Stern der Leidenschaft
geht an einen Ort, wo er sich unbeobachtet um den ›Sklaven‹ kümmern kann.« »Sich um ihn kümmern? Was meinen Sie damit?« Ein Kichern tönte aus dem Kästchen. »Du scheinst uns ja wirklich alles zuzutrauen. Glaubst du etwa im Ernst, wir würden jemanden kaltblütig umbringen?« Brittany bekam einen roten Kopf. Sie hatte wohl tatsächlich ein wenig schockiert geklungen, und sie musste zugeben, dass sie schon das Schlimmste vermutet hatte. Aber warum wollten sie nun plötzlich unbeobachtet sein, wenn nicht, um den Kerl, den sie gefangen hatten, zu beseitigen?
»Wir stellen ihm ein paar Fragen«, fuhr Martha fort, als habe sie Brittanys Gedanken gelesen. »Und dann schicken wir ihn zurück ins feindliche Lager, ohne dass er sich an uns erinnert. Die Rute behalten wir natürlich. Er wird glauben, er habe sie verloren. Aber er wird eine Verbindung zu mir herstellen, und auf diese Weise erhalte ich von nun an jeden Tag einen Bericht über Jorrans Aktivitäten. Das erleichtert unsere Arbeit ungemein.«
»Wenn Sie das so sagen, hört sich alles ungeheuer einfach an.«
»Das ist auch der einfachste Teil«, antwortete Martha. »Der schwierigere liegt noch immer bei dir. Wir müssen Jorran aufhalten, bevor er zu viele Personen in seinem Sinne manipuliert hat und zu viele irreparable Schäden anrichtet.«
»Kann dieser Mann uns nicht sagen, wo Jorran sich gerade aufhält?«
»Ziemlich unwahrscheinlich. Jorran zieht nur wenige Auserwählte ins Vertrauen. Den Rest seiner Leute betrachtet er als willenlose Befehlsempfänger, die tun, was er ihnen aufträgt, ohne zu wissen, warum. Sicher können sie untereinander in Verbindung treten, um neue Anweisungen zu erhalten, doch nie mit Jorran selbst. Er hält es für unter seiner Würde, direkt mit seinen Untergebenen zu sprechen.« »Wie ein Gangsterboss?« »Wie ein selbstherrlicher Monarch.« »Das macht für mich kaum einen Unterschied.« »Eine exzellente Beobachtung, wenn dir auch die genannten Herrschaften kaum zustimmen würden. Genug geplaudert. Bringst du uns nun bitte an einen verschwiegenen Ort?«
Brittany seufzte. Sie hätte die Unterhaltung gern noch ein wenig fortgesetzt. Diesem neuen Stück in dem großen, verwirrenden Puzzle fehlten hier und da an den Rändern noch ein paar Details. Doch sie hatte das sichere Gefühl, dass sie ohnehin nicht mehr weiterkommen würde, wenn Martha ein Thema für beendet erklärte.
»In der Toilette an der Ecke dort drüben könnte Dalden einen Augenblick lang unbeobachtet mit dem Mann sprechen. Da es sich allerdings um eine öffentliche Einrichtung handelt, haben die beiden nicht viel Zeit. Vielleicht ist es besser, sie setzen sich in mein Auto.« Sie warf Dalden den Schlüssel zu. »Schalte die Klimaanlage ein und lass die Fenster geschlossen. Dann hört euch keiner.«
»Es ist noch viel wichtiger, dass sie keiner sieht«, erklärte Martha. »Aber wir können es versuchen. Und wie wäre es, wenn du dich ein wenig mit eurem Bürgermeister unterhältst, während wir beschäftigt sind? Es schadet nichts, einmal nachzusehen, ob man bereits versucht hat, ihn zu verändern.«
»Man kann bei uns nicht einfach auf einen Schwatz beim Bürgermeister hereinschneien. Dazu braucht man einen Termin, und den bekommt man nur, wenn man einen guten Grund angeben kann. Sullivan ist ein viel beschäftigter Mensch. Wer nur ein paar belanglose Fragen stellen will, kommt nicht einmal bis in sein Vorzimmer.«
»Sein Vorzimmer? Arbeitet dort eine Frau für den Bürgermeister?«
»Nein, ein Mann, soweit ich weiß.« »Dalden, besorg unserer Kleinen doch noch kurz einen Termin beim Bürgermeister, bevor wir uns mit dem Sklaven auf den Parkplatz zurückziehen.« Brittany sah mit offenem Mund zu, wie Dalden schon Augenblicke später, die Wechselrute unter dem Arm, hinter einer Tür verschwand. Sie führte zu dem Korridor, an dem die Räume des Bürgermeisters lagen. Kaum zwei Minuten später erschien Dalden wieder im Freien und machte sich mit seinem »Sklaven« im Schlepptau auf den Weg zum Parkplatz. Unentschlossen stand Brittany gleich darauf selbst vor der Tür im Rathaus, durch die Dalden eben getreten war. Es erschien ihr völlig unmöglich, dass er ihr ohne weitere Umstände einen Gesprächstermin beim Oberhaupt der Stadt verschafft hatte. Sie würde sich lächerlich machen, wenn sie nun bei seinem Sekretär auftauchte und behauptete, Sullivan erwarte sie. Aber hätte Dalden ihr nicht Bescheid gesagt, wenn sein Unternehmen fehlgeschlagen
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