Stern der Leidenschaft
Gedanke. Sie unterdrückte den Impuls, dennoch gleich unter dem Tisch nachzusehen.
Brittany und Dalden kamen allerdings nicht mehr dazu, dieses Thema zu vertiefen, denn plötzlich drangen Geräusche aus Jans Zimmer. Man hörte sie leise vor sich hin schimpfen. Dann öffnete sich die Tür, und Jan stolperte ein wenig unsicher ins Wohnzimmer. Dabei rieb sie sich die Augen. Als sie Brittany sah, murmelte sie: »Ich hatte einen ganz eigenartigen Traum.« Erst in diesem Augenblick entdeckte sie Dalden auf der Couch und hauchte: »Na ja, vielleicht aber auch nicht. Wer, zum Teu …«
An dieser Stelle blieb ihr der Mund offen stehen. Zentimeter für Zentimeter wanderten Jans Blicke über Daldens imposante Erscheinung. Dabei wurden ihre Augen immer größer.
Um seinen Hals nicht verdrehen zu müssen, stemmte Dalden sich vom Sofa hoch und wandte sich zu Jan um.
Nun wurden ihre Halsmuskeln strapaziert. Schon zu Brittany musste die zierliche kleine Jan stets aufblicken, aber Daldens Körpergröße hatte etwas Überwältigendes. Nachdem sein gutes Aussehen sie zunächst in seinen Bann geschlagen hatte, ließ seine turmhoch aufragende Gestalt sie nun unwillkürlich ein Stück zurückweichen. Am Ende stand sie schon fast wieder in ihrem Zimmer.
Unter der Tür hielt sie an. »Heiliger Bimbam!«, stieß sie endlich hervor. »Das ist einer deiner drei Brüder, stimmt’s? Du hättest mir auch sagen können, dass er zu Besuch kommt.«
Jan war nie einem von Brittanys Brüdern begegnet. Doch aus irgendeinem Grund stellte sie sich die Jungs noch deutlich größer vor als ihre kleine Schwester Brittany. Dabei brachte York es in Wirklichkeit gerade einmal auf einen Meter sechsundneunzig und Kent und Devon waren noch ein Stückchen kleiner. Brittany antwortete: »Ich freue mich, dir mitteilen zu können, dass es sich hier nicht um einen meiner Verwandten handelt.«
»Oh!«, rief Jan aus und sah ihrer Freundin ins Gesicht. Als sie deren gerötete Wangen bemerkte, zog sich das »Ohhhhh« noch ein wenig in die Länge. Und das wiederum verstärkte die Röte von Brittanys Kopf. Sie erinnerte sich plötzlich an ihre guten Manieren, räusperte sich und stellte Jan und Dalden einander ordnungsgemäß vor. Es gelang ihr sogar, noch eine mehr oder minder verständliche Erklärung zu stammeln, warum Dalden sie besuchte. Dann flüchtete sie unter dem Vorwand, sich um das Abendessen kümmern zu müssen, in die Küche. Dort wartete Brittany mit klopfendem Herzen darauf, dass ihr heißer Kopf ein wenig kühler wurde. Im Laufe des heutigen Tages war sie mit Sicherheit öfter rot geworden als in den vergangenen fünf Jahren zusammengenommen. Jan mit Dalden allein im Wohnzimmer zurückzulassen, erschien Brittany nicht weiter bedenklich. Jans lang gezogenes »Oh« hatte deutlich gezeigt, dass sie die Situation auf ihre Art interpretierte. Jan fiel auch prompt eine wichtige Verabredung ein, zu der sie nun dringend aufbrechen musste, und schon nach wenigen Minuten verließ sie hastig das Apartment. Schließlich mühte sie sich seit über drei Jahren damit ab, Brittany an den Mann zu bringen. Da wollte sie an diesem Abend nun wirklich nicht die störende Dritte sein. Vor allem, wo doch ziemlich offensichtlich war, wie sehr Brittany dieser prächtige Bursche gefiel. Ein derartiges Strahlen in den Augen ihrer Freundin hatte Jan jedenfalls bisher noch nie gesehen.
Und Brittany kochte, als ginge es um ihr Leben. Nie zuvor hatte sie eine solch aufwändige Mahlzeit auf den Tisch gebracht. Sie studierte sogar das Kochbuch, um nur ja keinen Fehler zu machen. Als sie hinterher merkte, wie sehr sie sich angestrengt hatte, um diesen Dalden, den sie erst ein paar Stunden lang kannte, zu beeindrucken, schämte sie sich beinahe ein wenig. Wenn sie ihm nicht so gefiel, wie sie war, gab es ohnehin keine Hoffnung auf eine Beziehung, ob nun dauerhaft oder eher flüchtig. Zu Brittanys festen Grundprinzipien gehörte es, sich niemals für irgendeinen Mann zu verbiegen. Sie war zufrieden mit sich und ihrem Leben und hatte ihre eigenen Ziele. Das Essen schien Dalden allerdings vorzüglich zu schmecken. Zumindest leerte er seinen Teller dreimal hintereinander bis zum letzten Krümel. Da sie mit drei Brüdern aufgewachsen war, wusste Brittany, was kräftige junge Burschen so alles verdrücken konnten. Doch die gewaltigen Berge deftigen Essens, die Dalden vertilgte, brachten selbst sie noch zum Staunen. Zum Glück hatte sie nicht an den Beilagen gespart. Reste musste sie nach
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