Mann gewartet hatte?
Kein Mensch verlangte von ihr, dass sie sich bis zur Hochzeitsnacht aufsparte. Im heutigen Zeitalter der Spaß-Generation und der Selbstverwirklichung tat das ohnehin kaum noch eine Frau. Genau genommen war sie ja schon beinahe im Begriff gewesen, mit Tom zu schlafen, als seine taktlose Bemerkung ihre Gefühle für ihn zunichte gemacht hatte. Aber genau da lag der Hase im Pfeffer! Nach zahllosen gemeinsam verbrachten Sonntagen hatte sie Tom echte Zuneigung entgegengebracht, hatte geglaubt, ihn wirklich gut zu kennen. Vielleicht war das ja ein Irrtum gewesen, aber sie hatte es zumindest gedacht. Dalden hingegen kannte sie überhaupt nicht. Sie reagierte rein körperlich auf ihn. Mit irgendwelchen tieferen Gefühlen hatte das überhaupt nichts zu tun.
Vielleicht war sie ja doch altmodischer, als sie selbst ahnte. Jedenfalls hörte sie sich sagen: »Ich glaube nicht, dass ich meine moralischen Grundsätze so einfach über Bord werfen kann, Dalden. Ich kenne Sie ja kaum.« Besonders enttäuscht sah er nicht aus. Aber sie hatte ihm ja auch nicht direkt ein Nein entgegengeschleudert. »Sie wollen auf vorherige Verabredungen und das Kennenlernen nicht verzichten?« »So handhaben wir es hier für gewöhnlich.« »Dass wir einander begegnet sind, ist aber eher ungewöhnlich, Kerima. Bis heute lag ein ganzes Universum zwischen uns, und doch vermochte es uns nicht auf Dauer zu trennen. Was wir nun fühlen, ist stärker als alle kulturellen Unterschiede, die es zwischen uns geben mag, stärker als alle Prinzipien.« Tatsächlich? Brittany konnte für sich mit gutem Gewissen behaupten, noch nie etwas Derartiges empfunden zu haben. Sollte es Dalden tatsächlich ähnlich gehen? Dieser Gedanke ließ sie innerlich erschauern, sodass sie tatsächlich weiche Knie bekam. Aber ein letzter Rest Vernunft meldete sich hartnäckig zu Wort und erinnerte sie daran, dass manche Männer um einer Eroberung willen schlichtweg alles sagen würden. Brittany wünschte sich nichts mehr, als diese vernünftige innere Stimme zum Verstummen zu bringen. Sie wollte einfach nicht glauben, dass Dalden zu dieser Sorte Männer gehörte, aber schließlich kannte sie ihn überhaupt nicht. Sie wusste praktisch gar nichts über ihn, dabei hatte sie selbst nahezu ihre gesamte Lebensgeschichte vor ihm ausgebreitet. Von ihm hatte sie bisher lediglich erfahren, er sei in einer geheimnisvollen Mission unterwegs und brauche dazu ihre Hilfe. »Sie zögern«, stellte er fest. Dabei verriet sein Tonfall nicht den winzigsten Anflug von Enttäuschung. »Nun gut. Heute Abend widmen wir uns also dem Kennenlernen, um den Spaß kümmern wir uns dann morgen.« Brittany begann zu lachen. Sie konnte nicht anders. Er verstand den Grund für ihre Zurückhaltung anscheinend wirklich nicht. Aber sie hatte keine Lust, nun stundenlange Erklärungen abzugeben. Dazu ließ er ihr auch gar keine Gelegenheit. Völlig überraschend küsste er sie. Aus seiner Sicht war das wohl ein Teil des Kennenlernens und daher völlig in Ordnung. Brittany lag nichts ferner, als ihn zurückzuweisen. Sie wollte nur diesen wunderbaren Augenblick auskosten. Daldens andere Hand kam an ihrer linken Wange zu liegen. Wie eingehüllt lag ihr Gesicht nun zwischen seinen warmen Handflächen. Seine Lippen fühlten sich überraschend weich an. Zärtlich umschlossen seine Hände ihr Gesicht, während er sie sanft küsste. Unerklärlicherweise hatte Brittany das Gefühl, am ganzen Körper liebkost zu werden. Derartige Berührungen hätten ihr wahrscheinlich vollends die Sinne geraubt. Schon jetzt fürchtete sie, auch noch den letzten verbliebenen Rest an Selbstbeherrschung zu verlieren.
Dieses Gefühl sollte sich noch verstärken. Bald ließ Dalden sich in dem Sessel nieder, in dem Brittany zuletzt gesessen hatte, und zog sie zu sich hinunter auf seinen Schoß. Da Brittany Shorts trug, waren ihre Beine beinahe
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