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Stern der Leidenschaft

Stern der Leidenschaft

Titel: Stern der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Kapitel Achtzehn
     
    Bevor sie der Mut verlassen konnte, fasste Brittany sich ein Herz, marschierte in den Warteraum und von dort direkt in das Vorzimmer des Bürgermeisters. Noch immer zweifelte sie daran, dass die Wechselruten tatsächlich funktionierten. Doch das Schlimmste, was ihr passieren konnte, war, dass man sie auslachte und ihr die Tür wies.
    »Brittany Callaghan. Ich habe einen Termin beim Bürgermeister.«
    »Gehen Sie ruhig gleich hinein, Miss«, sagte der Sekretär, ohne auch nur aufzublicken. »Mr Sullivan erwartet Sie bereits.« Das war natürlich völlig unmöglich. Sicher hatte Dalden den Sekretär nur diesen Termin in den Plan schreiben lassen und nicht daran gedacht, dass es zu den wichtigsten Aufgaben des Herrn im Vorzimmer gehörte, dem Bürgermeister mitzuteilen, welches Anliegen sein nächster Besucher hatte. Ein Politiker wusste schließlich immer gern, mit wem er es zu tun hatte, und schlug dann den jeweils passenden Ton an. Brittany stellte sich den Schrecken auf Sullivans Gesicht vor, wenn sie plötzlich unverhofft vor ihm stand, während er gerade zwischen zwei Terminen sein Lunch herunterschlang.
    Es war sicher nur noch eine Frage von Sekunden, bis die Sicherheitskräfte eintrafen. Brittany spürte Panik in sich aufsteigen. Es lag ihr nicht, irgendwelche Lügengeschichten zu erfinden. Und im Augenblick wollte ihr einfach kein plausibler Grund einfallen, warum sie den Bürgermeister in seiner wohlverdienten Mittagspause störte.
    Und dann stand plötzlich Dalden neben ihr. Viel schneller als erwartet war er zurück und trat an ihr vorbei auf Sullivans Tür zu. Fast nebenbei erklärte er: »Wir mussten gar nicht in deine Rostlaube steigen. Der Centurianer wurde zu Martha geschickt. Sie sagte, ich hätte dir hier möglicherweise noch nicht alle Türen geöffnet.«
    Die beiden unverhofften Gäste brachten den Bürgermeister so durcheinander, dass Dalden schon bei ihm stand, bevor er noch recht fragen konnte: »Wer …?« Dalden berührte ihn mit der Rute und sagte mit völlig ruhiger Stimme: »Sie erwarten diese Frau. Sie werden ihre Fragen wahrheitsgemäß beantworten und sie sofort wieder vergessen, wenn dieser Besuch beendet ist. Mich nehmen Sie gar nicht wahr.« Dann ließ Dalden sich in einen Stuhl in einer Ecke des Zimmers fallen, der prompt unter seinem Gewicht zusammenkrachte. Leise vor sich hin schimpfend, rappelte er sich auf und setzte sich äußerst vorsichtig auf den nächsten. Dann grinste er Brittany aufmunternd an. Der Bürgermeister würdigte ihn keines Blickes und zuckte nicht mit der Wimper, als der Stuhl zerbrach. Brittany hatte Mühe, ihren Mund rechtzeitig zu schließen, um Sullivan, der nun mit ausgestreckter Hand und einem gewinnenden Lächeln auf sie zueilte, nicht mit hängendem Unterkiefer gegenüberzustehen. Auf die Frage, was er für sie tun könne, räusperte sie sich erst einmal umständlich, um etwas Zeit zu gewinnen.
    Soeben hatte sie mit eigenen Augen gesehen, wie ungeheuerlich die Wirkung der Wechselruten war und wie viel Schaden damit angerichtet werden konnte, wenn sie in die falschen Hände gerieten. Wohl vor allem deshalb ging sie bei der nun folgenden »Vernehmung« des Bürgermeisters mit schonungsloser Offenheit vor. In dem Bewusstsein, dass er sich wahrscheinlich weder an sie noch an ein einziges Wort ihrer Unterredung erinnern würde, fand Brittany es überflüssig, um den heißen Brei herumzureden. Kurz entschlossen fragte sie Sullivan, ob ihm in der Stadt in letzter Zeit vermehrt Ausländer aufgefallen seien, ob er sein politisches Programm oder auch sein Verhalten in den letzten Tagen aus unerfindlichen Gründen verändert habe. Sie deckte sämtliche Themenbereiche ab, die ihr auf die Schnelle einfielen, und hin und wieder half Dalden ihr mit einer Frage aus. Am Ende des Gesprächs stand fest, dass Jorrans Leute bereits bis zum Bürgermeister vorgedrungen waren. Bislang hatten sie jedoch keinen größeren Schaden angerichtet. Ja, er kannte Jorran. Sie waren alte Freunde. Nein, er erinnerte sich nicht daran, wie sie einander kennen gelernt hatten. Er wusste auch nicht, wie Jorran aussah, aber das kam ihm nicht besonders eigenartig vor. Offensichtlich hatten Jorrans Leute Sullivan für ein baldiges Treffen mit ihrem Anführer präpariert, doch noch waren sie einander nicht persönlich begegnet.
    Dalden beschloss, Jorran ein paar Stolpersteine in den Weg zu legen, indem er den Bürgermeister mit widersprüchlichen Informationen

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